Klitschko: Und jetzt her mit dem Riesen!
Vitali Klitschko demütigt den Kubaner Gomez und hofft nun auf den Kampf gegen Walujew. „Es gibt einen Gürtel, der noch fremdgeht.“ 2009 wird dies allerdings nicht mehr klappen.
STUTTGART Der Blick hatte nichts von seiner eisernen Härte verloren. Als Box-Weltmeister Vitali Klitschko gut eine Stunde nach Kampfende zur Pressekonferenz kam, fixierte er Juan Carloz Gomez, dessen Titelträume in der 9. Runde K.o. gegangen waren. „Juan, ich gebe Dir die Chance, dich für all das zu entschuldigen, was Du und Deine Leute im Vorfeld des Kampfes über mich abgelassen haben. Wenn Du dich entschuldigst, werde ich nicht nachtreten.“
Die persönlichen Angriffe, als er von Gomez-Promoter Ahmet Öner – der pikanterweise auch noch der Schwiegersohn von Klitschko-Trainer Fritz Sdunek ist – als „Dr. Weichei“ und als „Holzfäller, der nicht boxen kann“ verunglimpft wurde, hatten Klitschko getroffen. „Hier wurden leider Grenzen überschritten. Aber diese Sprüche haben mich nochmal extra motiviert. Aber ich denke, dass sie es jetzt nicht mehr wagen, mich als Holzfäller und Weichei abzutun. “
Vitali Klitschko fordert Entschuldigung
Gomez drückte sich zwar um die expliziten Worte „ich entschuldige mich“, aber faktisch tat er es dann doch. „Ich bin nicht so aggressiv, nicht so wild, wie ich getan habe. Das war alles nur Show. Das habe ich doch nur getan, um den Kampf zu promoten.“
Noch im Ring, gleich nach dem Abbruchsieg, hatte Klitschko Gomez die Leviten gelesen: „Juan, Du bist ein Weltklasse-Boxer, aber deine menschlichen Qualitäten haben mich nicht überzeugt.“
Dann nahm der 2,02-m-Hüne aber größere Aufgaben ins Visier. Viel größere. Genauer gesagt, ein Ziel, das 2,13 Meter groß und fast 150 Kilo schwer ist. Der russische Riese Nikolai Walujew, der momentan den Gürtel des Verbandes WBA innehat. Den einzigen Weltmeister-Gürtel, der zur Zeit nicht im Familienbesitz der Klitschkos ist. Vitali ist schließlich Champion der WBC, Bruder Wladimir (der am 20. Juni seine Titel aller Voraussicht nach in Deutschland gegen den Briten David Haye verteidigen wird), der Weltmeister der WBO, IBF, und IBO). „Es gibt einen Gürtel, der noch fremdgeht, den will ich in die Familie Klitschko bringen. Das ist mein Traum“; sagte Vitali, „und zwar noch 2009.“
Doch erst muss Walujew seinen Titel gegen Ruslan Chagaev verteidigen, danach – voraussichtlich Ende 2009/Anfang 2010 - wäre die Bühne für das Riesen-Duell bereitet. „Ich drücke Walujew die Daumen, dass er gewinnt. Denn falls er erneut gegen ihn verlieren sollte, wäre der Reiz ihn zu boxen, sehr viel kleiner“, meinte der große Klitschko.
„Der Kampf ist sicher der größte, der im Moment im Schwergewicht stattfinden kann. Deutschland, Russland, aber auch Amerika wären mögliche Austragungsorte“, sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte. Und Wilfried Sauerland, der Co-Promoter (zusammen mit Don King) von Walujew, erklärte: „Wir sind dazu bereit, wenn das Angebot stimmt. Aber wir haben lange nichts mehr von den Klitschkos gehört.“
"Vitali ist der härtere Klitschko"
Das Duell der Riesen, es würde die Box-Welt elektrisieren. „Klar, wäre das im Schwergewicht der Kampf der Kämpfe. Ich mag Vitali, weil er der härtere Klitschko ist. Für mich ist er der beste Schwergewichtler der Welt“, sagte Mittelgewichts-Weltmeister Arthur Abraham, der im gleichen Boxstall wie Walujew ist. Und Deutschlands Box-Ikone Henry Maske meinte zur AZ: „Die Klitschkos sind sicher die Boxer, die es im Schwergewicht zu schlagen gilt. Walujew ist schwer zu schlagen, allein, weil er 50 Kilo mehr wiegt als alle Gegner. Aber Vitali hat das Zeug, ihn zu besiegen. Ein schöner Kampf wird das aber nicht. Vitali würde schon niemand mit Muhammad Ali verwechseln, und Nikolai, den ich wirklich sehr respektiere, kann mit seinen Maßen sowieso nicht derart boxen. Ich weiß nicht, ob es den Kampf geben muss.“
Muss es, findet Deutschlands zurückgetretene Box-Queen Regina Halmich. „Vitali gegen Walujew, das ist der Kampf, den die Fans sehen wollen.“ Und nicht nur die.
Matthias Kerber
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