Kenianer dominieren historischen WM-Marathon

Die Straßen Berlins sind ein schnelles Pflaster, dass weiß man nicht erst seit dem Weltrekord von Haile Gebrselassie. Nun ging in der historischen Mitte der Hauptstadt auch der schnellste WM-Marathon der Geschichte über die Bühne.
Mit einem heißen Tanz am Brandenburger Tor hat Abel Kirui einen historischen Marathon-Sieg und ganz Berlin den dritten Weltmeister aus Kenia gefeiert. Der 27-Jährige triumphierte am Samstag bei der Leichtathletik-WM in starken 2:06:54 Stunden vor seinem Landsmann Emmanuel Mutai (2:07:48). Bronze erkämpfte vor Hunderttausenden begeisterten Zuschauern längs der Strecke der Äthiopier Tsegay Kebede in 2:08:35. Nie zuvor war der Sieger bei einer Weltmeisterschaft schneller im Ziel.
«Als ich die Ziellinie sah, konnte ich es einfach nicht glauben. Ich bin so dankbar. Da war nur Freude, pure Freude», sagte Marathon- Mann Kirui nach einem taktischen Rennen auf der klassischen 42,195-Kilometer-Distanz. Erstmals in der Geschichte der Leichtathletik-WM begann und endete ein Marathon nicht im Stadion.
Pollmächer überzeugt in seinem letzten Rennen
Die vier deutschen Läufer hatten mit der Entscheidung zwar nichts zu tun, schlugen sich aber prächtig und wurden mit Platz 9 in der Teamwertung zumindest moralisch belohnt. Als Bester des DLV-Quartetts kam der Chemnitzer André Pollmächer nach 2:15:36 Stunden als 18. ins Ziel - die Berliner feierten ihn mit tosenden Beifallsstürmen. «Vielen Dank, Berlin! Das war fantastisch. Die Zuschauer haben uns alle nach vorne gepeitscht», sagte der 26 Jahre alte WM-Debütant, der nach dem «definitiv letzten» Marathon seiner Karriere Trainer wird.
«Gigantisch, dieses Publikum», meinte Martin Beckmann, «bei den Wahnsinns-Massen am Streckenrand habe ich meine Familie erst auf der zweiten Runde gefunden.» Der 32-Jährige aus Leinfelden-Echterdingen hatte vor zwei Jahren bei der WM-Hitzeschlacht in Osaka aufgeben müssen, diesmal kam er in 2:18:08 Stunden als 34. ins Ziel. «Osaka war mörderisch, Berlin knüppelhart.» Falk Cierpinski - Sohn des zweifachen Marathon-Olympiasiegers Waldemar Cierpinski - kam als 50. ins Ziel, Tobias Sauter wurde 66.
Drittes Marathon-Gold für Kenia
Die Vorentscheidung fiel Mitte der letzten Runde: Mutai und Kirui verschärften das Tempo und setzten sich ab. Vor allem die Äthiopier und Kenianer hielten auf den ersten 20 Kilometern das Tempo hoch und wechselten sich an der Spitze ab. Nach 15:09 Minuten hatten Robert Kipkoech Cheruiyot (Kenia) und Dieudonné Disi aus Ruanda als erste die 5-Kilometer-Marke passiert. Pollmächer verlor schon auf den ersten 5000 Metern 35 Sekunden. Doch der Chemnitzer kämpfte sich zurück, obwohl er am Ende von Seitenstechen geplagt wurde.
WM-Gold für Kenia gab es bisher erst zweimal: 1987 gewann in Rom Douglas Wakihuri, vor zwei Jahren in Osaka war Luke Kibet der schnellste Mann auf den klassischen 42,195 Kilometern. Weltrekordler Haile Gebrselassie (Äthiopien) und Olympiasieger Samuel Wanjiru (Kenia) waren diesmal nicht am Start.
Ergebnis Marathon der Männer:
1. Abel Kirui (Kenia) 2:06:54 Std.; 2. Emmanuel Kipchirchir Mutai (Kenia) 2:07:48; 3. Tsegay Kebede (Äthiopien) 2:08:35; 4. Yemane Tsegay (Äthiopien) 2:08:42; 5. Robert Kipkoech Cheruiyot (Kenia) 2:10:46; 6. Atsushi Sato (Japan) 2:12:05; 7. Adil Ennani (Marokko) 2:12:12; 8. Jose Manuel Martinez (Spanien) 2:14:04; ... 18. André Pollmächer (Chemnitz) 2:15:36; 34. Martin Beckmann (Leinfelden- Echterdingen) 2:18:08; 50. Falk Cierpinski (Spergau) 2:22:36; 66. Tobias Sauter (Spergau) 2:35:43 (dpa/nz)