Im Olympia-Fieber
Olympia ist anders als eine Fußball-EM: Da dekorieren die Menschen in den Heimatländern nicht schon Tage vorher ihre Autos, Balkone und Körper in den Nationalfarben, da vibriert nicht die Luft. Das Olympia-Fieber kommt langsam.
Ganz allmählich schleicht sich Olympia ins Blut und sorgt für Daumendrücken, Mitfiebern, Mitjubeln. Das aber liegt zu einem großen Teil am Austragungsort, wie ein Blick auf vergangene Spiele beweist. Vor acht Jahren in Athen hatten die griechischen Zuschauer kaum Interesse, die Stimmung blieb mau. Vor vier Jahren in Peking waren die Spiele eine propagandistisch durchgetaktete Machtdemonstration der Kommunisten.
Kleine Mädchen wurden mangels Niedlichkeit aus der Eröffnungsfeier entfernt, sogar Regenwolken ließ das Regime wegschießen. Aber jetzt: London! Swinging London! Eine der coolsten Städte auf dem Planeten, Mode-Metropole, Heimat von Queen Elizabeth, David Bowie, The Who, Sherlock Holmes und James Bond! Die Londoner sind weltmännisch genug, um Staus, Gedränge, orientierungslos herumirrende Touristen und ausfallende U-Bahnen stoisch zu ertragen.
An Party-Stimmung wird’s trotzdem nicht fehlen, wie ein Blick in englische Fußballstadien zeigt: Egal, wie mies der Kick auf dem Rasen, die Fanchöre verdienen jedes Mal einen Sonderpokal. Olympia 2012 hat also alles, was es für ein großes Sportfest braucht. Fehlt nur noch eine Zutat: die Heldengeschichten. Dafür sind jetzt die Sportler zuständig.
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