Kaymer: "Golf kann nicht alles sein"

Der Golfer ist vor dem Start der BMW Open in absoluter Sprücheform. Warum er Erdbeeren sammeln will, gutes Brot und guter Cappuccino wichtig sind - und was er sportlich von sich fordert.
Thomas Becker |
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Der Golfer ist vor dem Start der BMW Open in absoluter Sprücheform. Warum er Erdbeeren sammeln will, gutes Brot und guter Cappuccino wichtig sind - und was er sportlich von sich fordert.

München - Martin Kaymer hat sich Zeit genommen, er will einiges erklären. Und so hat Deutschlands bester Golfer schon einen Tag vor der offiziellen Pressekonferenz zur BMW-Open in Eichenried zum eigenen Pressegespräch eingeladen – im Seehaus im Englischen Garten.

Natürlich freut sich Kaymer auf das Turnier in Eichenried, keine Frage. Vor fünf Jahren hat er hier sein erstes Profi-Turnier gewonnen, damals noch als Amateur, danach einen sensationellen Aufstieg hingelegt, der ihn bis ganz nach oben trieb: Am 27. Februar 2011 war Martin Kaymer der beste Golfer der Welt und auf Platz eins der Weltrangliste. Von da an wurde es schwierig. „Die letzten zwei Jahre waren so wichtig und interessant für mich“, sagt er nun. Dabei ging es in der Weltrangliste zeitweise kräftig bergab (derzeit steht er auf Platz 35), zwischendrin mit dem sensationellen Ryder-Cup-Sieg wieder bergauf, und seitdem ist der ständige Wandel zur Konstanten im Golf-Leben des Martin Kaymer geworden. Er sagt: „Manchmal hast du die Kacke am Schläger. Da kannst du auch gleich gar nix trainieren.“ Im vergangenen Jahr beim Turnier in Portugal hatte er am neunten Loch in Runde zwei „innerlich schon aufgegeben“, wollte nur noch nach Hause. So was nennt man wohl Sinnkrise.

Ans Aufhören habe er jedoch nie ernsthaft gedacht, beteuert der 28-Jährige: „Das geht überhaupt nicht! Ich liebe Golf!“ Dann kommt das Aber: „Aber ich habe schon mal überlegt, wie das wäre. Ich habe ein tolles Profileben, keine Frage. Aber es ist nicht immer alles Sonnenschein. Man vermisst so viel: gutes Brot, guten Cappuccino! Oder so banale Sachen, wie mit Persil gewaschene Wäsche, die gut duftet! Das sind Kleinigkeiten, die glücklich machen: Im eigenen Bett schlafen! Nach Hause kommen! Da bin ich manchmal schon neidisch. Eben habe ich beim Herfahren so ein Feld gesehen, wo die Leute Erdbeeren sammeln – genau das werde ich nachher machen, wenn wir hier fertig sind: Erdbeeren sammeln.“

Ein großer Teil des Golf-Jahres findet für die Profis in den USA statt. Manchmal ist Kaymer vier Monate am Stück in den Staaten – eine harte Zeit, wie er sagt: „Es ist immer das Gleiche. Als Europäer ist es nicht so leicht, sich da so wohl zu fühlen. Ich habe mich richtig gefreut, wenn ein paar Europäer rüberkamen, mit einer ähnlichen Einstellung, einer ähnlichen Kultur, mit denen ich über normale Dinge sprechen konnte. Tiefe Unterhaltungen, die einen auch ein bisschen fordern.“ Auch die Zeit über Weihnachten, Silvester und seinen Geburtstag am 28. Dezember machte ihm zu schaffen: „In den letzten Jahren war ich zu der Zeit immer in Arizona und hab' mir gedacht: 'Zuhause wär' auch mal schön.' Weihnachten mit Rotkohl und Knödeln: Das hat mir schon gefehlt. Einfach mal Sachen machen, die man so macht als Deutscher. Golf kann nicht alles sein.“

Einerseits. Andererseits will Kaymer mit aller Macht wieder da hin, wo er mal war: nach ganz oben. Eine Auszeit kann er sich nicht vorstellen. Kaymers Problem: „Ich bin ja selbst der Ungeduldigste.“ Wie wär's mal mit einem Mentaltrainer? „Ich brauche keinen, der mir auf der Couch was erzählt. Da macht man sich ja dann nur noch Gedanken. Manche Kollegen wurden dadurch noch schlechter.“ Kaymer sucht seinen Weg. Dabei wird er auch mal unbequem und sagt einen öffentlichkeitswirksamen Termin wie die Drei-Schlag-Gaudi vom Monopteros bis zum Seehaus ab. Kaymer sagt: „Ich bin nicht hier, um von A nach B zu fahren, sondern um am Sonntag den Pokal in der Hand zu halten.“

 

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