John Daly im AZ-Interview: "Ich habe ein neues Leben"

Vor seinem Start bei den BMW International Open ab Donnerstag in Eichenried spricht der exzentrische Golfstar in der AZ über seine Laster, seine Wandlung und seinen jüngsten Autounfall.
von  Abendzeitung
Er raucht noch und trägt viele bunte Klamotten beim Golfspielen: John Daly.
Er raucht noch und trägt viele bunte Klamotten beim Golfspielen: John Daly. © AP

Vor seinem Start bei den BMW International Open ab Donnerstag in Eichenried spricht der exzentrische Golfstar in der AZ über seine Laster, seine Wandlung und seinen jüngsten Autounfall.

AZ: Sie sehen erstaunlich gut aus, Mr. Daly.

JOHN DALY: Danke. Wundert Sie das?

Dafür, dass Sie am Wochenende daheim in den USA so einen schweren Verkehrsunfall hatten.

Ach, das. Blöde Sache. Ganz komisch. Ich war in Alabama unterwegs, wollte mit meinem Wohnmobil durch einen Tunnel. Der Tunnel war aber nur 3,80 Meter hoch, mein Auto aber 4,10 Meter. Meinen Sie, da wären vielleicht Hinweisschilder mit der erlaubten Durchfahrthöhe da gestanden? Nichts. Sehr ärgerlich. Ist mir in 17 Jahren mit meinen Wohnmobilen nicht passiert. Immerhin wurde niemand verletzt. Außer meinem Wagen. Der war schwer verletzt. Da hat es einiges vom Dach heruntergerissen. Ich musste den Bus dann erst in die Werkstatt bringen, dann habe ich zusammengepackt und bin hergeflogen.

Wieviele Ihrer geschmackvollen Hosen haben Sie eingepackt?

Einige sind schon dabei. Ich denke, ich werde ab Donnerstag jeden Tag ein anderes Paar tragen. Insgesamt habe ich 23, 24 Paar. Im Herbst kommt eine neue Kollektion. Auf die freue ich mich schon.

Tragen Sie die Mode nur, weil Sie die Kleidungsfirma sponsert oder gefällt Ihnen der Stil am Ende wirklich?

Ist doch schön. Schaut doch aus wie in den 70ern oder 80ern. Die anderen Jungs tragen alle nur beige, blau, schwarz. Ist mal was anderes.

Auch ein optisches Symbol für ein anderes Leben als früher?

Nein, mir gefällt es einfach. Aber es stimmt: Ich habe ein anderes Leben. Ein neues Leben.

Wäre das Leben ein Golfplatz, dann landeten Sie früher oft im Rough oder im Bunker. Sind Sie jetzt zurück auf dem Grün?

Absolut. Mir geht es wunderbar. Seelisch und körperlich. Ich habe gemerkt, ich muss mit meinem Gewicht etwas tun. Darum habe ich mir ein Silikonband in den Magen einpflanzen lassen. Das ist direkt am Mageneingang und hilft mir, dass ich nur wenig essen muss und mich schon satt fühle.

Wie viel haben Sie abgenommen?

Bisher gut 30 Kilo. Zwölf möchte ich noch, dann hätte ich 86. Damit könnte ich leben.

Halten Sie Diät?

Ich nehme täglich einfach nicht mehr als 1200 Kalorien zu mir. Kalorien zählen ist ja auch nicht schwer. Gemüse, Salat, Obst, kaum Kohlenhydrate, damit kommt man schon durch. Ich möchte einfach nicht mehr da sein, wo ich mal war. Ich will da nie mehr zurück. Ich habe gelernt, mein Leben ernster nehmen zu müssen. Bei allem Spaß, den ich haben will, will ich einfach nur noch nach vorne schauen und positiv denken.

Sie früher zu negativ?

Nicht unbedingt ich, aber ich habe mich zu viel mit Leuten abgegeben, die negativ dachten. Die haben mich runtergezogen. Jetzt habe ich vor allem zwei Menschen in meinem Umfeld, die mir Halt geben, Sicherheit und Stärke.

Sie meinen sicher Ihre Freundin Anna Cladakis und Ihren Psychologen Harold Shinitzky.

Ja. Beide sind eine enorme Hilfe für mich. Sie geben mir großen Halt.

Ganz ohne Ausraster geht es aber wohl doch nicht. Im Dezember bei den Australian Open warfen Sie die Kamera eines Zuschauers an einen Baum, weil Sie sich gestört fühlen?

Verzeihen Sie, aber bei Kameras habe ich eine Paranoia. Ich habe mir einmal zwei Rippen gebrochen und die Schulter ausgekugelt, weil eine Zuschauerin mit Blitz fotografierte, und das, als ich mit 200 Stundenkilometern den Schläger zum Ball schwang. Ich habe irritiert abgebremst, die Schulter ging in die eine Richtung, die Rippen in die andere, schon war’s passiert. So lange die Fans mich nicht stören, können sie soviel Zirkus veranstalten, so viel sie wollen. Aber in München hatte ich noch nie Probleme mit den Fans. Ich liebe dieses Turnier einfach.

Und die Stadt?

Kann ich nicht sagen. Ich kenne sie nicht.

Sie waren doch oft hier.

Ja, aber Sightseeing langweilt mich. Finden Sie mir ein paar gute Restaurants, das reicht mir für eine Woche. Ich will das Leben ja auch genießen.

Wie verändert sind Sie denn dann wirklich? Früher brachte man Sie vor allem mit drei Gewohnheiten in Verbindung: Rauchen, trinken, zocken. Welche der drei haben Sie denn in Ihrem neuen Leben aufgegeben?

Ich rauche noch.

Und die anderen beiden?

Das Silikonband erlaubt es mir gar nicht, soviel zu trinken. Und damit ich wieder zocken kann, muss ich erst einmal wieder Geld verdienen. Daher war ich diesbezüglich zuletzt eher konservativ.

Dann warten Sie ab, wie viel Sie in Eichenried einspielen.

Das werden wir sehen. Davon lasse ich erst einmal mein Wohnmobil reparieren.

Interview: Florian Kinast

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