Kämpfender Cowboy
Wie Stefan Denk (29) nach seinem Unfall um seine Rückkehr kämpft - als Cowboy und als Polizist
MÜNCHEN Die Krücken begleiten ihn immer noch überall mit hin. Auch ein halbes Jahr nach jenem tragischen Unfall würde für Stefan Denk jeder Schritt ohne die Gehhilfen "eine halbe Ewigkeit" dauern, sagt er. Dennoch denkt der Polizist, der bei einem Einsatz Ende Juli bei Lochhausen von einer S-Bahn erfasst wurde und danach fast drei Wochen im Koma lag, jetzt schon an sein Comeback bei den Munich Cowboys.
Spätestens im Frühjahr will der 29-Jährige wieder zurück aufs Feld. Zurück zu seinen Cowboys, die den Verteidiger im Oktober zum Ehrenkapitän ernannt haben. "Ich habe vor ein paar Jahren in der fünften Liga angefangen und den Sprung zum Bundesligaspieler geschafft", sagt Denk, "wieso sollte ich also jetzt nach meiner Verletzung nicht wieder zurückkommen?"
"Ich will raus, mich bewegen, für die Menschen da sein"
Denk sagt bewusst "Verletzung". Denn an den Unfall selbst kann er sich noch immer nicht erinnern. "Ich weiss nur noch, dass mein Kollege und ich am Gleis standen und jemanden suchten, der dort gesehen worden war." Er bekam nicht mit, wie er ins Weizenfeld geschleudert wurde, wie sein Kollege starb, wie er im Krankenhaus wegen schweren Kopfverletzungen und etlichen Brüchen mehrmals operiert werden musste.
"Ich habe auch aufgehört, mich unbedingt erinnern zu wollen", sagt er. Psychologische Hilfe hat er abgelehnt. Stefan Denk möchte von selbst wieder auf die Beine kommen. Und nach vorne blicken. In eine Zukunft bei den Cowboys - und bei der Polizei. Schon im Januar beginnt er wieder seinen Dienst. Erst mal im Büro. "Aber das ist nicht so meins. Ich will raus, mich bewegen, für die Menschen da sein", sagt er. Vor einer Woche bekam er von der Polizei eine Medaillie. Ausserdem überreichte ihm der Verein "Polizisten helfen - Polizeifreunde München" eine Spende von 20 000 Euro.
Auch für diese Spender möchte er wieder zurück aufs Feld. Filippo Cataldo
24.12.2007