„Jeden Tag Hähnchen“

Bayern-Basketballer Darius Hall spricht über Essgewohnheiten, Familie und Religion – und Händchenhalten mit Philipp Lahm
von  Abendzeitung
Illustration
Illustration © AZ

Bayern-Basketballer Darius Hall spricht über Essgewohnheiten, Familie und Religion – und Händchenhalten mit Philipp Lahm

AZ: Herr Hall, wann immer man Sie trifft, strahlen Sie die pure Fröhlichkeit und Lebensfreude aus. Sind Sie eigentlich auch manchmal traurig?

DARIUS HALL: Es kommt vor, ja. Zur Zeit bin ich ab und zu traurig, weil ich verletzt bin und nicht richtig trainieren kann. Und weil ich meine Familie nicht gesehen habe.

War das geplant?

Meine Frau und meine Tochter hätten mich an Thanksgiving (25. November, d. Red.) besuchen kommen sollen, aber ich hatte wegen der Terrorwarnung für Deutschland Angst um sie. Aber dafür kann ich sie an Weihnachten in Alabama besuchen – zum ersten Mal seit sechs Jahren! Sonst sehen wir uns meistens nur im Sommer.

Wie halten Sie den Kontakt?

Wir telefonieren, meine Rechnung muss wohl ein paar hundert Euro hoch sein. Ich muss einfach mit meiner Tochter (Maliah, 5 Jahre alt, d. Red.) sprechen.

Warum konnten Sie Ihre Familie in den vorherigen Jahren nicht sehen?

Die BBL macht über die Weihnachtsfeiertage keine Pause. Die Ausländer müssen deswegen in Deutschland bleiben.

Einige US-Basketballer sind sehr religiös. Welche Bedeutung hat Weihnachten für Sie?

Sagen wir es mal so: Ich glaube. Aber ich bin nicht an eine bestimmte Konfession gebunden.

Mit welcher sind Sie aufgewachsen?

Meine Mutter ist eine strenge Baptistin. Ich musste immer mit in die Kirche gehen, es hat mich allerdings nicht wirklich begeistert. Vielleicht ist es deshalb am College zur Trotzreaktion gekommen?

Und die war?

Mit 18 habe ich versucht, Moslem zu werden. Ein paar Jahre habe ich das ausprobiert, aber es hat nicht so richtig gepasst. Nur Schweinefleisch esse ich seitdem nicht mehr.

Sondern?

Hähnchen. Ich esse an mindestens fünf von sieben Tagen Hähnchen. Hier in München habe ich etwas ganz Tolles entdeckt!

Was denn?

Wienerwald! In Quakenbrück (seinem letzten Verein, d. Red.) kam jeden Freitag ein Laster, der gebratene Hähnchen verkauft hat. Hier in München kann ich mir das jetzt jeden Tag kaufen! Knoblauchhähnchen, das schmeckt großartig.

Sie essen gerne, das merkt man – und sieht man an den Postern von Ihnen, die der Verein vor der Saison gedruckt hat und auf denen Sie noch deutlich Übergewicht hatten.

Oh Mann, ich hasse dieses Bild! Na gut, das Lächeln ist okay. Aber ja, ich habe die Pro A erst nicht ganz ernst genommen. Das ist mir teuer zu stehen gekommen, ich habe 15 Kilo abgenommen.

Da dürfen Sie sich jetzt ja auch dann und wann wieder etwas gönnen.

Ja! Chad Prewitt, Jon Wallace und ich gehen jeden Freitag zu einem Mexikaner am Hauptbahnhof und essen Burritos.

Sind Sie sonst viel mit der Mannschaft unterwegs?

Wir gehen öfters mal zusammen weg.

Sind Sie ein Tänzer?

Aber klar! Wobei ich nicht so wild bin wie die Jüngeren.

Wer zum Beispiel?

Ich nenne keine Namen. Wobei alle jünger sind als ich. Ich bin schließlich 37.

Was sagt Trainer Dirk Bauermann dazu?

Wenn wir hart trainieren und erfolgreich spielen, dann ist das okay.

Gehen wir davon aus, dass der FC Bayern in die BBL aufsteigt – Ihr Vertrag läuft nach dieser Saison aus. Wie geht es weiter?

Ich will hierbleiben und spielen. Gegen den amtierenden deutschen Meister habe ich zuletzt 16 Punkte gemacht und neun Rebounds geholt. Hoffentlich halten sie mich nicht für zu alt. Ich habe übrigens noch eine Idee, wie wir Basketball noch bekannter machen können.

Die wäre?

Wir laufen einmal mit den Fußballern vor einem Spiel in die Allianz-Arena ein. Ich an der Hand von Philipp Lahm, das wär’s doch, oder?

Interview: Julian Galinski

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.