King Roger gewinnt auf dem heiligen Rasen

Federer gewinnt zum siebten Mal Wimbledon - erstmals vor den Augen seiner Zwillinge. "Ein magischer Moment" für die neue Nummer 1
Jörg Allmeroth |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

 

 

Federer gewinnt zum siebten Mal Wimbledon - erstmals vor den Augen seiner Zwillinge. "Ein magischer Moment" für die neue Nummer 1

 

LONDON Es war ein historisches Wimbledon, mit dem ersten Herrenfinale unterm geschlossenen Centre-Court-Dach und einem britischen Männerhelden, der eine 76-jährige Titeldürre beendete. Doch dieser heimische Sieger gewann am Samstagabend im Doppelwettbewerb, hiess, zum Verwechseln ähnlich, Jonathan Marray - und eben nicht Andy Murray. Er, der Hoffnungsträger des Vereinigten Königreichs, scheiterte im Schlussakt am grandiosen Altmeister Roger Federer, dem wiedergeborenen Rasenflüsterer, der nach dem Happy-End seiner aufreibenden Grand-Slam-Mission tränenreich zu Boden sank.

Drei Jahre nach seinem letzten Triumphzug über die Spielplätze Wimbledons verdarb Federer mit seinem 4:6, 7:5, 6:3, 6:4-Sieg den Briten so nicht nur den sporthistorisch grössten Moment seit dem WM-Finale 1966 im Wembleystadion, sondern holte für sich selbst auch zum ganz grossen Schlag aus: Mit Grand Slam-Titel Nummer 17, ein neuer Rekord. Mit Wimbledon-Erfolg Nummer 7, der Einstellung der Bestmarke von Pete Sampras und William Renshaw. Und mit dem Sprung zurück auf den Gipfel der Weltrangliste. "Es ist ein magischer Moment, den ich am liebsten ewig festhalten möchte. Einer der allergrössten Momente meiner Karriere", sagte Federer, als er den silbernen Siegerpokal bekam.

Als er dann zur Ehrenloge hoch blickte, zu seinen Zwillingsmädchen Charlene und Myla, war Federer den Tränen nahe: "Das ist ein Traum. Ich wollte immer, dass sie so einen Tag miterleben." Der geschlagene Murray, in seinem Weltschmerz fast unfähig, die Niederlage zu kommentieren, sagte mit schwer belegter Stimme: "Es war ein Privileg, in diesem Finale zu spielen. Leider gegen einen Mann, der nicht schlecht für einen 30-jährigen ist. In ihm steckt immer noch ein Meister."

Die Rückeroberung seines grünen Tennisparadieses war allerdings ein extremer Stresstest für den Maestro. Widersacher Murray überraschte mit Courage und Angriffslust, gleich im ersten Aufschlagspiel gelang ihm ein Break. breakte. Es sollte auch kein Zufallstreffer Murrays sein, der im wichtigsten Match seines Lebens auch lange Zeit das beste Tennis seines Lebens spielte - mit kühlem Kopf genau so wie mit heissem Herzen. "Ich glaube, er überrascht mit dieser forschen Attitüde sogar Federer ein wenig", sagte Altmeister Boris Becker am BBC-Mikrofon. "Nur wenn er etwas wagt, hat er eine Chance." Das war die Marschroute, die Stratege Ivan Lendl ausgegeben hatte, der grimmige, weise Coach, der vor einem halben Jahr in die Dienste bei Murray getreten war. Ohne jede Gefühlsregung verfolgte der Champion früherer Tage aus der Ehrenloge, wie Murray sich nicht nur Respekt beim Schweizer Maestro verschaffte, sondern auch meist den Takt der Partie diktierte und den ersten Satz mit 6:4 gewann. Da sprang in der Royal Box sogar Premierminister David Cameron erregt von seinem Platz auf, der Kabinettschef hatte am Morgen sogar über seinem Amtssitz, der berühmten Downing Street, neben dem Union Jack die Staatsflagge Schottlands hissen lassen, den sogenannten "Saltire." Auch Prinzessin Kate und ihre Schwester Pippa jubelten mit, ebenso das Ehepaar Beckham.

Federer konnte von Glück reden, dass er nicht sogar mit einem 0:2-Defizit in die Regenpause nach zwei Stunden und zwei Minuten ging. Ausgerechnet, als Murray später zum 6:6-Gleichstand servierte, packte Federer, der Meister der Big Points, eine Serie unglaublicher Siegschläge aus, kam wie aus dem Nichts zum 7:5-Satzgewinn. "Das ist der Federer, wie wir ihn kennen. Gnadenlos effektiv. Einer, der ruhig bleibt, auch wenn er in höchster Gefahr ist", befand da TV-Experte John McEnroe, "jemand, der immer an seine Chance glaubt."

Als Hallenmeisterschaft ging das Finale mit Beginn des dritten Satzes weiter, und allmählich erlebte der Schotte einen Kontrollverlust. Umso mehr nach dem Schlüsselspiel der Partie, bei einer 3:2-Führung Federers. Murray lag 40:0 in Front, doch 20 Minuten und zehn Einstände später hatte sein Rivale das 4:2 geschafft. Danach servierte Federer den Satz nach Hause. Und entschlossen setzte er nach, holte sich das Break zum 3:2 im vierten Satz. Murray hielt zwar Anschluss, aber das Unheil konnter nicht mehr verhindern - für King Roger folgte alsbald die Krönung.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.