"Kabelbinder einpacken!"
AZ: Herr Perwitzschky, beim Skitourengehen braucht man einiges an Ausrüstung. Ein großes Thema sind aktuell neue Bindungssysteme...
OLAF PERWITZSCHKY: Das stimmt, der Bindungsmarkt ist in Bewegung. Vom Prinzip her unterscheidet man zwei Systeme: Rahmenbindungen, bei denen Frontteil und Ferse verbunden sind und Pin-Bindungen, bei denen Front und Ferse separat arbeiten.
Letztere ist die leichtere Variante und Gewichtsreduktion ist ein wichtiger Punkt beim Skitourengehen, oder?
Die Pin-Systeme sind tatsächlich leichter und das spielt für einige Grammfeilscher sicher eine Rolle. Vor allem aber bietet sich die Möglichkeit, dass man einen etwas schwereren Ski fahren kann und dabei noch recht leicht unterwegs ist. Superleichte Ski sind sehr unruhig, nervös und wenig eisgriffig. Für normale Skifahrer ist es also sinnvoller, einen Ski zu wählen, der stabiler ist.
Und für wen eignen sich die Rahmenbindungen?
Rahmenbindungen sind komfortabler, etwas sicherer und sehr universell. Sie passen - im Gegensatz zu den Pin-Modellen – auf jede Art von Schuh und sind einfacher zu bedienen.
Das Bergaufgehen ermöglicht uns das Fell. Auf was sollte man hier achten?
Es muss vor allem genau auf den Ski passen. Früher konnte man die Felle von einem Ski auf den nächsten wechseln. Das geht heute nur noch selten. Das Fell muss den Belag komplett abdecken, so dass nur noch die Stahlkante frei ist. Sonst kommt man ständig ins Rutschen, besonders bei harten Bedingungen. Das kostet viel Kraft und mindestens so viel Nerven.
Was darf sonst nicht fehlen?
Ganz klar: Bei jeder Skitour abseits der Piste müssen Lawinenschaufel, Sonde und ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (kurz LVS) dabei sein. Außerdem sollte man sich vorher über die aktuelle Lawinenlage informieren.
Was ist mit neuem Sicherheitsequipment wie dem ABS-Rucksack?
Die Lawinenrucksäcke sind eine absolut sinnvolle Zusatzausrüstung. Inzwischen gibt es auch eine große Auswahl an Modellen mit verschiedenen Airbag-Systemen. Natürlich hat man dann mehr zu schultern – je nach System zwischen 1,5 bis 3 kg. Aber das ist besonders auf Tagestouren kein echtes Argument. Der ABS-Rucksack kann im Falle einer Lawine eine Komplettverschüttung verhindern. Eine Überlebensgarantie liefert er aber nicht.
Das Skitourengehen ist schweißtreibend – was ziehe ich am besten an?
Generell gilt: wenig zum Aufstieg, gut geschützt zur Abfahrt. Am Gipfel sollte man ins frische Wechsel-Shirt schlüpfen und eine Isolierjacke überwerfen. Die wiegt fast nichts und hält super warm. Außerdem hat man dicke Extra-Handschuhe dabei.
Was haben Sie sonst noch immer auf Tour dabei?
Essen! Auch wenn es auf einer kurzen Touren nur ein Riegel ist. Und natürlich ausreichend Flüssigkeit. Ein Tipp: Hartwachs einpacken. Das hilft, wenn die Felle stollen. Es kommt immer wieder vor, dass der Schnee pappen bleibt. Ich habe zudem immer Klebepads dabei - sollten die Felle mal nicht halten. Dazu natürlich noch ein Erste Hilfe Set. Und sehr empfehlenswert: stabile Kabelbinder. Die haben bei mir schon für alles Mögliche herhalten müssen. Sie kosten fast nichts und wiegen wenig – wieder Gewicht gespart...