„Ja mei!“ Riesch patzt und posiert
Mal wieder nur auf Platz 18 beim Weltcup-Auftakt in Sölden. Maria Riesch nimmt’s aber gelassen und darf sich, weil es in diesem olympischen Winter keine Alternative gibt, danach im Sportstudio in Szene setzen.
SÖLDEN Nach dem Rennen ging bei Maria Riesch alles ganz schnell. Eine kurze Feier mit dem Fanklub, dann ab zum Flughafen Innsbruck, von dort nach Frankfurt und per ZDF-Chauffeur ins Sportstudio. Sonntagfrüh um sechs ging der Hotelwecker, um Acht der Flieger zurück nach Innsbruck. Dann im Auto heim nach Partenkirchen, zusammenpacken, weiter zum Training auf die steirische Reiter Alm. Maria Riesch im Reisestress. Und Sölden? Ach ja, richtig, das war ja auch noch, Samstagvormittag, aber das war bei Riesch schon wieder ganz weit weg. Denn es war ein Rennen zum Vergessen.
Es war wie immer beim alpinen Saisonauftakt. Wieder jubelte die Tourismus-Industrie über den Bilderbuchhimmel über dem Ötztal, wieder pflasterten Alkoholleichen die Fanmeilen in Söldens Ortskern, wieder legte Maria Riesch einen Fehlstart in den Winter hin. Zum siebten Mal in Sölden, ein 13. Platz 2008 als bestes Ergebnis, am Samstag reichte es zu Rang 18.
Schulterzuckend stand sie im Zielraum und begann mindestens jeden zweiten Satz mit einem „Ja mei“. Das macht Riesch immer, wenn sie sagen möchte, dass man etwas nicht so wichtig nehmen sollte, weil sie es eh nicht anders erwartete: „Ja mei, ich hab’ einfach Böcke reingehauen.“ – „Ja mei, ich wollte schon weiter nach vorn.“ – „Ja mei, das darf man nicht überbewerten.“ Sicher nicht, es war ja nur das erste von 34 Weltcup-Rennen bis Mitte März. Klar wurde aber auch, dass sich Riesch auch in diesem Winter schwer tun wird beim Gewinn des Gesamt-Weltcups, wenn sie in ihrer Problemdisziplin weiter so stagniert.
„Wenn ich im letzten Winter im Riesenslalom konstant besser gefahren wäre, hätte ich schon noch angreifen können um die große Kugel“, sagte sie jüngst. Immerhin wurde ihre schärfste Rivalin Lindsey Vonn beim Sieg der Finnin Tanja Poutinainen auch nur Neunte, das war alles also zu verschmerzen.
Das fanden auch die engsten Menschen in ihrem Umfeld. Von der beruflichen Seite Wolfgang Maier, der Alpinchef, der meinte: „Schockiert hat mich das Ergebnis nicht. Es ist ja nicht so, dass man sagt: Boah, die hat den Anschluss verloren.“ Und von der privaten Seite Mama Monika, die mit Ehemann Sigi und 110 Freunden vom Fanklub angereist war und die beiden Läufe ihrer Tochter kopfschüttelnd von der Tribüne verfolgte. „Schad’, ich hätte ihr einen besseren Auftakt gewünscht", sagte sie, „aber Sölden ist ihr ja noch nie gelegen.“
Alles halb so wild also, schließlich kann Riesch eh nichts passieren. Zumindest in der Außendarstellung, da ist sie unantastbar, wie am Samstag mal wieder deutlich wurde. Denn da war von vornherein klar, nur Riesch sollte ins Sportstudio. Nicht die trotz WM-Gold immer noch spröde und uncharismatische Kathrin Hölzl, immerhin Weltmeisterin im Riesenslalom, die schon hätte gewinnen müssen, um vielleicht auch zum ZDF zu dürfen. Riesch dagegen hätte auch mit zehn Minuten Rückstand rückwärts ins Ziel kommen können, der Sender hätte sie dennoch einfliegen lassen. Vom Söldener Rettenbachgletscher auf den Mainzer Lerchenberg. Denn außer Riesch gibt es derzeit niemanden, der sich herzeigen lässt.
So saß Riesch perfekt geschminkt und gestylt im Studio und ertrug geduldig die Fragen von Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein, die meinte, dass man ja über die viel zitierte Freundschaft zu Lindsey Vonn gar nicht mehr reden brauche, um prompt danach zu fragen, wie es denn sei, so eine „ehrliche und offene Freundschaft“ mit der großen Rivalin zu haben.
Riesch meinte später noch, dass Olympia noch weit weg sei, sie von Gold träume, aber Medaillen eben nicht zu planen seien. Aber diese Aussagen kamen so wenig überraschend wie das Ergebnis in Sölden. Ja mei.
Florian Kinast
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