Kittel triumphiert auf vierter Tour-Etappe

Limoges - Marcel Kittel hat die vierte Etappe der 103. Tour de France gewonnen und damit für den ersten deutschen Tagessieg gesorgt.
Der 28 Jahre alte Arnstädter vom Team Etixx-Quick Step triumphierte auf der längsten Etappe nach 237,5 km in Limoges hauchdünn vor dem Franzosen Bryan Coquard (Direct Energie).
Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte der Slowake Peter Sagan (Tinkoff) erfolgreich.
Der deutsche Meister André Greipel (Rostock/Lotto-Soudal) war frühzeitig geschlagen und landete auf Platz 18. Auch Mark Cavendish (Großbritannien/Dimension Data), Sieger der ersten und dritten Etappe, war auf Platz acht chancenlos.
Kittel lag auf der Zielgeraden zunächst deutlich vorne, danach holte aber Coquard mächtig auf. Schulter an Schulter überquerten beide die Ziellinie, nach dem Zielfoto-Entscheid lag der Thüringer kaum eine Reifenbreite vorne.
Der Sieger musste lange warten nach dem Fotofinish: "Ich war erstmal damit beschäftigt, zu pumpen wie so ein Maikäfer, weil ich volles Rohr alles gegeben hatte. Und dann hatte ich natürlich gehofft, dass mein Name als erster aus den Lautsprechern kommt. Das hat sich ein bisschen angefühlt wie hundertmal Weihnachten hintereinander. Ich bin megamegastolz auf den Sieg."
Épuisé mais heureux @marcelkittel / Exhausted but delighted ! #TDF2016 pic.twitter.com/Kll7RX0njG
— Le Tour de France (@LeTour) 5. Juli 2016
Für Kittel war es der neunte Etappensieg bei der Tour, der 14. bei einer der drei großen Landesrundfahrten. 24 deutsche Radprofis haben in der Geschichte der Tour 82 Etappen gewonnen, Rekordhalter ist Erik Zabel mit zwölf Tagessiegen.
Auf der fünften Etappe am Mittwoch wird es keinen Massensprint geben. Bei der Fahrt tief ins Zentralmassiv über 216 km von Limoges ins Wintersport-Ressort Le Lioran stehen gleich sechs Bergwertungen auf dem Programm, darunter erstmals in diesem Jahr zwei der zweiten Kategorie. Im Gesamtklassement könnte es die ersten größeren Verschiebungen geben.
Kittel und Sagan fordern Entschärfung der Flachetappen
Bei der Tour de France fordern die Top-Sprinter Marcel Kittel und Peter Sagan eine weitere Entschärfung der Zielankünfte bei Flachetappen. Wie der Slowake regte Kittel an, die Neutralisationsregel zu überdenken. Bislang wird bei flachen Teilstücken an der 3-km-Marke die Zeit für das Gesamtklassement genommen.
Stürze oder Defekte danach haben keine Auswirkungen mehr. Bei Bergetappen gilt diese Regel nicht. Kittel (28) schrieb bei Twitter, es sei an der Zeit, eine Regel einzuführen, wonach schon ab fünf Kilometer vor dem Ziel keine Zeitverluste mehr möglich sind.
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Laut Sagan sei vor allem die Mentalität der Klassementteams wie Sky um den britischen Titelverteidiger Chris Froome ein Problem, da diese sich im Finale unter die Mannschaften der Sprinter mischten und damit zusätzliche Hektik stifteten.
"Ich frage die UCI (Radsportweltverband/Anm.d.Red.), ob es möglich ist, die 3-km-Regel nach hinten zu versetzen. Das wäre für den Radsport und die Sicherheit besser. So ist es sehr gefährlich. Ich will im Finale nicht mit den Sprintern und den Klassementfahrern kämpfen müssen", sagte der 26-Jährige.
Für Kittel gibt es nach wie vor auch Mängel in der Umsetzung der viel diskutierten Sicherheitsregeln für Begleitfahrzeuge. "Tour-Organisator ASO hat im Fahrer-Meeting gesagt, dass viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Ich muss sagen, davon spüre ich nichts. Die Motorräder fahren weiter durchs Feld, am Sonntag wurde Simon Geschke fast von einem umrasiert. Ich denke, da sollten die Organisatoren noch zweimal drüber nachdenken", sagte er der "Bild"-Zeitung.