Jetzt beginnt der Winter!

Am 22. Dezember startet der Winter. Hier schreibt der AZ-Autor, was ihn an der kalten Jahreszeit fasziniert.
Jupp Suttner |
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Am 22. Dezember startet der Winter. Hier schreibt der AZ-Autor, was ihn an der kalten Jahreszeit fasziniert.
az Am 22. Dezember startet der Winter. Hier schreibt der AZ-Autor, was ihn an der kalten Jahreszeit fasziniert.

Morgen, 22. Dezember, ist es soweit: Der Winter kommt! Ganz offiziell. Um 06.30 Uhr morgens beträgt die geozentrische Linie der Sonne 270 ° – und dies ist das Signal: Der Winter steht nun auch für die Astronomen offiziell vor der Tür. Sie sollten deshalb vielleicht um halb sieben vor das Haus treten und ihn begrüßen. Anschließend können Sie dann ja gleich Ihren Morning-Jogging-Run starten.

Wobei: So ein Morgen-Lauf ist ja ganz nett. Aber er ist doch nicht so ganz jener Trip, den Stefan aus Trudering letztes Jahr erlebt hat. Kein synthetischer, mit einem bösen Kater hinterher. Sondern ein natürlicher. Der aufwühlendste, der sich je über ihn ergossen hatte. Ein Ski-Trip.

Denn: Während die anderen der Clique den letzten Nachmittag der Schnee-Ferien in der Hütte hoch droben mit einer Wodka-Red-Bull-Runde nach der anderen feierten, während Polonaise nach Polonaise durch das Holzgehäuse tobte, während so gut wie alle ziemlich trunken vor Glück einerseits und traurig vor Abschiedsschmerz andererseits sich in den Armen lagen – hatte Stefan sich unbemerkt aus dem Gewühle entfernt.

Hatte die Skier angeschnallt, war mit dem Schlepplift nach oben geglitten, hatte sich am höchsten Punkt des Berges den Mp3-Player eingestöpselt – und war dann in den Sonnenuntergang hineingefahren. Er – ganz alleine. Niemand sonst auf der Piste. Die atemberaubende Kulisse der verschneiten Bergriesen vor Augen – und psychedelische Sphärenmusik in den Ohren.

Ganz langsam fuhr Stefan zu Tal, ganz, ganz langsam. Jeder Schwung zur Musik passend, mit jeder Rotation sich näher und näher dem Gefühl engelhaften Schwebens nähernd. Schnee, Ski, Sound und er wurden eins, verschmolzen sanft und weich ineinander. Stefan wusste nicht mehr wohin mit seinen Gefühlen. Er war glücklich wie seit vielen Wintern nicht mehr.

Stefan hatte, als er unten ankam und abschwang, den Winter als Wunderland erlebt – eine einzige Abfahrt lang. Für andere offenbart sich dieses Wunderland logischerweise gleichfalls – doch auf andere Weise. „Gebt mir Winter, gebt mir Hunde”, pflegte etwa Arktis-Forscher Rasmussen einst zu knurren, „den Rest könnt ihr vergessen!”

Das nun doch nicht. Nicht jeder will ein lebenslanger Rasmussen sein und sich an nordischer Kälte nebst Entbehrung und Einsamkeit laben. Hierfür wurde der Winter auch nicht erfunden.

Eher dazu, der Menschheit und hier speziell der Abteilung Freizeitsport auch in der Jahreszeit mit den kürzeren Tagen eine gehörige Menge an Daseins-Spaß zu vermitteln. Denn der Winter ist nicht weiß und eintönig, sondern vielfältig wie eine Phantasie. Der Winter lebt.

Hoffen wir, dass er auch in dieser Saison noch so richtig erblüht. Und wem des Sommers letzte Rosen fehlen – dem schenken wir am morgigen Donnerstag um 06.30 Uhr morgens einen Strauß voller Eisblumen. Zum Start in den Winter.

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