Inka Grings: Vierecksbeziehung

Mit einem Gala-Auftritt gegen Frankreich hat sich Inka Grings nach vorn gespielt. In der Vergangenheit hemmten sie private Probleme
Frank Hellmann |
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Inka Grings (L) feiert das 2:0 gegen Frankreich
dpa Inka Grings (L) feiert das 2:0 gegen Frankreich

Mit einem Gala-Auftritt gegen Frankreich hat sich Grings nach vorn gespielt. In der Vergangenheit hemmten sie private Probleme

Mönchengladbach Da sage noch einer, das meist mausgraue Wolfsburg besitze keine Reize. Zumindest für die deutschen Fußballerinnen übt diese City in Niedersachsen mit seinem VW-Werk eine besondere Anziehung aus, denn es gibt tatsächlich einige, auch deshalb unbedingt Gruppensieger werden wollten, um in Wolfsburg weiterspielen zu dürfen. Denn das bringt die DFB-Auswahl in die Lage, ab sofort im noblen Ritz Carlton wohnen zu dürfen, die teuerste Adresse der Autostadt.

Dort haben seit Mittwoch auch Nadine Angerer und Inka Grings wieder ihr Doppelzimmer bezogen, und speziell die 32-jährige Stürmerin muss sich gerade ein bisschen zwicken, was da beim 4:2 gegen Frankreich am Dienstagabend in Mönchengladbach mit ihr geschehen war. Von der Randfigur zur Hauptperson. Von der wenig beachteten Einwechselspielerin zum umjubelten „player of the match”.

Am Tag danach hatte der Deutsche Fußball-Bund Inka Grings vor der Abreise aus dem Düsseldorfer Mannschaftshotel l aufs Podium der Pressekonferenz gesetzt, und in ihrer Geburtsstadt machte die 93-fache Nationalspielerin (mit mittlerweile 64 Länderspieltoren) wieder eine gute Figur. Weil sie ehrlich sagte: „Es war nicht einfach für mich die letzten Tage und Wochen. Ich habe lange gebraucht, das zu verarbeiten.” Bis vor der WM sei sie, die Torschützenkönigin der EM 2009 und Fußballerin des Jahres 2009, ja Stammspielerin gewesen – dann wurde sie auf die Bank verbannt, „ich habe das aber akzeptiert und mich eingefügt”.

Und gewartet.

Mit einem formidablen Kopfballtor und einem sicher verwandelten Elfmeter („Ich hätte auch eine Stunde auf die Ausführung gewartet und ihn reingemacht”) dürfte sie ihren Anspruch auf einen Platz in der Startformation am Samstag gegen Japan (20.45 Uhr) untermauert haben. Mit der Bank kann sie sich nun nicht mehr anfreunden. „Das ist natürlich jetzt schwierig, alles andere wäre ja jetzt gelogen.”

Grings weiß, dass sie damit indirekt hilft, das Denkmal Birgit Prinz weiter zu demontieren. Und so muss Inka Grings diplomatische Formulierungen wählen, um ihrer Konkurrentin nicht weh zu tun. „Ich bin schon groß, ich weiß, was Birgit Prinz für den Frauenfußball geleistet hat.”

Inka Grings, seit mehr als einem Jahrzehnt beim FCR Duisburg am Ball, hat ähnliches erlebt. Ihr Privatleben artete teilweise in eine Schlammschlacht aus, weil ihre Liaison mit der Nationalmannschaftskollegin Martina Voss im Streit endete und ihre Beziehung zu Linda Bresonik scheiterte: Heraus kam nämlich eine Dreiecksgeschichte zwischen den beiden Nationalspielerinnen und dem Trainer Holger Fach, einst Kapitän bei Sechzig. 2005 war das.

Als 2006 auch noch ihr Vater starb, verlor sie den Boden unter den Füßen. „Ich habe lange gebraucht, diese Rückschläge zu verarbeiten.” Zwischen 2006 und 2008 spielte sie aus disziplinarischen Gründen fürs Nationalteam keine Rolle – dann brachte eine Aussprache mit Silvia Neid die Wende. „Ich habe ihr damals gesagt, wie die Dinge bei uns laufen”, berichtete die Bundestrainerin. Seitdem läuft die Zusammenarbeit – für Shootingstar Alexandra Popp ist Vereinskameradin Grings die wichtigste Ansprechpartnerin. Und so versprach diese gestern: „Wir haben uns als Mannschaft gefunden. Aber noch haben wir nichts erreicht.” Brav.

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