Kaymers Wandlung

Deutschlands bester Golfprofi kehrt zur Titelverteidigung nach Eichenried zurück. Es hat sich viel verändert im letzten Jahr – bei den Schlägern, der Wohnung und beim Fußballklub.
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„Mein Selbstbewusstsein ist gewachsen“: Vorjahressieger Martin Kaymer, der ab Donnerstag bei den BMW Open in Eichenried abschlägt.
Bongarts/Getty Images „Mein Selbstbewusstsein ist gewachsen“: Vorjahressieger Martin Kaymer, der ab Donnerstag bei den BMW Open in Eichenried abschlägt.

Deutschlands bester Golfprofi kehrt zur Titelverteidigung nach Eichenried zurück. Es hat sich viel verändert im letzten Jahr – bei den Schlägern, der Wohnung und beim Fußballklub.

EICHENRIED Martin Kaymer kam schon frühmorgens. Ganz allein stellte er sich auf die Tribüne am 18. Loch, und später erzählte er, wie er dann an das letzte Jahr dachte. An seinen Sieg hier in Eichenried, an die vielen Fans mit ihren schwarz-rot-goldenen Fahnen. Und natürlich dachte Kaymer auch an seine Mutter, der er damals unter Tränen den Sieg widmete; zwei Wochen später starb sie an Krebs.

Nun kam der 24-jährige beste deutsche Golfprofi erstmals wieder zurück, nach einem Jahr voller Veränderungen. Mit neuen Schlägern, einer neuen Wohnung und sogar einem neuen Lieblingsverein. Ein neuer Martin Kaymer, der ab Donnerstag in Eichenried den Titel verteidigen will.

Er wirkt viel selbstbewusster, gestandener als 2008. „Es hat sich alles nach vorn bewegt“, sagte er nun, „ich merke, wie ich mich verändere. Mein Selbstbewusstsein ist wie mein Selbstverständnis gewachsen.“ Und gewachsen ist auch der Anspruch.

Knapp 650 000 Euro Preisgeld hat der 27. der Weltrangliste heuer schon erspielt, ein Sieg fehlt ihm noch, und das wurmt ihn. „Es wird höchste Zeit“, sagt er, „ich will mindestens ein großes Turnier in diesem Jahr gewinnen.“ Am besten in Eichenried.

Ansonsten ist Routine eingekehrt, auch bei den vielen PR-Terminen. So wie Dienstag, als ihn ein Golf-Ausrüster aufs Podium setzte, um bei der Unterzeichnung eines millionenschweren Vertrags feierlich zu verkünden, dass Kaymer künftig mit den Schlägern des kalifornischen Unternehmens übers Fairway drischt. Eine Tochter eines Adidas-Unternehmens übrigens, überzeugt hatte Kaymer dabei ein Abendessen mit Firmenboss Herbert Hainer.

Kaymer: "Ich bin gerade dabei, mich einzurichten"

Vor allem, weil er sich den ganz anders vorgestellt hatte.

„Ich hatte einen korpulenten Vorstandschef erwartet“, meinte Kaymer am Dienstag, „dabei war das ein sportlicher junger Herr. Er und seine Frau sind bodenständige Leute, da bin ich mit einem ganz positiven Eindruck wieder nach Hause gefahren.“ Wohl aber auch, weil das Essen um Längen besser war als das, was es bei Kaymer daheim gibt.

Von der Tiefkühlpizza, die er sich manchmal um drei Uhr morgens noch in den Ofen schiebt, hatte er jüngst gesprochen, nachdem er im Januar endgültig von zu Hause in Mettmann ausgezogen war, 20 Kilometer in den Westen, über die A3 hinüber nach Düsseldorf. „Ich bin gerade noch dabei, mich einzurichten“, sagt Kaymer, „Bett, Couch, Fernseher, das Nötigste ist schon drin. Aber oft bin ich eh nicht in Düsseldorf.“ Genauso wenig wie in Arizona, denn zwar hat er auch in Phoenix nun ein Apartment, doch meistens wohnt er eben doch in den Hotels rund um die Golfplätze der Welt.

Ausflüge zum Fußball wie in der vergangenen Saison sind selten. Da wurde Kaymer, der in der Jugend für die Düsseldorfer Fortuna kickte, von Vater Horst und Bruder Philipp, zwei überzeugten Fans des Erzrivalen, zum 1. FC Köln mitgeschleppt. Dabei bekam Martin Kaymer vom damaligen Trainer Christoph Daum ein FC-Trikot überreicht. Mit den Unterschriften aller Spieler und der Rückennummer 59. Als Würdigung seiner einzigartigen 59er-Runde 2006 bei einem Turnier der Nachwuchs-Tour EPD. Das Trikot freute ihn so, dass er inzwischen konvertierte, wie Papa Horst am Dienstag der AZ sagte: „Inzwischen schlägt Martins Herz für den FC.“

Es ist wohl nur zu Martin Kaymers Bestem, dass er sich in Düsseldorf so selten blicken lässt.

Florian Kinast

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