Klitschko verteidigt WM-Titel: Rahman kein Gegner

mannheim - Doppel-Weltmeister Wladimir Klitschko hat mit seinem leichten Sieg über den kraft- und mutlosen Amerikaner Hasim Rahman die Krise des Schwergewichts-Boxens vertieft.
Was Ex- Weltmeister Rahman vor knapp 13 000 Zuschauernin der Mannheimer SAP-Arena dem derzeit wohl besten Schwergewichtler der Welt an Gegenwehr bot, war vermutlich weniger als jeder Sparringspartner des Ukrainers in den Wochen zuvor. So wollte sich im Publikum auch keine rechte Begeisterung einstellen, als der Ringrichter das ungleiche Duell in der 7. Runde abbrach, nachdem sich Rahman erneut eine Linke von «Dr. Steelhammer» eingefangen hatte. Fazit: Rahman war absolut WM-untauglich. Trotzdem waren bis zu 10,29 Millionen Fernsehzuschauer dabei.
Um der Krisen-Diskussion nicht noch mehr Futter zu liefern, versprach Klitschko: «2009 wird ein ganz tolles Jahr.» Als mögliche Rivalen nannte der 32 Jahre alte Champion der Verbände WBO und IBF Alexander Powetkin, Nikolai Walujew (beide Russland), Chris Arreola (USA) und David Haye (Großbritannien). «Das sind Namen, die für viel Aufmerksamkeit und Intensität im Schwergewicht sorgen», versicherte Klitschko.
Wie auf Bestellung war Haye, der ins Schwergewicht aufgestiegene Cruisergewichts-Weltmeister aus London, in der Halle und half, die Werbetrommel zu rühren. «Vitali Klitschko wäre mir lieber. Der kämpft wie ein Mann. Wladimir läuft nur weg. Ich finde das sehr langweilig, was Wladimir macht. Da hat mich nicht im Geringsten beeindruckt», tönte der 28-Jährige, der im langen Mantel und Cowboy-Hut einen eher smarten als gefährlichen Eindruck hinterließ.
Vitali Klitschko nahm den Fehde-Handschuh auf und berichtete von einem Zusammentreffen mit Haye während des Mittagessens in einem Mannheimer Hotel wenige Stunden vor dem Kampf seines Bruders. Der Brite habe ihm das Magazin «Men's Health» unter die Nase gehalten. Darin eine Foto, auf dem Haye den abgetrennten Kopf Wladimir Klitschkos präsentiert. «Er hat gedroht: 'Ich werde deinen Bruder totschlagen!», sagte Vitali Klitschko angewidert.
Damit sei der in seiner Heimat als neuer Star gefeierte Engländer (23 Kämpfe, 22 Siege, 21 K.o.) entschieden zu weit gegangen. «Ich will für meinen Bruder die Antwort geben. Haye wird von mir persönlich dafür bestraft», drohte der 37-Jährige. Das war seinem Bruder aber nicht recht. Er, der die geschmacklose Foto-Montage offenbar noch nicht gesehen hatte, will die Sache selbst in seine Eisenfäuste nehmen. «Moment», stieß der knapp fünf Jahre jüngere Bruder hervor. «Ich möchte mich gern mit ihm treffen.»
Inwieweit sich das wie inszeniert wirkende Ballyhoo im Ring umsetzen lässt, ist ungewiss. Zunächst muss WBC-Weltmeister Vitali Klitschko im März gegen Pflichtherausforderer Juan Carlos Gomez aus dem Hamburger Arena-Stall antreten. Dann möchten die Brüder auch noch den vierten wichtigen WM-Titel des Verbandes WBA einsacken, den derzeit Walujew aus dem Berliner Sauerland-Stall hält. Der 2,13 Meter große «Russen-Riese» muss aber am nächsten Samstag in Zürich zunächst gegen den 46 Jahre alten Ex-Weltmeister Evander Holyfield in den Ring steigen und hat bei einem Sieg auch noch das Duell mit dem «Weltmeister im Ruhestand» Ruslan Chagaev aus dem Universum-Stall vor sich.
Schließlich ist Wladimir Klitschko gefordert, gegen den ursprünglichen IBF-Pflichtherausforderer Powetkin anzutreten. Der musste wegen einer Verletzung Rahman den Vortritt lassen und pocht nun aber auf sein Recht. Das wird frühestens im September 2009 sein. Das Durcheinander der gegenseitigen Verpflichtungen ist so groß, dass eine vernünftige Planung unmöglich erscheint. «Leider haben wir viele Verpflichtungen, die uns die Hände binden», stöhnte der jüngere Klitschko, der bereit ist, sogar einen Titel zu opfern. «Dann boxen wir eben die, die die Fans sehen wollen. Und nicht die, die die Verbände wollen.» (dpa)