Keppler: «Skifahren ist eh Einzelsport»

Whistler (dpa) - Als erster deutscher Alpiner geht Stephan Keppler am 10. Februar beim ersten olympischen Abfahrtstraining in Whistler an den Start. Der 27-Jährige, der in München lebt und für Ebingen startet, ist wie Felix Neureuther im Technik-Bereich bei den Speedfahrern deutscher Einzelkämpfer.
von  Abendzeitung
Stephan Keppler blickt nach dem Training in Beaver Creek auf die Anzeigetafel.
Stephan Keppler blickt nach dem Training in Beaver Creek auf die Anzeigetafel. © dpa

Whistler (dpa) - Als erster deutscher Alpiner geht Stephan Keppler am 10. Februar beim ersten olympischen Abfahrtstraining in Whistler an den Start. Der 27-Jährige, der in München lebt und für Ebingen startet, ist wie Felix Neureuther im Technik-Bereich bei den Speedfahrern deutscher Einzelkämpfer.

Als erster deutscher Speedfahrer seit Markus Wasmeier und Hansjörg Tauscher haben Sie regulär das Olympia-Ticket gelöst. Nun sind Sie alleine in Whistler. Wie ist das als Einzelkämpfer?

Keppler: «Mir ist schon lieber, wenn ich in einer Mannschaft unterwegs bin, wenn es keine zu große Mannschaft ist. Aber man kann nichts machen, dass es nicht so ist, deswegen werde ich nicht weniger trainieren. Skifahren ist eh ein Einzelsport.»

Warum schaffen es nicht mehr deutsche Speedfahrer in die Spitze?

Keppler: «Wir haben einfach nicht die Masse wie andere Länder - bis auf Lichtenstein vielleicht. Es wird auch die nächsten Jahre so sein, dass vereinzelt welche kommen. Aber, dass wir wirklich ein Team haben oder mit vier unter den 30 sind, das kann noch dauern.»

Wann kommen denn welche nach?

Keppler: «Das ist schwer zu sagen, wir haben ein paar Junge, aber die sind einfach noch nicht so weit. Einige sehr junge brauchen noch ein paar Jahre.»

Was fehlt denen denn besonders?

Keppler: «Die Erfahrung und die körperlichen Voraussetzungen.»

Das macht einen starken Abfahrer aus?

Keppler: «Körperliche Voraussetzungen sind sehr wichtig. Ich habe noch keinen vorne gesehen, der nicht sehr gut beieinander ist. Wenn einer konditionelle Schwächen hat, werden die sofort aufgezeigt bei zwei Minuten Laufzeit. Die, die besser dabei sind, wie Cuche, denen sieht man die letzten Tore an wie die fahren können, was andere nicht mehr von der Kraft auf die Reihe kriegen. Erfahrung braucht man nicht unbedingt um zu gewinnen, wenn man Janka sieht. Aber der ist ein Ausnahme-Skifahrer. Wenn man vom Talent so wie wir unterwegs ist, ist Erfahrung sehr wichtig.»

Und Überwindung?

Keppler: «Man muss sich auf jeden Fall überwinden können. Wenn man das erste Mal die Abfahrten fährt und über 140 ist, ist auch mal Angst dabei, aber da muss man dann durch. Das ist eine andere Mentalität als ein Slalomfahrer, der nie schneller als 50 fährt.»

Wie ist das eigentlich, wenn man auf Ski 140 fährt?

Keppler: «100 kommt einem langsam vor, wenn man vorher schneller unterwegs war. 120 macht schon Spaß über die Sprünge, und 140, da schalten sich schon alle Alarmsignale an, jetzt bloß nichts verkehrt machen. Gerade in Wengen den Schuss, wo man über 150 fährt, da konzentriert man sich schon noch mal anders.»

Gerade bei den hohen Geschwindigkeiten haben Fehler fatale Folgen. Ist der Skirennsport gefährlicher geworden?

Keppler: «Es gab früher auch schon schwere Verletzungen und schwere Stürze. Jetzt wird vielleicht mehr drauf geschaut, weil es öfter mal einen Prominenten trifft. Die Weltspitze ist dichter beieinander, dass die auch alles riskieren müssen. Niemand kann sich erlauben, dass er nicht volles Risiko geht.»

Ist der Alpin-Rennsport denn gefährlicher als die Formel 1?

Keppler: «Würde ich schon sagen. Wir haben einen Rückenprotektor und einen Helm und die haben, was weiß ich, was die alles an Sicherheitssystemen drin haben in dem Auto. Und trotzdem verletzen sich die Fahrer bei Unfällen. Beim Skifahren fehlt in dem Fall die Knautschzone. Deshalb sind Sturzräume, Zäune und Netze so wichtig. Trotzdem gibt es keine hundertprozentige Sicherheit.»

Interview: Christian Kunz, dpa

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