Klitschkos Appell: „Habt Respekt!”

Vor dem WM-Kampf gegen Mariusz Wach gedenkt Weltmeister Wladimir Klirtschko seinem toten Trainer Emanuel Steward und ärgert sich über die Sprüche aus dem gegnerischen Lager
Matthias Kerber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Vor dem WM-Kampf gegen Mariusz Wach gedenkt Weltmeister Wladimir Klitschko seinem toten Trainer Emauel Steward und ärgert sich über die Sprüche aus dem gegnerischen Lager

AZ: Herr Klitschko, acht Jahre lang, bei 17 Kämpfen, war immer Trainer-Guru Emanuel Steward in Ihrer Ecke. Nach Stewards tragischem Tod vor zwei Wochen müssen Sie am Samstag gegen Mariusz Wach ohne Ihren Coach auskommen. Wie schwer wiegt der Verlust für Sie?

WLADIMIR KLITSCHKO: Es tut weh, ohne ihn sein zu müssen, zu wissen, dass ich sein Lächeln nicht mehr sehen werde. Er war einer meiner engsten Vertrauten, wir haben sehr viel geredet. Natürlich über Boxen, aber auch über Gott und die Welt. Ich vermisse ihn als Menschen, als Freund, als Trainer. Deswegen werde ich den Kampf gegen Wach für ihn gewinnen.

Wie sehr haben Sie die Kommentare aus dem Lager von Wach gestört? Die hatten – als Steward schwer erkrankt um sein Leben kämpfte – gemeint: Stewards Zeit sei vorbei und daher auch Ihre.

Das hat mir gar nicht gefallen. Deswegen habe ich denen auch meine Meinung zukommen lassen. Habt Respekt! Emanuel kämpft um sein Leben, und ihr macht Sprüche. Ich werde mich zwar von den Emotionen im Ring nicht leiten lassen, da bleibt mein Herz eiskalt, aber sie sollen wissen, dass Respektlosigkeiten immer wie ein Bumerang zurückkommen. Ich habe so viele vollmundige Worte vor den Kämpfen gehört, was aber zählt, ist, was man danach sagen kann. Viele haben nicht einmal die Größe, auf der Pressekonferenz nach dem Kampf zu erscheinen, weil sie sich schämen für die Art, wie sie verloren haben. Mal sehen, ob die, die so respektlos gegenüber Emanuel waren, danach noch was zu sagen haben oder ob ihnen meine Antwort im Ring gereicht hat.
Mit Wach boxen Sie erstmals einen größeren Gegner.

Ja, aber es kommt nicht auf die Größe an sich an, sondern was man daraus macht. Ich werde Wach nicht unterschätzen, aber ich weiß, dass mich keiner schlagen kann, wenn ich zu hundert Prozent fokussiert bin. Und das bin ich.

Wach ist bisher unbesiegt!

Genau das liebe ich! Ich kämpfe viel lieber gegen Boxer, die noch nie die Bitterkeit der Niederlage erfahren mussten, denn sie kennen nicht beide Seiten, sie kennen nur die süßen Früchte. Kämpfer, die diesen üblen Geschmack des Verlierens erleiden mussten, sind gefährlicher. Sie würden alles dafür tun, nie wieder in der Gosse des Boxsports zu landen. Wach wird diese Erfahrung machen müssen.

Seit acht Jahren haben Sie die Bitterkeit der Niederlage nicht mehr erlebt.

Aber diese bittere Erfahrung hat sich in meine Seele gebrannt. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich bin. Ich weiß heute, wofür ich mich monatelang quäle: für diesen einen kurzen Moment im Ring, in dem klar wird, der Stärkere gewesen zu sein.

Als alle – selbst Ihr Bruder Vitali – nicht mehr an Sie glaubten, war es Emanuel Steward, der zu Ihnen stand.

Es gab Zeiten, da wurde ich auf der Straße verspottet, ich habe all das in mich aufgesogen und in Energie umgewandelt. Mein Bauch hat mir damals gesagt: Mach weiter! Emanuels Bauch hat ihm gesagt, dass wir zusammen Großes leisten können. Er stand an meiner Seite, als sich fast alle abgewendet haben.

Ihr größter Kampf war gegen Großmaul David Haye, den Sie vorgeführt haben, jetzt fordert er Ihren Bruder Vitali und bezeichnet die Klitschkos als „Schlappschwänze”.

Ich habe vor langer Zeit aufgehört, Haye ernst zu nehmen. Er ist für mich nur ein Quatschkopf. Ich weiß nicht, warum er glaubt, wir hätten ihn als Gegner nötig. Vitali wird seine Entscheidung treffen, ob er ganz in die Politik geht oder ob er weiterboxt. Die Entscheidung wird nicht davon abhängig sein, ob Haye das Wort Schlappschwanz noch ein paar Mal in den Mund nimmt.
 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.