Klitschko: "Meine beste Zeit kommt erst noch"

Klitschko, bei seinem Triumph gegen Chagaev für Experten „der beste Wladimir aller Zeiten“, dominiert das Schwergewicht nach Belieben. Sein Schwur: „Ich werde nie mehr verlieren.“
von  Abendzeitung

Klitschko, bei seinem Triumph gegen Chagaev für Experten „der beste Wladimir aller Zeiten“, dominiert das Schwergewicht nach Belieben. Sein Schwur: „Ich werde nie mehr verlieren.“

GELSENKIRCHEN Die Krönungszeremonie dauerte 27 Minuten. Neun Runden, in denen Wladimir Klitschko (33), der Weltmeister der Verbände WBO, IBF und IBO, mit der Präzision eines Chirurgen an sein (stahl-)hammerhartes Werk ging und seinen Herausforderer, den WBA-Champion Ruslan Chagaev (30), im Ring regelrecht sezierte. Dann war die Inthronisation vollzogen, Chagaev-Trainer Michael Timm nahm seinen Schützling aus dem Kampf.

„Es wäre nur noch eine üble Bestrafung geworden, die wollte ich Ruslan ersparen“, erklärte Timm. „Es macht keinen Sinn, ihn vernichten zu lassen. Er wäre nicht der erste Boxer, den Klitschko so gebrochen hätte, dass er danach nicht mehr der Gleiche ist. Ich habe Ruslan gesagt: ’Das war's!’“ Er hat nicht widersprochen. Wenn er noch eine Chance gesehen hätte, hätte er mich ausgeknockt und wäre angetreten. Aber auch er wusste, dass es sinnlos ist."

So konnte sich Klitschko in der ausverkauften Arena auf Schalke hochleben lassen. Die 61000 Fans (Zuschauer-Weltrekord bei einem Indoor-Boxkampf!) huldigten König Wladimir I., dem Herrscher des Schwergewichts.

"Der beste Wladimir, den ich je gesehen habe"

Da stehen sogar die Kontrahenten Spalier. „Wladimir ist ein großer Champion, ein sehr großer", gesteht Chagaev, der in der 2. Runde erstmals in seiner Karriere, in der er bis zum Samstag ungeschlagen war, am Boden war. Und Timm meint: „Ruslan gilt zu Recht als der beste Schwergewichtler, der nicht den Namen Klitschko trägt – aber gegen Wladimir war schon ein Klassenunterschied zu sehen. Ruslan muss sicher um die 30 Prozent besser werden, um eine echte Chance zu haben."

Chagaev-Promoter Klaus-Peter Kohl, bei dem die Klitschko-Brüder 1996 ihre Profikarriere begannen, schwärmt: „Das war der beste Wladimir, den ich je gesehen habe. Das war eine Demonstration der Macht, der Stärke. Ich sehe keinen, der derzeit den Hauch einer Chance gegen ihn hätte. In dieser Form ist er nicht zu packen. Er hat seinen Platz in der Box-Geschichte.“

Schnelligkeit, Schlaghärte, Präzision, Ringintelligenz, Taktik: All das ist im neuen Klitschko, der früher fast ausschließlich auf sein Talent setzte, nun kumuliert. „Wir haben ja gehofft, dass Wladimir an seinen Nerven scheitert, dass ihm das Herz in die Hosen rutscht, dass ihn diese Kulisse von 61000 Fans erschlägt. Stattdessen hat sie ihn noch beflügelt. Er ist ein kompletter Boxer geworden, den nichts mehr nervös macht", sagt Jean-Marcel Nartz, Technischer Direktor vom Chagaev-Stall Universum. Und was sagt der Regent selber? Wladimir selbstbewusst: „Vor fünf Jahren war ich am Boden, da war ich nach meinen Niederlagen gegen Corrie Sanders und Lamon Brewster der Fußabstreifer der Boxwelt. Ich habe mir damals geschworen, ich werde nie wieder verlieren. Und ich sage noch eines: Meine beste Zeit, die kommt erst noch."

Für seine Kontrahenten muss es wie eine fürchterliche Drohung klingen.

Matthias Kerber

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