Klitschko: „In mir steckt ganz viel von Rocky“
Amerikanischer Traum auf ukrainisch: Wladimir Klitschko erzählt, wie Sylvester Stallones Hollywood-Filme ihn und Bruder Vitali zum Boxen brachte. Jetzt produzieren sie die Saga in Hamburg als Musical.
AZ: Herr Klitschko, als Jugendlicher war Ihr Berufswunsch ja Breakdancer, jetzt wenden Sie sich als amtierender Schwergewichtsweltmeister anderen Künsten zu. Sie agieren als Co-Produzent des Musicals „Rocky“, das 2012 in Hamburg uraufgeführt werden soll.
WLADIMIR KLITSCHKO: Das stimmt, damit erfüllen mein Bruder Vitali und ich uns einen alten Traum, denn wir waren immer schon kunstaffin. Ich finde auch, dass Boxen eine Kunstform ist. Wenn man es richtig betreibt, schafft man ein Werk mit seinen Fäusten. Es geht um Psychologie, es ist ein archaischer Wettkampf, der aber nicht über die Kraft der Muskeln entschieden wird, sondern über die Kraft des Kopfes. Man muss viel improvisieren, seiner Kreativität freien Lauf lassen. Die Geschichte von Rocky hat meinen Bruder und mich sehr inspiriert. Wir werden auch einen gewissen künstlerischen Einfluss haben, denn das Musical soll ja authentisch wirken. Wenn es um die Boxszenen geht, werden wir mit unserer Erfahrung beratend tätig werden. Wir arbeiten hinter den Kulissen schon zwei Jahre an diesem Projekt.
Rocky, die von Sylvester Stallone verkörperte Filmfigur, ist ein Boxer, der aus dem Nichts kommt und am Ende gegen alle Widrigkeiten Erfolg hat.
Rocky war einer der Gründe, warum Vitali überhaupt mit dem Boxen angefangen hat. Bei mir war es etwas anders, weil ich genau in dem Jahr geboren wurde, als der erste Teil in die Kinos kam – 1976. Aber die Geschichte ist grandios. Wenn ich allein daran denke, bekomme ich Gänsehaut und wenn man die Musik hört, dieses Rocky-Thema „Eye of the Tiger“, stellen sich mir die Nachkenhaare auf. Was mich besonders fasziniert, ist, dass es eigentlich keine Boxergeschichte ist.
Wie würden Sie denn die Story beschreiben?
Es ist eine Liebesgeschichte im Gewand einer Boxer-Story. Daher denke ich, dass Rocky ein guter Stoff für ein Musical ist. Rocky Balboa hätte nie den Erfolg gehabt, wenn ihn nicht die Liebe zu seiner Adrianna beflügelt hätte. Die Liebe ist sein Antrieb. Ich denke jeder von uns kennt das Gefühl, dass er eine monumentale Aufgabe vor sich hat, von der er vielleicht sogar glaubt, dass er sie nicht bewältigen kann, er es doch schafft, weil ihm die Liebe zu einer Frau zusätzliche Motivation ist und Extra-Kraft gibt.
Wie viel Rocky steckt denn in Ihnen selber?
Ich denke, in mir steckt ganz viel von Rocky. Irgendwie steckt in jedem von uns etwas von Rocky. Es stecken sehr viele Lehren in der Figur des Rocky. Der Glaube an sich selbst, dieses über sich selbst Hinauswachsen. Die Wertigkeit der Dinge. Dass das Materielle nicht das Entscheidende ist. Rocky ist die Verkörperung des amerikanischen Traums – und er ist bei allen Erfolgen immer Rocky geblieben. Ich freue mich sehr, all dies in der Kunstform des Musicals umsetzen zu können.
Wie war das Zusammentreffen mit Sylvester Stallone, dem Rocky-Darsteller?
Toll! Wir saßen in seinem Büro, sprachen über das Projekt. Und er sagte dann sehr schnell: „Rocky darf einfach nicht sterben. Er muss weiterleben. Ich habe sechs Teile als Rocky gedreht, jetzt muss er auf einer anderen Bühne weitermachen. Eben als Musical.“ Es macht uns stolz, dass wir die Legende des Rocky so am Leben erhalten können, dass wir diese Liebesgeschichte mit Adrianna ehren können. Und als Stallone dann sogar sagte, dass dieses Musical Rocky stolz machen würde, war das für uns wie ein echter Ritterschlag.