Julia Görges im Interview: Grand Slam ist ein Ziel

Nach ihrem besten Karriere-Jahr spricht Tennis-Star Julia Görges über den Nummer-eins-Status in Deutschland, Termin-Stress an Weihnachten und sie erklärt, warum sie Silvester immer im Bett verbringt
J. Schnabl |
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"Für mich zählt, dass ich mich immer weiter entwickle", sagt Julia Görges, derzeit beste deutsche Tennisspielerin.
dpa "Für mich zählt, dass ich mich immer weiter entwickle", sagt Julia Görges, derzeit beste deutsche Tennisspielerin.

Nach ihrem besten Karriere-Jahr spricht Tennis-Star Julia Görges über den Nummer-eins-Status in Deutschland, Termin-Stress an Weihnachten und sie erklärt, warum sie Silvester immer im Bett verbringt.

München - Julia Görges gewann Ende des Jahres das WTA-Turnier in Moskau sowie die Elite Trophy in Zhuhai. Derzeit steht sie auf Weltranglistenplatz 14 und ist damit die beste deutsche Tennisspielerin.

AZ: Frau Görges, wir haben Glück, dass wir Sie überhaupt erwischen, Sie haben ja nur kurz Pause.
JULIA GÖRGES: Das stimmt, gerade bin ich zu Hause in Regensburg, aber am 26. Dezember geht's schon wieder nach Neuseeland.

Dabei gäbe es viel zu verarbeiten. Hinter Ihnen liegt ein tolles Jahr, oder?
Das Jahr war wirklich sehr ereignisreich. Ich hatte einen guten Start in Auckland, aber dann auch wieder Pech, vor allem bei den Grand Slams. Gerade in Frankreich, wo ich krank war oder in Wimbledon mit der ganz bitteren Niederlage nach drei Stunden gegen Lesja Zurenko. Dazu kam eine leichte Verletzung am Knie. Aber ich habe mich nie beirren lassen und habe weiter hart trainiert. Denn ich glaube, alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Und jetzt, am Ende des Jahres, nach den Turnier-Siegen in Moskau und Zhuhai, hab ich verstanden, warum es so gelaufen ist. (lacht)

Das kann man so sagen, Sie haben sich auf Weltranglistenplatz 14 verbessert und sind derzeit die beste deutsche Tennisspielerin.
Diese Nummer-eins-Sache ist eigentlich sekundär für mich. Für mich zählt, dass ich mich stets weiterentwickele, wie vor zwei Jahren, als ich einen sehr großen Schritt gemacht habe und mich nach sieben Jahren von meinem alten Team getrennt habe. Eigentlich wusste ich da gar nicht so richtig, was mich erwartet und inwiefern es anschlägt. Aber ich hab mich angepasst. Jetzt hat sich die Arbeit auf dem Platz ausgezahlt.

Was können wir denn im kommenden Jahr erwarten? Einen Grand-Slam-Sieg?
Das werden wir sehen. Sicher arbeite ich auch darauf hin. Als Sportler will man immer den größtmöglichen Erfolg haben. Jetzt spiele ich aber erst in Auckland und Sydney. In diesen beiden Turnieren geht es darum, die Höchstform für die Australian Open zu erreichen, meine Matchform zu bekommen. Dann schauen wir, was alles passiert.

"Über Angie möchte ich mich nicht äußern"

Aber die Setzliste dürfte Ihnen nun ja entgegenkommen.
Auf jeden Fall erleichtert das einiges. In den letzten Jahren musste ich nämlich viele Qualifikations-Matches spielen - was aber auch nicht immer ein Nachteil war. Wir sehen das ja immer öfter, dass Setzlisten nicht viel bedeuten. Aber wenn man gesetzt ist, bringt das bestimmte Privilegien mit sich. Man bekommt bessere Trainingsplätze, hat einfach mehr Optionen zur Auswahl. Das habe ich mir aber auch hart erarbeitet und darum ist es schön, in der Setzung zu sein.

Zurückgefallen ist dagegen Angelique Kerber. Können Sie sich erklären, warum es bei ihr in diesem Jahr gar nicht gut gelaufen ist?
Über Angie möchte ich mich nicht äußern, da habe ich mit meiner Karriere genug zu tun. Aber was sie erreicht hat, mit ihren zwei Grand-Slam-Siegen und Weltranglistenplatz eins, da sollte man lieber den Hut vor ziehen. Jetzt steht sie auf Platz 21 der Welt. Vor vier, fünf Jahren hätte jeder gesagt: "Wow, Platz 21!" Ich bin ein Mensch, der immer das Positive sieht.

Sie leben mittlerweile in Regensburg. Sind dort beim TC Rot-Blau gemeldet. Wie viel Zeit bleibt für den Verein und die Bundesliga?
Ich versuche immer zu spielen, wenn ich da bin. Das hängt natürlich vom Turnierplan ab. Zu Hause zu spielen, das ist immer schön, es schauen soviel Leute zu, die man kennt, es ist wie ein Familienfest.

Wie wohl fühlen Sie sich als gebürtige Norddeutsche in Bayern? Schon eingelebt?
Meine Mama ist in der Oberpfalz geboren und ich habe noch viele Verwandte hier. Von daher war es schon immer meine zweite Heimat. Es hat also weniger mit Ankommen zu tun. Vielmehr fühle ich mich in die Kindheit zurückversetzt.

Wo wir über die Familie sprechen, wie verbringen Sie denn Weihnachten?
Ich werde ganz normal im Norden feiern, mit meiner Familie. Und ich werde meine Freunde treffen. Das sind wirklich ein paar Tage vor Weihnachten, in denen man versucht, die Freundschaften zu pflegen, die während der Tour natürlich nur per dem Handy aufrecht erhalten werden können. Zwischen den Saisons schaut man immer, alles unter einen Hut zu bekommen.

Ist es nicht hart, so viel im Jahr unterwegs zu sein?
Man gewöhnt sich dran. Natürlich ist es manchmal anstrengend, aber man weiß ja auch, dass der Lebensabschnitt als Tennisprofi bald vorbei sein wird, weil man vielleicht auch nicht mehr länger spielen kann oder spielen will. Darum lohnt es sich auch, die Zeit, die man hat, zu investieren. Es lohnt sich, Opfer zu bringen.

Da genießt man die Weihnachtszeit dann umso mehr, oder?
Ich genieße die Zeit zu Hause - im Norden und in Regensburg. Gerade, weil hier mein eigenes Bett steht. Das ist soviel wert, wenn man so oft in Hotelbetten liegt. Aber wenn es dann auf das neue Jahr zugeht, freue ich mich auch irgendwie wieder, zu packen und loszulegen. Da möchte ich wissen, wo ich stehe nach all dem Training.

Was wünschen Sie sich denn zu Weihnachten?
Gesundheit, das ist das Wichtigste. Und ich will weiterhin alles genießen, wie es kommt. Denn wenn man sein Leben und seinen Beruf liebt, dann arbeitet man nicht. Ich bin sehr dankbar, dass ich mein Hobby leben kann und darin auch recht gut bin.

Silvester verbringen Sie ja dann schon auf der anderen Seite des Globus.
Richtig, das Turnier in Auckland beginnt ja schon am 1. Januar. Deswegen ist da nicht so viel Feiern angesagt. Ich bin da, wie die vergangenen Jahre auch, schon im Bett, wenn andere feiern. Das ist für mich schon nichts Besonderes mehr. Aber wenn ich aufwache, ist ja in Deutschland noch der 31. Dezember. Von daher kann ich ja nach deutscher Zeit noch ein wenig nachfeiern.

Wenigstens ist Ihr Freund immer dabei.
Ja. (lacht) Das ist mein Physiotherapeut.

Was bedeutet Ihnen das, ihn immer dabei zu haben?
Es ist wichtig, dass er als Physio- und Athletiktrainer immer dabei ist. (lacht)

Ganz pragmatisch...
Ja, man kann das durchaus positiv verbinden, weil man ja auf der Tour nicht viel Zeit für Privatleben hat. Aber ich muss auch sagen, dass ich insgesamt ein tolles Team habe. (Im "Team Jule" sind Freund und Physio Florian Zitzelsberger und Trainer und Manager Michael Geserer, Anm.d.Red.). Wir bezeichnen uns als drei Freunde, die durch die Weltgeschichte reisen.

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