„Jetzt gehöre ich zu den ganz Großen“

Hier spricht die Weltmeisterin: Maria Riesch über ihre kurze Nacht, den Rauswurf aus dem Zimmer, Krisen, Zweifel und ihren neuen Lieblingsfilm.
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Zwei Freundinnen, drei Medaillen: Bis spät in die Nacht feierten Maria Riesch und Lindsey Vonn ihre WM-Siege von Val d'Isere.
Minkoff/Aufgenklick Zwei Freundinnen, drei Medaillen: Bis spät in die Nacht feierten Maria Riesch und Lindsey Vonn ihre WM-Siege von Val d'Isere.

Hier spricht die Weltmeisterin: Maria Riesch über ihre kurze Nacht, den Rauswurf aus dem Zimmer, Krisen, Zweifel und ihren neuen Lieblingsfilm.

AZ: Guten Morgen, Maria Riesch. Wie war die erste Nacht als Weltmeisterin?

MARIA RIESCH: Sehr kurz. Wir haben lang gefeiert, erst waren die ganzen Medientermine, die Schaltung ins Sportstudio, am Schluss haben wir auch noch das Österreicher-Haus unsicher gemacht. Meine Freundin Lindsey (Vonn, d. Red.) war auch dabei, da haben wir zum guten Ende auch noch miteinander feiern können, sie ihre beiden Titel im Super-G und Abfahrt, ich meinen im Slalom. Um zwei, halb drei war ich dann auf dem Zimmer, allerdings musste ich umziehen.

Warum denn das?

Die im Hotel haben unsere Zimmer gebraucht, da haben sie die Fanny Chmelar, meine Schwester Susi und mich in ein kleines Zimmer gepfercht.

Allerhand. Geht man so mit einer Weltmeisterin um?

Egal. Um halb 7 war ich eh wieder wach. Da ging mir alles nochmal durch den Kopf, ich habe erst einen Moment gebraucht, um zu kapieren: Wow, ich bin ja jetzt Weltmeisterin. Dann habe ich meine Medaille angeschaut, die ich ganz nah am Bett hatte und wusste: Jetzt gehöre ich zu den ganz Großen.

Hatten Sie nach den Enttäuschungen der ersten Rennen daran noch geglaubt?

Ein bissl ist es schon der Wahnsinn. Die ersten Rennen, die ganzen zwei Wochen waren sehr hart, immer wieder die großen Erwartungen, immer wieder die Rückschläge. Da gab es Stunden, da habe ich tatsächlich daran gezweifelt, ob das noch was wird mit einer Medaille. Dazu war ich körperlich ziemlich platt, gerade nach dem Riesenslalom am Donnerstag war ich total kaputt.

Kathi Hölzl hatte Ihnen den WM-Sieg doch noch vorhergesagt. Gilt die Prophetin in der eigenen Mannschaft nichts mehr?

Ich habe das nicht ernst genommen. Ich war echt am Tiefpunkt. Aber ich bin wieder zurückgekommen.

Da waren Sie wieder das Stehaufmädl, als das Sie sich auch schon bei Ihren Kreuzbandrissen bezeichnet hatten.

Es muss ja auch immer weiter gehen, ich schaue immer nach vorne. Freilich gab es Momente, wo mir meine Nerven versagt haben, wo ich nicht so cool war, wie etwa in der Super-Kombination. Am Samstag habe ich die Nerven zum Glück behalten.

Hat Ihnen der WM-Titel von Kathi Hölzl im Riesenslalom auch geholfen, hat das den Druck genommen?

Ein bissl, ja. Es ist nicht mehr jeder zu mir gekommen und hat gesagt: Maria, du musst jetzt aber schon endlich eine Medaille holen. Meine Erwartung an mich war aber genauso hoch wie vorher. Die Aufregung war verdammt groß und am Ende auch die Erleichterung.

Die Warterei war schlimmer als das Fahren?

Ja. Natürlich habe ich davon profitiert, dass die anderen rausgeflogen sind, die ersten Drei nach dem ersten Durchgang, aber ich hatte auch schon oft Pech. Das ist der Sport, gewünscht habe ich es natürlich keiner Konkurrentin.

Und wie geht’s jetzt weiter?

Zammpacken, ins Auto steigen und heimfahren. Aber viel Zeit zum Feiern bleibt nicht. Am Montag bin ich bei Blickpunkt Sport, am Dienstag fahre ich dann schon wieder weiter nach Tarvisio.

Zum Alltag zurück in den Weltcup?

Ja. Das wird wieder eine rechte Fahrerei, das liegt in Friaul an der slowenischen Grenze. Da haben wir am Wochenende Kombination, Abfahrt und Super-G.

Die Medaille lassen Sie aber daheim?

Ja. Die bekommt einen schönen Platz. Die Medaillen von der Junioren-WM sind bei meinen Eltern, aber das ist noch was anderes. Mein erstes Gold, und das nach einer so schweren WM.

Ein Happy End. Wie im Film.

Richtig. In diesen Film würde ich immer wieder reingehen.

Interview: Florian Kinast

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