Jenson Button ist Formel 1-Weltmeister!

SAO PAULO - Der Traum von Sebastian Vettel vom WM-Titel ist geplatzt: Jenson Button ist Formel 1-Weltmeister 2009. Der Engländer sicherte sich seinen ersten Titel im vorletzten Saisonrennen in Brasilien. Dem 29-Jährigen reichte in Sao Paulo ein fünfter Platz zum Triumph.
Mit einer weltmeisterlichen Aufholjagd hat sich Jenson Button beim packenden Großen Preis von Brasilien vorzeitig die Weltmeisterkrone gesichert und Sebastian Vettels minimalen Titeltraum zerstört. „We are the Champions“, brüllte der Brite nach Überqueren der Ziellinie überglücklich. Button profitierte bei seinem Triumph auch von seinem schwächelnden BrawnGP-Teamkollegen Rubens Barrichello, der die Pole Position nicht zum langersehnten Heimsieg in São Paulo nutzen konnte und sich mit Rang acht begnügen musste. Button lieferte dagegen mit seinem fünften Platz Maßarbeit ab. In Mark Webber gewann am Sonntag der falsche Red-Bull-Pilot: Vettel wurde trotz eines großartigen Kampfes nur Vierter.
BrawnGP sicherte sich als Krönung zudem schon vor dem Saisonfinale am 1. November auch den Konstrukteurs-Titel. In der Fahrerwertung führt Button mit 89 Punkten uneinholbar vor Vettel (74). Für den Heppenheimer war es nur ein schwacher Trost, Barrichello (72) als Gesamtzweiten abgelöst zu haben. Für Button wird die Rennpremiere in Abu Dhabi in zwei Wochen zum entspannten Schaulaufen.
Webber leistete mit seinem zweiten Saisonsieg nach dem Nürburgring zugleich Button unfreiwillig Schützenhilfe. Der Australier gewann nach 71 Runden auf dem dem 4,309 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs in 1:32:21,081 Stunden. Der Pole Robert Kubica belegte im BMW-Sauber mit 7,626 Sekunden Rückstand den zweiten Platz vor dem entthronten Champion Lewis Hamilton im Silberpfeil.
Button strafte mit seinem beherzten Auftritt im Autodromo José Carlos Pace alle Kritiker Lügen, die ihm angesichts zuletzt bescheidener Leistungen unterstellt hatten, im Finale Nerven zu zeigen.
Nico Rosberg schied in der 27. von 71 Runden aus. „Es war ein Getriebeproblem, sonst wären wir weit nach vorne gekommen“, bedauerte der Williams-Pilot aus Wiesbaden das Aus. BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld (Mönchengladbach) musste vier Umläufe früher wegen Problemen an der Tankanlage aufgeben. Für Adrian Sutil war der Grand Prix nach einem Crash in der dritten Kurve schon nach gut einem Kilometer vorbei.
Pole-Mann Barrichello fuhr unbeirrt an der Spitze. Er ließ sich weder durch das Chaos nach dem Start noch die anschließende Safety- Car-Phase aus dem Rhythmus bringen. Aber nachdem der Brasilianer und der zweitplatzierte Webber, der fünf Umläufe später einbog, ihren ersten Boxenstopp absolviert hatten, übernahm der Australier die Führung. Zudem brachte ein Reifenplatzer acht Runden vor dem Ende Barrichello auch noch um den greifbar nahen Podiumsplatz.
Button bot eine bravouröse Leistung: Der Brite fuhr wie entfesselt und kämpfte sich von Startposition 14 nach teilweise wilden Attacken schnell auf Rang sieben vor. Danach reduzierte er das Risiko. Vettel blieb hinter dem BrawnGP-Mann ohne Chance, nach vorne vorzustoßen.
Vettels vage Chancen auf den Titel waren bereits im sintflutartigen Regen am Samstag in der Qualifikation regelrecht untergegangen. Weil ihn sein Team zum falschen Zeitpunkt auf die überflutete Strecke schickte, schied er schon in der ersten K.o.- Runde aus. „Ich habe heute meinen Freischwimmer gemacht, bin mehr geschwommen als gefahren“, sagte Vettel mit Galgenhumor. In der Aufwärmrunde am Sonntag dann der nächste Schock: Am Red Bull fiel ein Beutel mit Trockeneis heraus; das Auto musste am Kühlungsschacht geklebt werden. „Eine Chance hat man immer, auch von ganz hinten“, machte sich der Hesse vor dem Start trotzdem Mut.
Gleich nach dem Start, bei dem Barrichello seine Pole-Position souverän vor Webber verteidigte, ging es kräftig zur Sache und es gab jede Menge Kleinholz. Adrian Sutil, der sich nach Position drei Hoffnungen auf den ersten Podestplatz machen durfte, schied nach einer Kollision mit Jarno Trulli im „Senna S“ in der ersten Runde aus. „Ich hab plötzlich einen Schlag gekriegt und die Kontrolle verloren. Dann war alles vorbei“, schilderte der Force-India-Pilot aus Gräfelfing seinen Blitz-K.o. Nach dem Aus flogen zwischen den beiden Kontrahenten verbal die Fetzen. „Er war ein bisschen hysterisch. Ich habe ihm gesagt, er soll ruhig sein“, sagte Sutil.
Kimi Räikkönen und beide McLaren-Mercedes mussten nach „Feindberührung“ zur Reparatur an die Box. Als Heikki Kovalainen mit dem Tankrüssel am Silberpfeil zu früh lospreschte, verwandelte sich Räikkönens direkt dahinter folgender Ferrari kurz in einen Feuerball. Um dem Chaos Herr zu werden, rückte das Safety Car für drei Runden aus und neutralisierte das Feld.