Kanu-Duo Groß/Rendschmidt holt EM-Titel in Portugal
Montemor-o-Velho - Für die Fotografen imitierten Marcus Groß und Max Rendschmidt am Ende sogar Usain Bolts legendäre Siegerpose. Nach ihrem Überraschungssieg bei den Kanu-Europameisterschaften in Portugal posierten sie in Schräglage nebeneinander und streckten die Arme in Richtung Himmel. Vom Bundestrainer gab es neben Lob auch einen Klaps auf den Hinterkopf. "Das war super", konstatierte Reiner Kießler, der die beiden erst vor kurzem zusammen in den olympischen Kajak-Zweier gesetzt hatte.
Mit ihrem unverhofften Erfolg hübschten Groß und Rendschmidt sogar etwas die Gesamtbilanz der deutschen Kanuten auf. Ansonsten gab es am ersten Finaltag nämlich wenig Grund zum Feiern. Im Kajak-Einer über 1000 Meter verpasste der Olympia-Dritte Max Hoff im portugiesischen Montemor-o-Velho den Sieg knapp und wurde Zweiter - ebenso wie der Kajak-Vierer der Frauen über 500 Meter. Olympiasieger Sebastian Brendel - im bisherigen Saisonverlauf an Konstanz nicht zu überbieten - paddelte im Canadier-Einer gar nur auf einen schwachen wie enttäuschenden sechsten Platz.
Gleich einer Reihe von Kontrahenten musste Brendel den Vortritt lassen, fast fünf Sekunden Rückstand hatte er nach einem Kilometer angesammelt. Als sich die Besten in Richtung Ufer zur Siegerehrung aufmachten, blieb er im Wasser - und fuhr niedergeschlagen weiter. "Das ist noch mal ein Wachrüttler für ihn", sagte Kießler. Mit Blick auf den Saisonhöhepunkt - die Heim-Weltmeisterschaft Ende August in Duisburg - bestehe aber keine Gefahr: "Sebastian hat in den letzten Wochen alle drei Weltcups der Saison bestritten und gewonnen. Die große Wettkampfbelastung hat sich jetzt bemerkbar gemacht."
Die Kajak-Piloten Groß (23) und Rendschmidt (19) hatten sich nach ihrer Zweier-Nominierung schon etwas zielgerichteter auf die EM an der Westküste Portugals vorbereitet. "Wir sind die 1000 Meter voll gefahren. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es nach wenigen Wochen zusammen im Boot schon so gut läuft", meinte Rendschmidt. Bereits in seinem ersten Jahr bei den A-Kader-Athleten könnten sich große Erfolge anbahnen. "Das war noch nicht alles. Wenn wir beständig fahren, können wir noch einiges rausholen in den nächsten Jahren."
Neben Hoff und dem Kajak-Vierer paddelte im Kajak-Zweier bei den Frauen über die nicht-olympische 1000-Meter-Distanz auch das Duo Carolin Leonhardt/Conny Waßmuth auf Rang zwei. Jede Menge Pech hatten im Canadier-Zweier Ronald Verch und Sebastian Hennig, die über 1000 Meter gleich zu Beginn Opfer eines Defekts an der Startanlage wurden. Ohne das normalerweise übliche akustische Signal öffnete der Startschuh - was die beiden Deutschen völlig unvorbereitet traf. "Einige waren wacher und sind gleich losgefahren. Wir hatten keine Ruhe und waren gleich völlig hintendran", kommentierte Verch.
Ein Protest mehrerer Länder scheiterte hinterher trotzdem. "Die einzige Chance wäre gewesen, gleich am Anfang das Paddel zu heben und einen Fehlstart zu signalisieren", sagte Kießler. So aber stand für das deutsche Boot letztlich nur Platz sieben zu Buche. Im Kampf um den WM-Startplatz gegen die schwächelnden Olympiasieger Kurt Kuschela und Peter Kretschmer bleiben Verch und Hennig dennoch "in der Pole Position", wie Chefcoach Kießler betonte. "Sie haben es in der Hand, ihre Position über gute Trainingsleistungen zu halten."
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