Jan Jagla hört auf: "Die Last fällt ab"

Bayern-Basketballer Jan Jagla beendet seine Karriere. In der AZ spricht er über die Anstrengungen des Profisports, die Trauer nach dem Tod seines Vaters und worauf er sich nach der aktiven Karriere freut.
F. Schmidt-Sommerfeld |
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Beendet seine Karriere: Bayerns Jan Jagla.
dpa Beendet seine Karriere: Bayerns Jan Jagla.

AZ: Herr Jagla, Sie haben Ihr Karriereende bekannt gegeben. Es klang so, als wäre auch eine Last von Ihnen abgefallen.

JAN JAGLA: Ein bisschen, auf jeden Fall. Als Profi stand ich fast immer unter Dauerstress. Ich musste viel trainieren, auch im Urlaub darauf achten, nicht zu viel zuzunehmen, am Strand joggen zu gehen. Dass das wegfällt, nimmt einem schon die Last. Genauso, nicht mehr darauf zu warten, was der nächste Vertrag sein wird. Das sind Dinge, die mich frei machen und es mir ganz gut gehen lassen.

Sie haben lange in der Nationalmannschaft gespielt, in den USA auf der Uni, bei Vereinen in Spanien, der Türkei und in Deutschland. Was bleibt?

Da gibt es eine ganze Menge toller Sachen, auf die ich ein Leben lang zurückblicken werde. Eine Menge toller Erfolge, aber noch wichtiger: die Leute, die man kennen gelernt hat und die Orte, die man gesehen hat. Die zwei Titel in Spanien mit Badalona (ULEB-Cup-Sieger, heute Eurocup und spanischer Pokalsieger, Anm. d. Red.) waren etwas ganz Besonderes.

In München haben Sie drei Jahre gespielt. Länger als bei jedem anderen Verein.

Wieder in der Heimat Deutschland zu spielen war toll, aber auch in München ein neues Zuhause zu finden. Ich habe schon 2011 gesagt: Es ist eines der spannendsten Basketballprojekte Europas. Es war auch toll mit dem Fußball im Hintergrund, mit der Stadt. Ich habe etwas gesucht, wo ich mich zuhause fühle und wo man an den Verein glaubt, über die aktuelle Mannschaft hinaus und sich mit ihm identifiziert.

Ihr letztes Spiel für Bayern, das Finalspiel gegen Bamberg, muss wenige Tage nach dem Tod Ihres Vaters sehr schwer gewesen sein. Wie konnten Sie sich überhaupt auf Basketball konzentrieren?

Die Liebe meines Vaters zu diesem Sport war sehr groß, dadurch wusste ich, dass er gewollt hätte, dass ich spiele. Also stand das außer Frage. Es war auch eine Flucht vor der Situation, denn Basketball war für mich immer ein Instinktsport. Ich habe auf dem Feld einfach gespielt, nachdenken kann man auf dem Niveau nicht mehr. Dann ist es ganz schön, auf dem Feld zu stehen und teilweise gar nicht mehr an der Realität teilzunehmen.

Wie finden Sie inzwischen Trost nach dem Verlust?

Es ist ein Auf und Ab, manchmal hat man gute Momente, mal sehr schlechte. Letztendlich hatte ich ein tolles Leben mit meinem Vater und er hatte ein tolles Leben. Das macht einen in schlechteren Momenten glücklich und gibt Kraft. Wir müssen alle da durch, dass unsere Eltern sterben. Der Moment war auch schicksalshaft, aber so ist das Leben.

Sie werden demnächst ihr Marketingstudium abschließen. Wo werden Sie arbeiten?

Es wird im Sportbereich bleiben, aber es muss nicht Basketball sein. Aber ich weiß nicht, was in sechs Monaten ist. Ich werde mir Zeit nehmen.

Bleiben Sie in München?

Ja, die ersten Schritte möchte ich hier gehen. Den Sommer werde ich erstmal abwarten und Zeit mit der Familie verbringen.

Freuen Sie sich besonders auf die Zeit mit Ihrer Frau und Ihrer Tochter?

Ja, das ist die ganz große Vorfreude. Zu wissen, wann ich Donnerstagabend nach Hause komme. Einfach mal in die Berge zu fahren, was während der Karriere nicht möglich war. Solche Kleinigkeiten sind es, auf die ich mich freue.

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