Kerber-Bezwingerin Muguruza siegt weiter
Kerber-Bezwingerin Muguruza im Halbfinale von Wimbledon
Die Spanierin Garbine Muguruza steht im Halbfinale von Wimbledon, und der Serbe Novak Dkjokovic folgte seinen Kollegen am verregneten Dienstag verspätet ins Viertelfinale.
London - Garbine Muguruza ist einen Tag nach ihrem Sieg über die Weltranglistenerste Angelique Kerber (Kiel) ins Halbfinale von Wimbledon eingezogen.
Die 23-jährige Spanierin setzte sich gegen Swetlana Kusnezowa aus Russland 6:3, 6:4 durch und spielt am Donnerstag entweder gegen Magdalena Rybarikowa (Slowakei) oder Coco Vandeweghe (USA/Nr. 24) um ihr zweites Finale im All England Club nach 2015.
Ein Match, drei Meinungen. Aber das war ja nicht anders zu erwarten gewesen. Immerhin hatte da nicht irgendwer im Achtelfinale von Wimbledon verloren: Es war die Nummer eins der Weltrangliste, die Gejagte, die seit jeher die Blicke der Beobachter anzieht wie keine andere im Tennis-Zirkus.
Doch was war Angelique Kerbers Niederlage im All England Club denn nun? Ein weiterer Rückschlag? Ein Hoffnungsschimmer? Oder gar die Wende zum Guten?
Kerber selbst hatte bereits vor Turnierbeginn für genau diesen Fall vorgebaut. Es gehe ihr nicht nur um das bloße Resultat in Wimbledon, hatte sie gesagt und nach dem schmerzhaften Aus gegen die Spanierin Garbine Muguruza (6:4, 4:6, 4:6) nachgelegt. "Ich schaue noch immer auf die nächsten Wochen und Monate. Ich glaube, dass ich weiter auf einem guten Weg bin, hochklassig Tennis zu spielen", sagte sie.
Das hatte sie ohne Zweifel am Montag in der Mittagshitze von London getan, sie hatte nicht nur nach ihrer eigenen Meinung ihr "Herz auf dem Platz gelassen" und eine spielerische 180-Grad-Wende im Vergleich zu den ersten schwierigen Monaten dieser Saison vollzogen. Dass es dennoch nicht gereicht hatte, um einmal mehr in einen Titelkampf eingreifen zu können, ließ sie enttäuscht, aber weder ratlos noch desillusioniert zurück.
"Die Motivation und die Leidenschaft sind zurück", sagte sie nach dem "besten Match seit langem". Von einem Rückschlag wollte sie nichts wissen, obwohl sie ab kommenden Montag von der Spitze mindestens bis auf Platz drei der Weltrangliste zurückfallen wird. "Ich weiß, dass ich zurück bin und wieder gute Matches spielen kann. Nur das zählt für mich."
Djokovic mit Verspätung weiter
Novak Djokovic wollte keine Zeit verlieren, immerhin fehlte dem Serben bereits ein Tag. Die Anspannung war bis unter das geschlossene Dach des altehrwürdigen Centre Courts zu spüren, und dennoch löste Djokovic auch seine vierte Aufgabe in Wimbledon ohne Satzverlust: Für das 6:2, 7:6 (7:5), 6:4 gegen den Franzosen Adrian Mannarino benötigte er 2:15 Stunden und folgte seinen Kontrahenten mit Verspätung ins Viertelfinale.
"Es war ein langer Tag gestern für uns beide. So ist es eben. Jetzt bin ich froh, dass es vorbei ist", sagte Djokovic (30), der sich im dritten Durchgang an der Schulter behandeln ließ: "Das beschäftigt mich schon eine Weile, wir müssen sehen, wie es weitergeht, aber ich schaffe es zu spielen."
Das Match war auf Dienstag verschoben worden, weil Rafael Nadal und Gilles Muller am Montagabend fast fünf Stunden aufeinander eingedroschen hatten. Überraschend mit dem besseren Ende für den 34 Jahre alten Luxemburger, der 15:13 im fünften Satz triumphierte und damit die Hoffnung des Spaniers auf den dritten Titel im All England Club zerstörte.
"Ich habe immer daran geglaubt", sagte Muller. Selbst als er seine ersten beiden Matchbälle bei 5:4 im fünften Satz und Nummer drei und vier beim Stand von 10:9 nicht nutzte, zweifelte er nicht. "Ich konnte mir nichts vorwerfen. Ich habe ja alles richtig gemacht", sagte er.
Nadal: "Nicht mein bestes Match"
Das konnte Nadal nicht von sich behaupten. Nach seinem zehnten Titel in Roland Garros war er endlich wieder zuversichtlich nach Wimbledon gereist. Die frühen Niederlagen der jüngeren Vergangenheit hatte er abgehakt, ebenso die Verletzung am Handgelenk, die ihm die Teilnahme im vergangenen Jahr gekostet hatte.
In der ersten Woche pflügte er nur so durch das Turnier und fliegt dennoch zum wiederholten Mal vorzeitig nach Hause. "Es war wahrscheinlich nicht mein bestes Match, aber gleichzeitig habe ich gegen einen sehr unbequemen Gegner gespielt", sagte Nadal.
Ein Gegner, der bis zu dieser Saison kein einziges Turnier in seiner 16 Jahre langen Karriere gewonnen hatte, nun aber bereits zwei Titel auf dem Konto hat. In Januar triumphierte er in Sydney, in der Vorbereitung auf Wimbledon in 's-Hertogenbosch, damals unter anderem auch gegen Deutschlands Tennis-Hoffnung Alexander Zverev.
Warum sein Durchbruch so lange auf sich warten ließ? 2013 erlitt Muller eine Ellbogenverletzung, "das war wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte", sagt er, seitdem er zurück auf dem Platz ist. Der frühere Lebemann arbeitete an seiner Fitness und ist seitdem vor allem auf den schnellen Belägen ein ernstzunehmender Kontrahent.
Zu dem hat sich auch Novak Djokovic wieder entwickelt. Neben Top-Favorit Roger Federer (Schweiz) und Mullers nächstem Gegner Marin Cilic (Kroatien) ist er der einzige Spieler in der Konkurrenz, der bislang noch keinen Satz verloren hat.
Jüngst hatte er erklärt, dass seine Leidenschaft nach einem Jahr im Abwärtsstrudel zurück sei. Djokovic brennt wieder für seinen Sport und geht trotz des verlorenen Tages als haushoher Favorit ins Viertelfinale gegen Tomas Berdych am Mittwoch. Von den 27 Duellen mit dem Tschechen hat Djokovic 25 gewonnen.
Lesen Sie hier: