Katastrophen, die ihr Gutes hatten

MÜNCHEN - Einen Schwarzer Abend erlebte der FC Bayern München am Donnerstag und das nicht zum ersten Mal. Bayerns schlimmste Europapokal-Pleiten: Als der Kaiser noch mit Wutreden motivierte.
Seine Handschuhe flogen in den Hotelteich und alles, was ihn sonst noch so erinnerte an den schwarzen Tag, das verbrannte Sepp Maier gleich auf dem Zimmer. Erzählte jedenfalls sein Zimmergenosse Franz „Bulle" Roth. Der schwarze Tag von Amsterdam kam dem gestrigen von St. Petersburg ziemlich nahe, das Ergebnis war das gleiche.
7. März 1973
Damals vor 35 Jahren im Europacup der Landesmeister war für die Bayern schon nach dem Viertelfinal-Hinspiel alles vorbei. Gegen die entfesselten Ajax-Stars um Johan Cruyff, Johan Neeskens und Arie Haan waren die Bayern machtlos. Dabei hatte es zur Pause an jenem 7. März 1973 noch 0:0 gestanden, am Schluss jedoch 4:0 für Ajax. Und der Sepp war schuld, schenkte den Gastgebern das erste Tor. Im Rückspiel (2:1) war nichts mehr zu retten.
22. Oktober 1991
Schlimmer, weil gegen einen weit schwächeren Gegner, erging es den Bayern nur noch ein Mal: am 22. Oktober 1991, als sie gerade eine Katastrophensaison spielten, verloren sie unter Trainer Sören Lerby bei Bröndby Kopenhagen im Uefa-Cup mit 2:6! Gerry Hillringhaus kassierte die meisten Tore eines Bayern-Keepers in 332 Europacup-Partien, fünf in der zweiten Hälfte. Der Libero hieß Christian Ziege!
23. November 1977
Dann waren da noch zwei Spiele gegen Eintracht Frankfurt im Uefa-Pokal. Am 23. November 1977 wurden die Bayern im ersten Jahr nach Beckenbauer mit 0:4 verprügelt. Trainer Dettmar Cramer klagte: „Wir haben alle Zweikämpfe verloren." Kurz nach der Partie tauschten die Klubs die Trainer, Bayern bekam Gyula Lorant, die Eintracht Cramer.
Mai 1980
Im Mai 1980 im Halbfinale die Neuauflage, nun kam Bayern gar mit 1:5 unter die Räder - das passierte mit Stars wie Paul Breitner, Kalle Rummenigge und Klaus Augenthaler gegen ein Team, das in der Liga gerade sechs Mal verloren hatte. Das waren die höchsten Pleiten. In der Reihe der größten Debakel steht ein 0:3 ganz oben – weil es sogar etwas Gutes hatte. Am 6. März 2001 verlor Bayern ein Champions-League-Spiel der zweiten Gruppenphase gegen Lyon. Kaiser Franz Beckenbauer, damals Präsident, hielt seine berühmte Wutrede, sprach von Leistungen wie „in der Uwe-Seeler-Traditions-Mannschaft“ und reizte die Stars um Effenberg und Kahn so, dass sie zehn Wochen später den Titel gewannen.
8. März 2006
Das gelang später nie mehr, die Kluft zu den Großen wuchs immer mehr. Deutlich wurde das am 8. März 2006, als chancenlose Bayern beim AC Mailand im Achtelfinale mit 1:4 untergingen.
Und dann wäre da noch die Nacht von Valencia, am 10. September 1996. Mit Kahn, Matthäus und Klinsmann flog der Uefa-Cup-Titelverteidiger in der ersten Runde nach Spanien – die Stimmung war locker. Zu locker, fand der Kaiser, „wie beim Testspiel gegen einen Bezirksligisten“. Die Folge: ein 0:3, Alex Zickler sah zu allem Übel noch Rot. Im Rückspiel (1:0) war nichts mehr zu machen. Die Bayern 2008 hätten gern noch ein Rückspiel…
Udo Muras