Kimi, der letzte Paradiesvogel

Kimi Räikkönen aucht in Fahrerbesprechungen, trinkt gern Wodka – und lässt über Funk ausrichten: „Lasst mich in Ruhe.” Räikkönen hat als Exzentriker in der Formel 1 viele prominente Vorgänger
von  Filippo Cataldo

Kimi Räikkönen raucht in Fahrerbesprechungen, trinkt gern Wodka – und lässt über Funk ausrichten: „Lasst mich in Ruhe.” Räikönen hat als Exzentriker in der Formel 1 viele prominente Vorgänger

SEPANGSebastian Vettel und Kimi Räikkönen haben tatsächlich ein gemeinsames Hobby. Der Serienmeister der letzten drei Jahre und der Mann, der nach dessen überraschenden und überlegenen Sieg in Melbourne schon vor dem zweiten Saison-Rennen in Malaysia am Sonntag (9 Uhr, RTL und Sky live) als Mit-Favorit auf den Titel gilt, spielen hin und wieder gemeinsam Badminton.

Federball! Mit allen anderen Hobbys des Finnen wird der durch und durch geerdete Vettel weniger anfangen können. Räikkönens Lebensstil ähnelt eher einem Rockstar als einem Sportler: Er raucht, gerne auch in den Fahrerbesprechungen. Er ist dem Wodka nicht abgeneigt, bekennender Swinger und auch sonst ein ziemliches Feierbiest. Aber eben nur abseits der Strecken. An den Rennwochenenden kann er Interviewer und Team-Mitglieder schon mal zur Weißglut bringen, wenn er mal wieder keine Lust hat zu reden. Sein Funkspruch kurz vor seinem ersten Sieg mit Lotus letzte Saison in Abu Dhabi sagt alles: „Lasst mich in Ruhe, ich weiß schon, was ich tue”, herrschte er seinen Renningenieur über den Boxenfunk an. . „Mit Kimi wird es nie langweilig”, sagt etwa Vettel.

Das wurde es mit den anderem Exzentrikern in der Formel 1 auch nie. Räikkönen ist schließlich nur der letzte Vertreter der Paradiesvögel im Vollgas-Zirkus:

Mike Hawthorn, der erste Playboy: Der Brite galt in den Fünfziger Jahren gleichzeitig als größter Verführer wie unbeliebtester Fahrer im Feld. Ein passionierter Pfeifenraucher, der oft als gefühlskalt beschrieben wurde, kurz: Der Weltmeister von 1958 war ein früher Räikkönen.

James Hunt, der schrillste Vogel: „Sex ist das Frühstück der Champions”: Allein diese Aussage sagt alles aus über James Hunt, den Weltmeister von 1976. Hunt rauchte, nicht nur Zigaretten, er soff, nicht nur nach den Rennen, er verführte Frauen. Diesen Winter trug Räikkönen bei den Testfahrten einem Helm, der Hunt gewidmet war. Wundert’s wen?

Jochen Rindt, der elegante Wilde: Der Deutsch-Österreicher ist der einzige Fahrer, der posthum Weltmeister wurde. 1970 verunglückte er in Monza tödlich, sein Punktevorsprung reichte aber aus. Rindt, der wegen dessen guter Manieren geschätzt und dessen wilder, kompromissloser Fahrweise gefürchtet wurde, starb auch, weil er sich weigerte, die neuen Sicherheitsgurte zu benutzen.

Flavio Briatore, der ewige Stenz: Der Italiener ist nie in einem Formel-1-Auto gesessen, trotzdem prägte er die Serie 20 Jahre lang – als Manager, Teamchef, Playboy, Strippenzieher und Intrigant. Flavio zog trotz Kugelbauch die Frauen an – zu seinen Eroberungen gehören die Top-Models Naomi Campbell und Heidi Klum – er machte Schumi und Alonso zu Weltmeistern, und wurde 2009 lebenslang gesperrt, nachdem er Nelson Piquet junior anwies, mit Absicht einen Crash zu verursachen. 

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