IOC-Chef Rogge: Die olympischen Spiele waren "nicht perfekt"

Es sind sehr leise Töne der Kritik, die der IOC-Präsident Rogge in seiner Schlussbilanz der Spiele in Peking äußerte. Dabei musste er zugeben, dass das Internationale Olympischen Komitees im Grunde ohne Einfluss war.
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Sieht vorallem das Positive der Spiele: Rogge
ap Sieht vorallem das Positive der Spiele: Rogge

Es sind sehr leise Töne der Kritik, die der IOC-Präsident Rogge in seiner Schlussbilanz der Spiele in Peking äußerte. Dabei musste er zugeben, dass das Internationale Olympischen Komitees im Grunde ohne Einfluss war.

Die Spiele haben China verändert. Mit dieser positiven Schlussbilanz trat IOC-Präsident Jacques Rogge vor dem Erlöschen des olympischen Feuers am Sonntag vor die Weltöffentlichkeit. «China hat die Welt besser kennengelernt, und die Welt hat China besser kennengelernt. China hat sich der Welt geöffnet», erklärt der Belgier, der sich in den vergangenen 16 Tagen aus jedem Streit herausgehalten hat.

Dabei hat Chinas Regierung das oft machtlose IOC teilweise vorgeführt: Die Versprechen freier Berichterstattung und freien Internetzugangs wurden nicht eingehalten. Doch Rogge sagt nicht: «Versprechen gebrochen». Rogge sagt lieber: «nicht perfekt». Im Vergleich zu früher habe sich die Lage in China gebessert. «Der langfristige Effekt wird positiv sein.»

Rogge: Die Organisation war «makellos»

Organisatorisch und sportlich fällt die Bilanz des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ohnehin positiv aus, auch wenn Rogge kein Urteil über den chinesischen Goldmedaillenregen und den Sturm an die Spitze der olympischen Weltsports abgeben will. «Das olympische Dorf war großartig, die Wettkampfstätten erstklassig, die Organisation makellos.» China habe die meisten Goldmedaillen gewonnen, die USA die höchste Gesamtzahl an Medaillen. «Jedes Land wird den Aspekt hervorheben, der ihm am geeignetesten erscheint.» Kein Wort der Kritik an den chinesischen Trainingszentren, in denen Kinder bereits im Grundschulalter für Olympia gedrillt werden. «Jedes Land hat ein Auswahlsystem. Solange das nach ethischen Maßstäben läuft, haben wir kein Problem damit.» Als die zwei «Ikonen» der Spiele nennt Rogge aber nicht chinesische Sportler, sondern Jamaikas Sprinter Usain Bolt und US-Schwimmer Michael Phelps.

Niedrige Zahl von Doping-Fällen, hohe Fernsehquoten

Rogge will künftig «Gigantismus» verhindern und die Zahl der teilnehmenden Sportler wieder auf 10.500 beschränken - was dieses Mal mit über 11.000 Athleten nicht gelang. Positiv sei dagegen die niedrige Zahl von nur sechs Dopingfällen, obwohl das IOC selbst vor Beginn der Spiele noch mit bis zu 40 gedopten Athleten gerechnet hatte. Und besonders erfreulich aus seiner Sicht: Die Fernsehquoten lägen um 20 bis 30 Prozent höher als bei früheren Olympischen Spielen. Die Sportstätten seien größtenteils eingebettet in Hochschulen. Das seien keine nutzlosen Großprojekte. Auch den Umweltschutz hebt der Ober-Olympier hervor: «Das war keine Sache von zwei Wochen nur für die Spiele», sagt er über die Notmaßnahmen zur Säuberung der Luft in einer der zehn meist verschmutzten Städte der Welt. Peking hat hunderte Fabriken zeitweilig geschlossen, strenge Fahrverbote erlassen. Die chinesische Seite habe ihm gesagt, dass die Fabriken geschlossen bleiben sollten. Zweifel sind angebracht: Damit käme die komplette Produktion an einem der großen Industriestandorte Chinas auf Dauer zum Erliegen.

Keine Proteste

Doch auch Rogge muss indirekt zugeben, dass das IOC im Grunde ohne Einfluss war. So genehmigten die Pekinger Behörden keine einzige Kundgebung in den «Protestzonen», wie sie nach dem Vorbild früherer Spiele versprochen waren. «Wir fanden es ungewöhnlich, dass keiner dieser Proteste stattfand», sagt der Herr der Ringe milde. International Aufsehen erregten zwei alte Frauen, gegen die wegen ihrer Demonstrationspläne ein Jahr Arbeitslager auf Bewährung verhängt wurde. «Das IOC muss chinesische Gesetze respektieren», sagt Rogge. Am Ende schien auch der IOC-Boss erleichtert, dass es nun vorbei ist. Während der Spiele war Rogge für die Öffentlichkeit praktisch unsichtbar, obwohl er als Zuschauer von Wettkampf zu Wettkampf eilte. Die gesamte Abwehrarbeit musste seine Sprecherin Giselle Davies übernehmen. London 2012 verspricht weit weniger befrachtete Spiele. Zwar würden es die Briten in einigen Aspekten schwer haben, mit China zu konkurrieren, «aber London ist sehr kosmopolitisch, multiethnisch, multireligiös», sagt Rogge - alles, was Peking nicht ist. «Das ist ein Aktivposten.» (Carsten Hoefer, dpa)

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