In 20 Sekunden übers knallharte Eis
Am Sonntag wedeln Ski-Stars wie Maria Riesch und Felix Neureuther den Olympiaberg hinab. Die Strecke ist 200 Meter lang und 33 Grad steil. Der AZ-Reporter hat sich schon umgeschaut.
MÜNCHEN Frank Seipp bleiben kaum Momente, um inne zu halten und auch ein bisschen stolz zu sein, auf das, was er maßgeblich geschaffen hat. Der Organisationsleiter des Parallelslaloms am Olympiaberg überprüft gerade noch die richtige Befestigung von ein paar Planen, dann steht er vor einer Fernsehkamera; kurze Zeit später versichert er sich, dass die aufblasbaren Fangzäune im Zielbereich richtig stehen.
Aber, ja, sagt Seipp, wenn er sich den Hang so ansieht, wo sich am Sonntag ab 16.30 Uhr Weltstars wie Maria Riesch und Felix Neureuther im Parallelslalom im Kampf um Weltcuppunkte mit ihren Gegnern duellieren werden, dann spürt er schon „Zufriedenheit und Zuversicht“. Schließlich soll das Münchner Rennen der Startschuss für eine ganze Serie an Stadtveranstaltungen sein – und auch einen Vorgeschmack auf die möglichen Olympischen Winterspiele 2018 bieten.
Die AZ erklärt die wichtigsten Fakten zum Rennen am Olympiaberg.
DIE VORBEREITUNG
Die Olympiapark GmbH hat sich den Parallelslalom „einen hohen sechsstelligen Betrag“ kosten lassen, sagt Seipp. Anfang Dezember wurde mit der Beschneiung begonnen, kurz vor Weihnachten mit der Präparierung der Piste. „Seit dem 27. Dezember arbeiten hier bis zu 150 Leute“, sagt Seipp. Mittlerweile stehen auch die Zäune und Fangnetze, die Lichtmasten und die Showbühne. „Am Renntag werden hier zwischen 300 und 400 Personen arbeiten“, sagt Seipp.
DIE PISTE
„Es ist eine große Herausforderung, ein alpines Rennen in die Großstadt zu versetzen“, sagt Seipp. Um Chancengleichheit für beide Starter zu gewähren, braucht es zwei identische Kurse auf der Piste. „Wir haben am unebenen Hang ziemlich viel mit Schnee modellieren müssen“, so Seipp. Wichtig ist die konstante Härte der 200 m langen und 33 Grad steilen Strecke, die etwa 20 Sekunden dauert – weniger als halb so lang wie etwa Maria Rieschs jüngste Siegesfahrt am Semmering. Per Injektion wird Wasser mit Hochdruck 10 bis 15 Zentimeter unter die Schneefläche gepresst. Dann friert es, wird zu steinhartem Eis.
DIE STARS
Ein Sieg in München bringt im Gesamtweltcup genau so viele Punkte wie einer in Kitzbühel oder Garmisch. Deshalb wird nahezu die gesamte Weltspitze antreten, von den bayerischen Helden Riesch und Neureuther bis hin zu internationalen Größen wie Lindsay Vonn. Sie werden per PKW-Fahrdienst jeweils nach oben zum Start gebracht.
DIE SHOW
Der – am Grund betonierte – Olympiasee zu Fuße des Berges wurde trockengelegt; er birgt den Zielbereich und Platz für 30000 Zuschauer. Er ist im Moment noch vereist und äußerst rutschig – der Olympiapark arbeitet daran. Rund 12000 Karten (19 Euro im Vorverkauf) sind bisher verkauft worden, inklusive Verkäufen an der Tageskasse (21 Euro) sind 20000 Zuschauer am Sonntag realistisch. Direkt an der Piste steht die Showbühne der Bayern-3-Band, um das Areal sind Verpflegungs- und Sponsorenstände aufgebaut. „Wir holen uns zumindest gastronomisch das Bergdorf hier her“, sagt Seipp, „wir werden richtigen Hüttenzauber bieten.“ Das Kombiticket für das Rennen und das Spiel des EHC gegen Hamburg (13.30 Uhr) kostet 25 Euro.
DAS SILVESTERFEUERWERK
Der Olympiaberg ist traditionell einer der Lieblingsplätze der Münchner, um das neue Jahr zu feiern. Die Piste ist derart vorbereitet, dass ihr auch massive Raketen- und Böllereinschläge nichts anhaben können. Der Gipfel des Olympiabergs wird in der Nacht weiter zugänglich bleiben, die Rennstrecke nicht. „Wir hoffen auf die Vernunft der Feiernden“, sagt Seipp, „zur Sicherheit wird das Gelände aber bewacht.“
Julian Galinski