Kerber gleich raus - Scharapowa und Siegemund weiter

Stuttgart - Nach dem schmerzhaften Auftakt-Aus bei ihrem Lieblingsturnier wollte Angelique Kerber nur noch weg. Gerade einmal 20 Minuten nach dem desillusionierenden 2:6, 5:7 gegen die Französin Kristina Mladenovic saß die Titelverteidigerin bereits vor der Presse und versuchte ihren schwachen Auftritt im Achtelfinale von Stuttgart in Worte zu fassen. Was der völlig niedergeschlagenen Kerber extrem schwer fiel. "Das war eines der schlechtesten Matches in den letzten Monaten", sagte Kerber. "Ich habe einfach keinen Rhythmus gefunden, viele Fehler gemacht und mich schlecht bewegt."
Kerber wirkte auf dem Court, auf dem sie in den vergangenen beiden Jahren im Finale triumphiert und für begeisternde Tennis-Stunden gesorgt hatte, völlig verkrampft. Nach gerade einmal 1:36 Stunden war die Partie beendet. "Ich hatte überhaupt nie das Gefühl, dass ich mein Tennis spiele", sagte die deutsche Nummer eins mit leerem Blick.
Nach dem tollen Jahr 2016 mit zwei Grand-Slam-Titeln und dem Sprung auf Platz eins der Weltrangliste sucht Kerber in dieser Saison weiter verzweifelt ihre Form. In der vertrauten Umgebung von Stuttgart sollte die Wende zum Guten gelingen, doch selbst das klappte nicht. Schon beim Fed Cup am Wochenende hatte sie nur eine von zwei Partien gewonnen.
Gegen Mladenovic lief bei Kerber von Anfang an nichts zusammen. Bereits nach 40 Minuten holte sich die Französin den ersten Satz. Auch im zweiten Durchgang geriet Kerber sofort wieder mit 0:3 in Rückstand. Doch dann begann die Kielerin endlich zu kämpfen. Zum 2:3 nahm sie ihrer Gegnerin zum ersten Mal das Service ab, feuerte sich nun auch selbst auf dem Platz an, nachdem sie zuvor ungewohnt lethargisch gewirkt hatte. Mladenovic ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen. Mit ihrem druckvollen Spiel brachte sie Kerber immer wieder in Bedrängnis. Mit dem ersten Matchball machte sie die Überraschung und ihren ersten Sieg gegen Kerber im vierten Duell perfekt.
Anders als Kerber gab sich Maria Scharapowa auch bei ihrem zweiten Auftritt keine Blöße. Zweites Spiel, zweiter Sieg: Die Russin trumpft nach ihrer 15 Monate langen Dopingsperre auf, als wäre sie nie weg gewesen. Durch ein klares 7:5, 6:1 gegen ihre Landsfrau Jekaterina Makarowa schaffte sie den Sprung ins Viertelfinale.
"Ich war heute deutlich ruhiger als beim ersten Spiel, die Emotionen haben sich ein bisschen gelegt", sagte Scharapowa. Die frühere Nummer eins der Welt hatte vom Veranstalter eine Wildcard für das Sandplatz-Event bekommen, weil sie nach ihrer langen Zwangspause nicht mehr in der Weltrangliste auftaucht. Bei ihrem Comeback gegen die Italienerin Roberta Vinci sei sie daher durchaus nervös gewesen, hatte Scharapowa am Mittwoch eingeräumt.
Gegen Makarowa trat sie deutlich souveräner auf und hatte nur im ersten Satz ein paar Probleme. Nach 79 Minuten verwandelte sie ihren ersten Matchball mit einem Ass. "Ich denke, es war eine solide Vorstellung", sagte Scharapowa. Sie trifft nun auf Anett Kontaveit aus Estland.
Zuvor hatte bereits Laura Siegemund ihre Achtelfinal-Hürde erfolgreich gemeistert. Die Vorjahresfinalistin bezwang Swetlana Kusnezowa aus Russland mit 6:4, 6:3. Sie ist damit die letzte Deutsche im Turnier. "Irgendwie scheint der Platz mir zu liegen", sagte Siegmund nach ihrer überzeugenden Leistung.