"Kein Weicheier-Sport" - Die Sportholzfäller-WM

Die weltweit besten Sportholzfäller treffen sich von Freitag an in Österreich zum Kräftemessen. Erst über Umwege kam der beste Deutsche zu diesem trickreichen Sport.
von  dpa
Dirk Braun bei den Deutschen Meisterschaften im August im Münchner Olympiastadion. In Innsbruck startet er bei der Weltmeisterschaft.
Dirk Braun bei den Deutschen Meisterschaften im August im Münchner Olympiastadion. In Innsbruck startet er bei der Weltmeisterschaft. © dpa

In wenigen Sekunden müssen sie sich durch Baumstämme sägen und dicke Stämme zerhacken: Die weltweit besten Sportholzfäller treffen sich von Freitag an in Österreich zum Kräftemessen. Erst über Umwege kam der beste Deutsche zu diesem trickreichen Sport.

Innsbruck – Wenn Dirk Braun für die Weltmeisterschaft trainiert, fliegen die Späne. Mit der Axt schlägt er sich immer weiter in den Baumstamm oder arbeitet sich mit der dröhnenden Motorsäge in Rekordgeschwindigkeit durch das Holz. "Da ist Action drin, das knallt", sagt der Sportholzfäller. Dass er einmal zu den besten Holzfällern der Welt gehören würde, hätte Braun lange nicht gedacht. Doch elf Jahre nach seinen Anfängen hat der 44-Jährige die WM vor Augen, die sogenannte "Stihl Timbersports Series". Am Freitag und Samstag treffen in Innsbruck die besten Holzfäller aus mehr als 20 Ländern aufeinander - und Braun gehört zum erweiterten Favoritenkreis, sowohl in der Einzelwertung als im Teamwettkampf.

Bis 2003 hatte er mit dem Sport noch nichts zu tun, dann aber wurde die Deutsche Sportholzfäller-Meisterschaft in seinem Heimatort Winterberg ausgetragen. "Damals wurde ein Local Hero gesucht", sagt er, "jemand der aus dem Ort kommt und der dort was reißen kann." Als Forstarbeiter und ehemaliger Bodybuilder war Braun schnell dabei.

Im Einzelwettkampf muss der zweimalige Europameister und sechsmalige deutsche Meister jetzt in sechs Disziplinen hintereinander antreten: Springboard, Stock Saw, Standing Block Chop, Single Buck, Underhand Chop und Hot Saw. Der Staffelwettkampf setzt sich aus vier Teilbereichen zusammen, die Deutschen müssen also gemeinsam ran. Allerdings nur die Männer, denn Frauen nehmen an der WM nicht teil. Für sie gibt es eigene Wettkämpfe mit nur drei Disziplinen.

Springboard gilt als Königsdisziplin und ist auch Brauns Favorit. Dabei hackt der Sportler Kerben in den Baumstamm und befestigt dort ein Brett, auf dem er stehen kann. So arbeitet er sich immer weiter am Baumstamm hoch. Balance, Geschicklichkeit und Kraft braucht es dafür. "Sportholzfällen ist kein Weicheier-Sport", sagt Braun. Er trainiert oft im Fitnessstudio und hat im Garten eine Bühne stehen, auf der er das Hacken trainiert.

10 000 Zuschauer werden in Innsbruck erwartet, auch im Fernsehen werden die Wettkämpfe übertragen. "Der Trend geht stark nach oben", sagt Phillip Vielwerth. Er leitet den Trainingsstützpunkt der Sportholzfäller im unterfränkischen Mellrichstadt und trainiert die besten Athleten. Der Wunsch vieler Menschen nach Ursprünglichkeit mache den Sport beliebt, meint er. "Sportholzfällen kommt direkt aus dem Wald. Und auch unser Werkzeug ist noch traditionell."

Für Braun liegt das wachsende Interesse an den leicht nachvollziehbaren Regeln. "Das ist ein ehrlicher und fairer Sport", sagt er. "Der Zuschauer sieht sofort, wer schneller war und weiß: Der kommt weiter."

In anderen Ländern, wie den USA oder Australien, wo der Sport von Forstarbeitern erfunden wurde, sind die "Hacker" richtige Stars. Einige wenige können sogar vom Sportholzfällen leben. In Deutschland dagegen ist die Szene klein. 2010 mischten die Deutschen zuletzt in der Weltspitze mit, als Holzfäller Robert Ebner Silber bei der WM holte. "Es gibt Länder, die sind einfach extrem schwer zu knacken", meint Vielwerth. "In Australien wird der Sport seit 150 Jahren betrieben." In Deutschland dagegen wurde er erst 2001 professionalisiert.

Für die WM wünscht sich Vielwerth, dass die vierköpfige Mannschaft zumindest an den Erfolg der letzten WM anknüpft. Dort wurde Deutschland Fünfter, als bestes europäisches Team. Und auch Dirk Braun will es ins Finale schaffen: "Das Ziel ist ein guter WM-Abschluss - und dafür gebe ich alles."

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