Klitschko: "Heute sind wir alle Rocky"

Vor den Augen von Sylvester Stallone verteidigt Klitschko seinen WM-Titel – und widmet den Sieg dem verstorbenen Trainer
von  Matthias Kerber

HAMBURG Schauspieler Sylvester Stallone schaute auf die Muskelberge von Wladimir Klitschko, schüttelte den Kopf. „Ich bin froh, dass Rocky nie gegen diesen Kerl in den Ring steigen musste”, sagte der 66-jährige Hauptdarsteller, Erfinder und Autor der legendären Filme um das Leben des Boxers Rocky Balboa.

Klitschko wiederum bedankte sich artig bei Stallone. „Wenn man einen Rocky auf seiner Seite hat, kann man gar nicht verlieren. Vor allem, wenn man hier 15000 Rockys in der Halle hat, heute sind wir alle Rocky.”

Zuvor hatte es im Ring aber zuweilen eher nach der Rocky-Horror-Picture-Show ausgesehen. Weltmeister Klitschko donnerte seine gefürchteten Eisenfäuste von der ersten Sekunde an den riesigen Schädel seines Herausforderers Mariusz Wach, der vor den Augen seines Vaters, seiner Verlobten Marta und des zweijährigen Sohnes Olivier nicht viel mehr war als ein lebendiger Sandsack. Langsam, tapsig, unkoordiniert stapfte der Pole durch den Ring und wurde von Klitschko zerlegt. Einzig die Nehmerfähigkeiten Wachs waren beeindruckend. „Ich habe teilweise nicht hinsehen können, solche Treffer – und dann auch noch derart viele – sind definitiv nicht gut für die Gesundheit”, sagte Ex-Europameister und Fernseh-Experte Luan Krasniqi, „dagegen waren die Rocky-Filme ja harmlos und da war nur alles gespielt.”

Doch Wach, Kampfname „Wikinger”, fiel nicht, egal, was ihm Klitschko an den Schädel schlug. „Ich war überrascht, dass er das alles weggesteckt hat. Das war Wahnsinn. Er ist wirklich ein Wikinger”, befand Klitschko, der am Ende der fünften Runde selbst einen schweren Treffer nehmen musste und damit zumindest für ein bisschen Drama in diesem ungleichen Gefecht gesorgt war. Am Ende siegte Klitschko klar nach Punkten (112:107, 120:107, 109:109).

Der Abend war eine Dauerwerbeveranstaltung für das Rocky-Musical, das am 19. November in Hamburg Premiere feiert. Vitali und Wladimir Klitschko und Stallone sind Co-Produzenten des Spektakels. Die Darsteller traten auf, es gab filmische Rocky-Zitate allerorten. Unter alle dem Rocky-Getöse ging die Trauer um Wladimirs Coach, Emanuel Steward, der am 25. Oktober im Alter von 68 Jahren verstorben war, etwas unter. Zu Beginn gab es zehn Glockenschläge für den Box-Guru, doch nach dem Fight hatte sogar Wladimir erst vergessen, an Steward zu erinnern. Da ging es erst nur um Rocky, doch Wladimir kam noch mal auf die Bühne, fand doch noch bewegende Worte. „Manny, wir denken an dich, wir vermissen dich und wir lieben dich. Und wir werden dich nie vergessen! Heute habe ich für Manny gewonnen.” Vitali und Wladimir fliegen zur Trauerfeier für Stewart am Dienstag in Detroit, um dem Amerikaner die letzte Ehre zu erweisen, Gleich danach geht es wieder nach Hamburg, zur Musical-Premiere. Da werden sie dann wieder alle Rocky sein.

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