Jan Jagla: Die Rakete auf der Ersatzbank
Bayerns starke Zugänge Chevon Troutman und Jared Homan haben Jan Jagla aus der ersten Formation der Basketballer verdrängt. Der Power Forward muss sich nun an eine neue Rolle als Spezialist gewöhnen.
MÜNCHEN - Es gibt Typen auf dem Basketballfeld, denen sieht man es nicht an, ob sie gerade zehn Würfe in Folge getroffen oder verfehlt haben, so nüchtern verrichten sie ihre Arbeit. Und dann gibt es welche, die jeden Korb feiern – und unter jedem Fehlwurf leiden. Jan Jagla gehört zur zweiten Kategorie. Der Power Forward des FC Bayern lebt auf dem Parkett seine Emotionen gänzlich aus. Nur tut er sich selbst damit nicht immer einen Gefallen: Steckt er in einem Tief, kommt er dort nur schwer wieder heraus, spricht dann vom „großen Druck”, den er sich selbst macht.
Als „Rakete” hatte Präsident Uli Hoeneß den 30-Jährigen vor der Saison angekündigt, ganz gerecht ist Jagla dieser Ankündigung bisher noch nicht geworden. Zumal ihn mittlerweile auch Chevon Troutman und Jared Homan aus der Startformation verdrängt haben, sie spielen wie Jagla auf den Positionen Power Forward (4) und Center (5). „Chevy und Jared sind die Besten auf der vier und fünf und bekommen daher die Minuten”, sagt Trainer Dirk Bauermann.
Das bringt Nationalspieler Jagla in eine Rolle, mit der er erst im Sommer ganz schlechte Erfahrungen gemacht hat: als Ersatzspieler, der von der Wechselbank kommt. Bei der EM in Litauen hatte er die undankbare Aufgabe, Dirk Nowitzki bei dessen wenigen Pausen zu vertreten. Jagla fand nie seinen Rhythmus.
Beim FC Bayern hatte er Anpassungsschwierigkeiten: An seine neue Mannschaft und an den deutschen Basketball – Jagla, zuletzt in der Türkei für Ankara aktiv, hatte zuletzt 2005 in der BBL gespielt. „Am Anfang der Saison war ich nicht so fit”, sagt Jagla (8,6 Punkte im Schnitt), „aber es wird immer besser.”
Nicht als Rakete, als Star, sondern als Spezialist: Zusammen mit Aleksandar Nadjfeji bildet er als Duo den Gegenpart zu Troutman und Homan. Die beiden sind Brecher unter dem Korb, der Deutsche und der Serbe für das filigranere Spiel zuständig: Bauermann wird sie auch gegen Bremerhaven (Samstag, 20 Uhr, live auf Sport1) auf das Parkett schicken, wenn er Distanzwürfe und Raffinesse braucht. „Ich bin am Punkt meiner Karriere angekommen, wo es um Siege geht und nicht um persönliche Statistiken”, sagt Jagla.