"In der Haut des Trainers möchte ich nicht stecken"

Fehlstart! Die Löwen sind Letzter der Zweiten Bundesliga. Trainer Marco Kurz ist „sehr enttäuscht“– und nicht nur er. 1860-Legende Fredi Heiß findet deutliche Worte.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Er gerät unter Druck nach dem miserablen Saisonstart: Marco Kurz, Trainer des TSV 1860.
dpa Er gerät unter Druck nach dem miserablen Saisonstart: Marco Kurz, Trainer des TSV 1860.

Fehlstart! Die Löwen sind Letzter der Zweiten Bundesliga. Trainer Marco Kurz ist „sehr enttäuscht“– und nicht nur er. 1860-Legende Fredi Heiß findet deutliche Worte.

MÜNCHEN Trainer Marco Kurz (39) ist anzusehen, dass er am liebsten ganz woanders gewesen wäre. Aber bitte nicht hier, im großen Pressesaal der Allianz Arena, konfrontiert mit jenen Fragen, die ein grausamer Fußballnachmittag aufgeworfen hat. Die Löwen haben 1:2 verloren gegen Mainz; sie sind nach zwei Spieltagen Letzter der Zweiten Liga: Wie soll ein verzweifelter Verantwortlicher da die richtigen Worte finden?

Immerhin, Kurz gibt sich professionellerweise Mühe. Mit leerem Blick und gerötetem Gesicht zwar. Aber was er sagt, klingt ehrlich: „Es war eine hochverdiente Niederlage. Wir haben keinen Mut gehabt, kein Aufbäumen, kein Selbstvertrauen. Unterm Strich bleibt die Ernüchterung. Wir sind sehr enttäuscht.“

Das ist verständlich. Null Punkte, 2:4 Tore. Es ist schon sieben Jahre her, dass die Löwen mit zwei Niederlagen in eine Saison gestartet sind. 2001/2002 verloren sie unter Trainer Peter Pacult beide Auftaktspiele, 0:4 gegen Lautern und 0:2 in Köln. Am Ende wurden die Löwen Neunter. Damals allerdings noch in der Ersten Liga.

Jetzt spielt 1860 längst in der 2. Liga, und die Bilanz dort ist anhaltend erschütternd. In den letzten 19 Ligaspielen hat der Klub gerade mal zwei Siege eingefahren. So etwas lässt Fans wie Spieler verzweifeln. Verteidiger Torben Hoffmann sagt: „Wir haben einen Fehlstart hingelegt, ja. Wir haben uns das auch anders vorgestellt. Aber wir haben doch noch 32 Spieltage. Man kann nicht immer auf die letzte Rückrunde schauen.“

Die ist ganz schlimm gewesen. Richtig furchtbar. Und die Symptome des Löwen-Leidens sind auch in der neuen Saison die gleichen: offensichtliche Mängel im Spielsystem, in der Ordnung, in der Mannschaftshierarchie. Dinge also, die zum unmittelbaren Wirkungsbereich eines Trainers gehören. Marco Kurz ist seit März 2007 im Amt, aber nach anfänglichen Erfolgen sind Fortschritte bei 1860 inzwischen nicht mehr augenfällig.

„In der Haut des Trainers möchte ich jetzt nicht stecken“, hat 1860-Idol Fredi Heiß gestern nach dem 1:2 gegen Mainz gesagt. „Ich weiß nicht, wie man diese Spieler noch vorantreiben kann.“

Heiß klingt frustriert. „Irgendwie muss man die doch zum Laufen bringen“, findet der 67-Jährige, „die wissen doch gar nicht, bei welchem Verein die überhaupt spielen. Wenn sie sich für 1860 zu gut finden, dann sollen sie sich schleichen. Für 1860 zu spielen, das muss eine Ehre sein. Diesen Eindruck habe ich nicht. Da haben doch einige nicht mal geschwitzt. Da bleibt mir echt die Spucke weg. Da muss jetzt einer mal draufhauen – und zwar so, dass die Köpfe richtig rauchen.“

Das könnte möglicherweise schon heute Stefan Reuter übernehmen. Der Sportdirektor, beileibe kein Haudrauf, hat gestern mit verbitterter Miene gesagt, er wolle erst mal „eine Nacht drüber schlafen“, ehe er mögliche Sanktionen ausspreche. Reuter: „Dem Trainer mache ich keinen Vorwurf, ich sehe uns jetzt alle in der Verantwortung.“

Erst recht, wenn man hochgesteckte Ziele ausgibt. Der „Passauer Neuen Presse“ hat Reuter letzte Woche gesagt: „Wir sind in der Zweiten Liga Herausforderer. Es wird der dritte Platz angestrebt. Über die Relegation wollen wir aufsteigen.“ Diese Worte klingen angesichts der gestrigen Leistung gegen Mainz wie Hohn.

Oliver Griss, Thorsten Klein

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.