Kapselriss: Das Bierofka-Drama

MÜNCHEN - Was für eine Tragik um Daniel Bierofka. Der Löwe knickte im Pokalderby um - ohne Fremdeinwirkung. Die niederschmetternde Diagnose: Kapselriss im Sprunggelenk. Zuvor hatte es bereits Sechzig-Torhüter Hofmann erwischt.

Er wollte unbedingt dabei sein. Egal, wie groß die Schmerzen waren im Fuß. Ins Krankenhaus fahren, bei diesem Derby? Nein, das kam für Daniel Bierofka nicht in Frage. Und so saß er dann auf der Bank. Neben Michael Hofmann. Der zweiten Identifikationsfigur beim TSV 1860.

Denn beide mussten verletzt raus am Mittwochabend. Ein schmerzhafter Abend für die beiden. Seelisch, weil sie tatenlos mit ansehen mussten, wie sich ihre Mannschaftskollegen tapfer wehrten und am Ende doch verloren, ganz unglücklich. Und körperlich, weil sie schwer verletzt vom Feld mussten.

Hofmann krachte mit Toni zusammen

Erst erwischte es Michi Hofmann. In der 30. Minute war er im Strafraum dem Ball entgegengelaufen, als Luca Toni auf ihn zustürmte, den Fuß nicht zurück zog und dann mit dem Löwen-Keeper böse zusammenkrachte. Und bestimmt hatte er mit diesem unnötigen Stürmerfoul auch nicht einen Lebenstraum zerstören wollen.

Und doch hat Toni gestern genau das getan. Zwar entschuldigte sich der Italo-Beau noch reumütig beim Keeper, aber das nutzt Hofmann freilich wenig. Merda, Luca! „Ich bin mir sicher, Olli: Wir entscheiden das Derby“, hatte Hofmann zuvor im exklusiven AZ-Doppelinterview mit Bayern-Torhüter Oliver Kahn gesagt. Doch daraus wurde nichts.

Nach kurzer Behandlung musste Hofmann in der 35. Minute das Spielfeld verlassen. Zwar stand er nach dem Zusammenprall noch einmal kurz auf, trat ein paar Mal mit den Füßen auf den Boden, doch schon da verriet sein schmerzerfülltes Gesicht, dass an diesem Abend einfach nichts mehr gehen würde bei ihm. Vier Minuten später ließ sich Hofmann auswechseln. „Das hat weh getan wie ein richtiger Pferdekuss“, sagte Hofmann danach.

Für ihn kam Philipp Tschauner. Jener 21-Jährige, der Hofmann vor Saisonbeginn eigentlich schon den Stammplatz weggenommen und diesen selbst dann nach einem Kreuzbandanriss wieder hatte abgeben müssen. Hofmann umarmte den jungen Rivalen lange, bevor er traurig in die Katakomben hinkte. Eine schwere Prellung im Oberschenkel habe sich der Torhüter zugezogen – so zumindest die erste Diagnose von Löwen-Doc Willi Widenmayer. Möglicherweise könnte sich die noch als Muskelfaserriss erweisen, aber trotzdem: Hofmann wird bald zurückkehren können ins Tor der Sechzger.

Bierofka einfach umgeknickt

Anders als Daniel Bierofka. Er, der die Löwen angetrieben hatte, unermüdlich auf den linken Seite herumgewirbelt hatte. Bei einem Laufduell knickte er plötzlich mit dem linken Fuß um, ohne Fremdeinwirkung des Gegners. Es war gleich zu sehen, dass es eine schlimme Verletzung sein musste. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich Bierofka den linken Knöchel, weinend musste er vom Platz getragen werden. Im linken Sprunggelenk war die Kapsel gerissen.

20 Minuten lang wurde er von Löwen-Doc Erich Rembeck in der Kabine behandelt, wurde das Gelenk stabilisiert. Dann wollte Bierofka wieder zurück. Er musste dabei sein bei seinen Löwen. Sechs Wochen wird er jetzt wohl ausfallen.

Hätten die Löwen das Pokal-Derby gewonnen, er hätte es sicher verschmerzen können. Und Michi Hofmann? Er bekam nach Abpfiff zumindest noch das lang ersehnte Trikot von Oliver Kahn. An diesem Abend war es nur ein schwacher Trost.

fil/fk