„Kandahar? Zu einfach!“

Wie Paralympics-Sieger Martin Braxenthaler für München 2018 wirbt – und wie er Riesch sieht
AZ: Herr Braxenthaler, die Münchner Olympia-Bewerbung für 2018 nimmt wieder Fahrt auf. Sie unterstützen sie als Sportbotschafter. Wie kam es dazu?
MARTIN BRAXENTHALER: Ich war einer der ersten, bin seit mehr als einem Jahr dabei. Das war selbstverständlich für mich, dass ich mich dafür einsetze. Mittlerweile sind auch Sommersportler dabei. Sport ist nicht sportartenspezifisch zu sehen, sondern generell ein wichtiges Medium. Es soll zum Ausdruck kommen, dass der gesamte deutsche Sport hinter München 2018 steht, dass das nicht nur eine Geschichte für Bayern, sondern für ganz Deutschland ist.
Wie sieht die Arbeit als Botschafter konkret aus?
Sehr vielseitig. Manche haben nicht so viele aktive Einsätze; bei mir ist es sehr intensiv. Ich bin bei Pressekonferenzen dabei, war im Olympiastadion bei einer Begehung und auch in Garmisch. Dort war der Slalom der Paralympier auf der Kandahar geplant. „Das ist zu einfach“, habe ich gesagt, „zu wenig Action.“ Jetzt gehen wir auf den Gudiberg. Der ist auch für uns wie geschaffen. Die Planer haben dies gerne aufgenommen.
Zuletzt entstand der Eindruck, dass sich manche Sportler von den Bewerbern nicht mitgenommen fühlten. Maria Riesch gründete eine eigene Initiative: PROlympia.
Ich glaube, dass Maria von Anfang an Sportbotschafter ist. Oder Felix Neureuther: Der strahlt mir von 500 Quadratmeter großen Hauswänden entgegen. Das heißt, der ist da vermutlich weiter drin als er selbst fühlt. Kürzlich gab’s zudem eine Anzeige mit Felix und mir. Natürlich muss sich alles entwickeln. Die ganze Bewerbung hat sich entwickelt und auch der Einsatz der Sportbotschafter. Die haben in der Bewerbergesellschaft mit zwei Leuten angefangen – jetzt sind es über 40.
Bewerbungs-Chef Bernhard Schwank sagt, das Hauptgewicht liege nun auf internationaler Ebene. Muss man nicht auch vor der Haustür Überzeugungsarbeit leisten?
Beides ist wichtig. Das Bewusstsein dafür, wie der Sport die Gesellschaft bewegen kann, ist bei uns noch viel zu wenig verankert. Wir haben die Möglichkeit, über die Olympischen und Paralympischen Spiele das zu optimieren. Das ist meine Motivation.
Wie empfinden Sie die Stimmung bei Veranstaltungen zu München 2018?
Im Großen und Ganzen sind das sehr positive Eindrücke – und die werden immer mehr. Auch dadurch, dass man mehr informiert, sich das Denken ändert und viele erkennen, dass viel mehr dranhängt als zwei Wochen Olympische und zehn Tage Paralympische Spiele. Die Chance liegt in der Nachhaltigkeit. Das ist der Schlüssel zum gesellschaftlichen Rückhalt.
Wie gut kommen Sie als Rollstuhlfahrer im Olympiapark oder beim Skifahren in Garmisch zurecht?
Im Olympiapark erstaunlich gut. In Garmisch kann man sich auch gut bewegen, aber dort hat man die Chance, sich für die Zukunft fit zu machen. Alle sprechen von Barrierefreiheit und behindertengerecht, ich nenne das gesellschaftsfreundlich. Alles was ohne Barrieren ist, nutzt jedem, ob’s die Familie mit Kinderwagen ist oder ein Mensch mit Mobilitätseinschränkung. Denn jeder wird irgendwann zu einer Gruppe gehören, die es nicht mehr so leicht hat.
Interview: Thomas Becker