In Topform: Ein Monster mit zwölf Köpfen
MÜNCHEN Vor dem Spiel gegen die Artland Dragons am Samstagabend hatten sich Je’Kel Foster, Darius Hall und Jared Homan am Münchner Flughafen ablichten lassen. Auf ihren T-Shirts: Das Playoff-Motto der Basketballer des FC Bayern, „no pressure – no diamonds”. Was die Mannschaft sich damit klar machen will: Diamanten können nur unter Druck entstehen – genauso wie die besten Leistungen auf dem Parkett.
Zwar zweifelt Trainer Dirk Bauermann am tatsächlichen Nutzen solcher Rituale („komplett überbewertet”), tatsächlich aber meisterten die Bayern ihre erste Drucksituation in den Playoffs der Basketball-Bundesliga mit Bravour: Sie gewannen das Spiel gegen die Artland Dragons souverän und überzeugend mit 82:68. Damit können sie sich am Dienstagabend im Audi Dome (18 Uhr, nur noch 400 Restkarten) schon den ersten Matchball für das Halbfinale holen. „Besser kann man eine Serie nicht angehen”, sagt Bauermann.
Die AZ erklärt, warum die Bayern zur wichtigsten Phase der Saison ihren besten Basketball spielen.
Der begeisterte Präsident: Bisher hatte Uli Hoeneß vermieden, Auswärtsspiele der Basketballer zu besuchen, um den Druck auf die Mannschaft nicht zusätzlich zu erhöhen. In Quakenbrück saß er, direkt vom Fußballspiel in Köln 250 Kilometer weiter nach Norden gereist, in der ersten Reihe, fieberte und feierte mit. „Seine Präsenz hat uns gut getan”, sagt Bauermann, „er war eine große Unterstützung.”
Bauermanns Sturheit: Auch während der besorgniserregenden Serie von Auswärtsniederlagen hat Bauermann jeglichen Aktionismus vermieden und stur darauf verwiesen, dass mit steter, harter Arbeit der Erfolg zurückkommen werde. Er hat Recht behalten – auch in sportlicher Hinsicht. Mögen manche Zuschauer seinen Stil als unattraktiv bezeichnen – an seiner Effektivität gibt es mittlerweile keine Zweifel. „Wir haben schon die ganze Saison über Playoff-Basketball gespielt”, sagt Bauermann, „nicht irgendwie wild hoch und runter.” Das heißt: „Starke Verteidigung, Kontrolle, Struktur.”
Die Unberechenbarkeit: „Zweiköpfiges Monster” hatte Bauermann sein Duo Chevon Troutman und Jared Homan genannt. Jetzt korrigiert er: „Wenn, dann sind wir ein zwölfköpfiges Monster.” Troutman (gegen Artland: 16 Punkte), Homan (11) und Foster (24) punkten verlässlich, aber auch die anderen Spieler im Zwölferkader sind wichtig: In Quakenbrück machte Robin Benzing zwölf Punkte. „Es sind seine ersten Playoffs und er hat ein sehr gutes Spiel gemacht”, sagt Bauermann. Auch Steffen Hamann, Jonathan Wallace oder Demond Greene sind immer für wichtige Punkte gut. Greene nahm im Spiel genau einen Dreier – und traf diesen, als die Dragons gerade aufholten. Bauermann: „Das hat eine unglaublich hohe Qualität.”
Die Erfahrung: In den vergangenen zehn Saisonspielen hatte Bauermann Routinier Aleksandar Nadjfeji kaum mehr eingesetzt – mit Absicht. „Er ist mittlerweile ein 36-jähriger Athlet, ich habe ihn für die Playoffs geschont”, sagt Bauermann. Gegen Artland kam Nadjfeji zurück, machte sieben Punkte und bereicherte mit seiner Finesse unter dem Korb das Spiel der Bayern. Auch Je’Kel Foster, mit Oldenburg 2009 schon einmal deutscher Meister, überzeugte: „Er hat mit den Spielern gesprochen und sie geführt”, sagt Bauermann. „Er hat sie immer motiviert.”