Jonathan Wallace: Der Unsichtbare

Im dritten Spiel der Playoffs bei den Artland Dragons brauchen die Bayern-Basketballer ihren nervenstarken Schützen wieder in Form
MÜNCHEN Zwei Spielzeiten hat Jonathan Wallace mittlerweile bei den Basketballern des FC Bayern verbracht. Und zwei Gesichter gezeigt: Es gibt Wallace den Helden, der eiskalt seine Würfe trifft und Spiele für die Bayern entscheidet, jenen Wallace, der zuletzt acht Spiele lang von der Freiwurflinie makellos blieb. Und es gibt, alle paar Spiele einmal: Wallace, den Unsichtbaren, der seine Würfe nicht trifft und kaum am Spiel teilnimmt.
Ungünstig, dass Wallace genau zu den Playoffs wieder verschwunden ist und sich die Bayern fragen müssen: Wo ist Wallace? Der Punkteschnitt des US-Boys sank von 9,6 in der Hauptrunde auf ganze zwei Zähler. Einen Dreier – eigentlich seine Spezialität – hat er noch gar keinen getroffen. Trainer Dirk Bauermann hat dafür vor dem dritten Viertelfinalspiel (aktueller Stand 1:1) bei den Artland Dragons am Samstag (14 Uhr/live auf Sport1) eine lapidare Erklärung: „So etwas kommt bei den besten Wurfspezialisten vor. Da gibt es dann immer wieder Spiele, in denen es nicht läuft.”
Was aber keinesfalls heißt, dass er das so hinnehmen kann. Bauermann hat sich den besten Bayern-Scorer der vergangenen Zweitliga-Saison zur Brust genommen: „Ich habe mit ihm gesprochen, ihn an seine Stärken erinnert und ihm klargemacht, dass wir ihn brauchen.”
Bauermann weiß, wie wichtig Wallace’ Würfe sind – vor allem in der aufgeheizten Atmosphäre eines vorentscheidenden Playoff-Spiels: „Seine Treffer geben uns Energie für die Verteidigung.” Im zweiten Spiel am Dienstagabend (84:92) ließen die Bayern diese Energie vermissen. „Wir haben Fehler gemacht, die wir zuletzt vor zwei oder drei Monaten gemacht haben”, sagt Bauermann. Die Lösung? Ganz einfach: „Wir müssen wieder so auftreten wie in Spiel eins.” Und Jonathan Wallace, der um einen neuen Vertrag spielt, muss seine Form wiederfinden. Dann können die Bayern in Quakenbrück vorlegen, am Dienstag zu Hause die Serie gewinnen.
Am Freitag reiste das Team per Propellermaschine ins Artland. Wallace amüsierte sich bei Twitter: „Charter-Flug im kleinsten Flugzeug aller Zeiten.” Es wird wieder gelacht bei den Bayern, trotz der bitteren Niederlage am Dienstag. „Die Mannschaft hat eine tolle Moral. Die Jungs sind keine kleinen Kinder, die man nach einer schlechten Schulnote wieder aufrichten muss”, sagt Bauermann.
Was den Bayern zudem entgegenkommen dürfte: David Holston, der beste Spieler der Dragons, ist nach seinem Schlag gegen Steffen Hamann am Dienstag für ein Spiel gesperrt worden und fehlt am Samstagabend.