Kiefer und Haas vor Center-Court-Einsatz

London (dpa) - Im stürmischen Wimbledon haben sich Thomas Haas und Nicolas Kiefer mit lockeren Siegen für ihren ersten Einsatz auf dem Center Court warmgespielt.
von  Abendzeitung
Thomas Haas ist gegen Tommy Robredo auf der Höhe.
Thomas Haas ist gegen Tommy Robredo auf der Höhe. © dpa

London (dpa) - Im stürmischen Wimbledon haben sich Thomas Haas und Nicolas Kiefer mit lockeren Siegen für ihren ersten Einsatz auf dem Center Court warmgespielt.

Für eine Riesenüberraschung sorgte der Korbacher Tennis-Senior Rainer Schüttler, der nach einem Fünfsatz- Krimi gegen James Blake ebenfalls den Einzug in die dritte Runde des Grand-Slam-Turniers in London schaffte. Mit einer kämpferischen Bravourleistung setzte sich der 32-Jährige mit 6:3, 6:7 (8:10), 4:6, 6:4, 6:4 gegen den an Nummer neun gesetzten Amerikaner durch. Mit Mischa Zverev und Simon Stadler, die tags zuvor die zweite Hürde übersprungen hatten, sind somit noch fünf von zwölf deutschen Tennisprofis im Einsatz. In Julia Görges schied dagegen die letzte von vier deutschen Spielerinnen aus.

Wie ein Wirbelwind fegte Kiefer durch ein 6:0, 6:3, 6:1 gegen den überforderten Martin Vassallo Arguello aus Argentinien ebenso in die dritte Runde wie der nicht minder entschlossen auftrumpfende Haas. Der Hamburger besiegte dank einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu seinem Auftaktmatch den Spanier Tommy Robredo mit 6:4, 6:4, 6:3. «Mein Aufschlag war gut, ich war aggressiv und habe in den wichtigen Momenten gutes Tennis spielen können», so der 30-Jährige.

Für Kiefer und Haas, die beiden Aushängeschilder, kommt es jetzt allerdings knüppeldick. Kiefer erwartet in Rafael Nadal den Finalisten der beiden Vorjahre, der seine Topform auf Rasen zudem beim Turniersieg im Queen's Club unter Beweis gestellt hat. «Das wird ein schweres Spiel», sagte Kiefer, der dem Spanier zuletzt beim Davis Cup in Bremen einen harten Kampf geliefert hat. Außerdem sei es gut, dass Nadal «ordentlich schuften musste» beim 5:7, 6:2, 7:6 (7:2), 6:3 gegen den Letten Ernests Gulbis, meinte der 30-Jährige. Haas bekommt es mit Andy Murray zu tun. Der Schotte nimmt in Wimbledon als Nachfolger von Tim Henman die Rolle des Lokalmatadoren ein.

«Ich bin richtig froh über diesen Sieg. Vor Paris habe ich grauenhaft gespielt. Das hier gibt mir wieder Selbstvertrauen», sagte Schüttler, der älteste im Turnier verbliebene Spieler. Nächster Gegner des Weltranglisten-94. ist in Nicolas Almagro oder Guillermo Garcia-Lopez ein Spanier. Eine Sensation ganz anderer Art ereignete sich auf dem kleinen Center Court, wo die weithin unbekannte Weltranglisten-154. Alla Kudrjawzewa im russischen Duell Maria Scharapowa mit 6:2, 6:4 bezwang und die Wimbledonsiegerin von 2004 so früh wie noch nie aus dem Turnier warf. Auch Andy Roddick schied überraschend aus. Der Finalist von 2004 und 2005 unterlag dem Serben Janko Tipsarevic mit 7:6 (7:5), 5:7, 4:6, 6:7 (4:7).

Die Rasen-Reise von Benjamin Becker endete ebenso in der zweiten Runde wie das Debüt von Julia Görges. Zwei Tage nach dem Marathon- Match gegen Katarina Srebotnik war die 19-Jährige aus Bad Oldesloe müde und unterlag der Neuseeländerin Marina Erakovic 2:6, 6:7 (5:7). Der Mettlacher Becker verabschiedete sich gegen den Franzosen Arnaud Clement mit einer 6:7 (7:9), 6:7 (3:7), 3:6-Niederlage abermals von den All England Championships, ohne einen Besuch im «Wohnzimmer» seines berühmten Namensvetters Boris Becker gemacht zu haben. Dort spielte zur selben Zeit Titelverteidigerin Venus Williams aus den USA und gewann nach Startschwierigkeiten mit 7:5, 6:2 gegen die Britin Anne Keothavong.

Die junge Mutter Lindsay Davenport, die eigentlich nach Kiefer auf den Nebenplatz 3 kommen sollte, musste derweil ihre Zweitrundenpartie gegen Gabriela Dulko aus Argentinien wegen einer Knieverletzung absagen. Die Siegerin von 1999, die damals Steffi Graf im Finale bezwang, ließ offen, ob dies der Abschied von Wimbledon war. «Im Moment glaube ich nicht, dass ich nächstes Jahr wiederkomme. Aber darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.»

Mit grimmigem Blick und wehenden Haaren unter der weißen Basecap kaufte Kiefer seinem Gegenüber den Schneid ab. «Der Wind war recht unangenehm. Manchmal blieb der Ball plötzlich stehen», sagte der Weltranglisten-33. Wie im Vorjahr erwartet ihn nun in seinem insgesamt siebten Drittrundenmatch ein dicker Brocken. «Aber auch heute war es nicht leicht. Ich war der Favorit und musste gewinnen. Das ist auch Druck», sagte er. Im Vorjahr scheiterte Kiefer gegen den Serben Novak Djokovic. Haas schaffte damals sogar das Achtelfinale gegen Roger Federer, das er wegen eines Bauchmuskelrisses aber absagen musste.

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