Kickbox-Queen wird zur feurigen Märchentante

Die jetzt 32-jährige Niederbayerin war bis 2015 Weltmeisterin im Kickboxen, dann beendete sie ihre Karriere. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes startet sie nun ein Comeback.
AZ: Frau Irmen, vor knapp zwei Jahren haben Sie einen tränenreichen Abschied vom Kickboxen gefeiert. Jetzt starten Sie Ihr Comeback. Warum?
JULIA IRMEN: Gute Frage. Ich habe einfach gemerkt, dass ich schon noch sehr an dem Sport hänge, dass er mir guttut. Ich bin kurz nach meinem Rücktritt beruflich für zwei Monate nach Serbien an die Grenze abgeordnet worden. Der einzige Sportklub, der da war, war eine Kampfsportschule. Also habe ich mich da fit gehalten. Als ich dann zurück in meine Heimat bin, wurde ich gleich schwanger. Ich habe während meiner Schwangerschaft stolze 26 Kilo zugenommen, und das, obwohl ich bis zum achten Monat Sport betrieben habe. Ich will gar nicht wissen, wie ich ohne den Sport ausgesehen hätte. Ich habe dann gehofft, dass mein Sohn bei der Geburt 24 Kilo wiegt, hat er aber nicht. Es waren nur drei. (lacht)
26 Kilo kriegt man so schnell nicht runter.
Von Stillen allein nicht, da müsste ich schon eine Melkkuh sein. Also habe ich wieder hart trainiert, mich mit meinem alten Trainer zusammengeschlossen. Ich bin keiner, der nur Larifari trainieren kann. Ich wollte aber eine Meinung von außen haben, deswegen habe ich meinen Trainer gefragt, ob er glaubt, ich hätte meinen Zenit überschritten. Nach ein paar Wochen hat er gesagt, das sieht in Ordnung aus. Jetzt kämpfe ich vorerst bei den Amateuren.
Aber die Profis, die erneute Weltmeisterschaft ist das ultimative Ziel?
Ja, die WM-Gürtel vermisse ich schon.
Warum sind Sie nicht zu Ihrem alten Trainer und Manager Mladen Steko zurückgekehrt?
Er betreibt in München die größte Kickboxschule Deutschlands, will dass seine Kämpfer dort trainieren. Das ist aber für mich mit jetzt zwei Kindern einfach nicht mehr machbar. Daher habe ich auch gar nicht mit ihm über ein Comeback gesprochen. Ich investiere viel in den Sport, aber am wichtigsten ist immer, dass die Familie nie drunter leidet.
Sie haben sich auch ein neues Image zugelegt. Julia „The Cop“, die Polizistin, ist Geschichte, jetzt nennen Sie sich das „Girl on Fire!“
Ich glaube, das Polizisten-Image war einfach ausgereizt, man hat mich in jeder Pose in Uniform gesehen. Und ich wollte, einfach meinen Neuanfang auch optisch dokumentieren. Ich bin ein Mädchen und in mir brennt noch das Feuer, ich bin heiß. (lacht)
Die Bilder sind an das Märchen Rotkäppchen angelehnt.
Stimmt. Ich war schon immer eine echte Märchentante, ich bin auch ein sehr kindlicher Typ, genieße es, in Spielparks zu gehen. Ich habe immer schon Märchen geliebt und freue mich, dass mir die Kinder die Möglichkeit geben, das alles wieder zu erleben. Ich war als Kind im Fasching auch Rotkäppchen, das passt. Und mein Opa hat mir als Kind auch immer Cremebonbons mitgebracht, die hießen übersetzt Rotkäppchen. Das passt zu mir also alles sehr, sehr gut. Ich mag die Welt der Märchen, der Magie. Und mit Feuer kann man auch sehr viel machen. Dieses neue Image, das bin einfach ich.
Was sagt Ihr Mann Stefan zu dem Comeback?
Ich glaube, dass er sogar froh ist, dass ich das Kickboxen wieder ernsthaft betreibe, denn ich war, um es vorsichtig zu sagen, etwas unausgeglichen ohne den Sport. Er ist mein größter Anker im Leben, wir sind jetzt zwölf Jahre zusammen und wir lieben uns immer noch.
Ihre Familienverbundenheit rührt wahrscheinlich aus Ihrer schweren Kindheit, Ihr Stiefvater hat Sie misshandelt.
Ja, meine Familie ist definitiv mein Ein und Alles. Bei mir geht gar nichts, wenn es in der Familie nicht stimmt.