In Laufgruppen schwitzen

In München gibt es zahlreiche Lauftreffs – und das ist auch gut so! Denn Gruppentraining bietet gegenüber dem Laufen alleine zahlreiche Vorzüge. Auch die Leistungsfähigkeit ist meist höher
von  Ingalena Hauck

Es scheint, als gäbe es unter den Läufern zwei Kategorien: Die einen können ausschließlich alleine laufen, jeder schnaufende und redende Mitläufer ist nur ein Störenfried der Ruhe. Und die anderen brauchen immer oder meistens Bekannte oder eine Laufgruppe, um sich regelmäßig die Schuhe zu schnüren und das Laufen nicht als langweilig zu empfinden.

Egal aus welcher Fraktion, eines steht fest: Gruppentraining motiviert, und die Leistungsfähigkeit ist in der Regel höher.

Laufen ist eine Individualsportart, keine Frage. Diese Unabhängigkeit von Örtlichkeit, anderen Personen und Zeit macht das Laufen zu einer der flexibelsten, effektivsten und unabhängigsten Sportarten.

Morgens an der Isar oder im Englischen Garten begegnen mir fast nur Einzelgänger, die noch im Schlafmodus ihre Kilometer abspulen. Einfach bewegen und die Morgenstunden genießen, ist das Credo. Abends dagegen treffen sich in verschiedenen Lauftreffs in und um München Laufbegeisterte, Anfänger und Fortgeschrittene, Marathonläufer und welche, die es noch werden wollen, und drehen hellwach, plaudernd und lachend ihre Runden. Gruppentraining hat neben dem körperlichen noch viele weitere Aspekte, die es attraktiv machen. Der Termin ist gesetzt, immerhin warten noch andere Mitläufer.

Diese haben sich ebenfalls vom Arbeitsplatz loseisen müssen oder haben kurz überlegt, ob sie nun zum Lauftreff gehen oder doch den gemütlichen Abend daheim vorziehen. Kaum bei der Laufgruppe angelangt, ist jede Müdigkeit verflogen, die Gedanken an Job und Probleme sind zumindest für ein paar Stunden ausgeschaltet. Mit Beginn der Laufeinheit übernimmt der Lauftrainer die Leitung, lässt neben Technik- und Kräftigungsübungen auch mal Intervalle absolvieren oder intensive Bergläufe. Alleine machen das die wenigsten, in der Gruppe läuft es sich gleich viel leichter. Und dann ist da natürlich noch der soziale Aspekt. Das Lauftraining ermöglicht neue Kontakte mit Leuten, die alle die gleiche Passion teilen, die ähnliche Ziele verfolgen und vergleichbare Problemstellungen haben. Der Austausch in der Gruppe macht nicht nur schneller, sondern auch zufriedener.

Viele Münchner haben das schon erkannt und sind Teil von offenen oder organisierten Lauftreffs. Seit über 20 Jahren treffen sich Läufer mit Klaus Ruscher (siehe Interview unten), dem Urgestein des Münchner Laufsports. In Höchstphasen bereiten sich bis zu 200 Läufer gemeinsam auf den München Marathon vor – und trotzdem wird jeder individuell bei seinen Bedürfnissen abgeholt. Auch für spezielle Zielgruppen gibt es in München Lauftreffs. Der „Achilles International Lauftreff“ bindet Läufer mit Behinderung ein. Donnerstags findet hierzu im Olympiapark ein Lauftraining statt. Und montags trifft sich die Depressions-Laufgruppe an der Universität, um ein abwechslungsreiches Lauftraining für jedermann zu absolvieren.

Viele Firmen haben ebenfalls realisiert, wie sich gemeinsames Schwitzen auf die Kommunikation und die Gesundheit der Mitarbeiter auswirkt. Wer sich einmal mit dem Chef oder Teamleiter den Anstieg an der Bavaria oder im Olympiapark heraufgequält hat, der kennt danach auch die menschlichen Seiten des Chefs und hat eine große Barriere überwunden. Dass Ausdauertraining gesund ist, ist allgemeinhin bekannt. Doch dass sich die Investitionen für betriebliches Gesundheitsmanagement in Firmen etwa zwei- bis zehnfach zurückzahlen, das ist für viele Firmen neu. Der B2RUN macht seit Jahren vor, wie beliebt das gemeinsame Sporttreiben ist. Und genau dieser ist auch ein Indikator dafür, dass sich etwas bewegt in puncto Bewegung in Firmen.

Egal, ob alleine oder im Team, wer sich regelmäßig bewegt, wird auch in anderen Bereichen des Lebens eine Bereicherung erfahren.

Lesen Sie hier: Der Lauftrend "Trail"

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