Im falschen Film
Düsseldorf - Die Pose war ungewohnt. Und die Laune auch. Fatmire Bajramaj, im Vorfeld zum ewig strahlenden und immer präsenten Vorzeigegirl dieser Frauen-WM gehypt, hatte die Arme verschränkt. Und die Hände oft aufs Kinn gestützt. Sie, die 23-Jährige, die ja so gerne und so häufig im Mittelpunkt steht, fühlte sich am Sonntag beim Frage-Antwort-Spielchen in Düsseldorf sichtlich unwohl. Ungewohnt unlocker kam die attraktive Fußballerin daher.
Und es war ja fast symbolisch, dass die einst aus dem Kosovo geflüchtete Nationalspielerin eine ganze Weile neben dem Podium warten musste, um sich vors Mikrofon zu setzen. Spürt sie den Druck? „Den Druck mache ich mir selbst.” Fehlt ihr die Leichtigkeit, wie ja selbst Bundestrainerin Silvia Neid sagt? „Ich habe mir den Druck selbst gemacht.”
Deutschlands umschmeichelte Werbeweltmeisterin verhaspelte sich gestern selbst bei ihren kurzen Antworten. Wie sie denn aus diesem Tal herauskommen und die „alte Lira” werde, die sich auch Neids Assistentin Ulrike Ballweg wünscht? „Indem ich Musik höre und mit Freunden telefoniere.” Auch das klang nicht wirklich glaubhaft.
„Es gab ein paar Sprüche auf dem Flur”
Aber vielleicht ist das auch alles ein bisschen viel Aufmerksamkeit für eine Frau, die schon ihren Wechsel von Turbine Potsdam zum 1. FFC Frankfurt nicht ganz geräuschlos einzufädeln wusste. Ihr alter Trainer Bernd Schröder trat übel nach und ließ nun wissen, die deutsche Nummer 19, die bunte Schuhe sammelt wie andere Briefmarken und sich auffällig schminkt wie ein Hollywood-Sternchen, sei im wahrsten Sinne des Wortes eine Randfigur, weil nicht wirklich integriert im Kader. „Zu Bernd Schröder möchte ich was sagen”, erklärte Fatmire Bajramaj nun, „was der von sich gibt, ist total unüberlegt. Darüber lachen wir nur.” Dann setzte sie ein gespieltes Lächeln auf.
Dabei ist gerade am Vorabend viel über sie gelacht worden, weil sie in der in der ARD-Sendung „Verstehen Sie Spaß?” veräppelt wurde. Dabei wurde ein angeblicher Wechsel zum US-Team Western New York Flash bekanntgegeben. Für den Ulk spannte das Fernsehteam den Manager Siegfried Dietrich ein, der Fatmire Bajramaj nach Frankfurt gelotst hatte. Dietrich berichtet in der gestellten Reportage von einer Klausel, nach der er die Spielerin ausleihen dürfe, wenn er davon wirtschaftlich profitiere. Daraufhin musste sie kräftig schlucken: „Das gibt's doch gar nicht. Das kann nicht sein.”
Klar, dass sie sich nun einige Frotzeleien im Quartier, dem Düsseldorfer Hilton-Hotel, anhören musste. „Es gab ein paar Sprüche auf dem Flur.” Und es kommt wie blanke Ironie daher, dass der falsche Film gerade weitergeht. Nur die Nebenrolle in der Nationalmannschaft mit zwei Kurzzeiteinsätzen, dafür die Hauptrolle in „Bild”, die ausführlich über ihre neue Liebe, den Paderborner Zweitligaprofi Enis Alushi, berichtete, der wie sie aus dem Kosovo stammt.
Immerhin hält der Freund ja genau wie die Familie zu ihr, und es ist deshalb kein schlechtes Omen, dass das nächste Spiel gegen Frankreich am Dienstag (20.45 Uhr) in Mönchengladbach stattfindet – ihrem Zuhause. „Darauf Freude ich mich total, da bin ich aufgewachsen, da leben meine Familie und meine Freunde.” Sie hat aber auch viele falsche Freunde. Etwa gibt es beim sozialen Netzwerk Facebook mehr als eine falsche Fatmire Bajramaj. Eine davon etwa stellt zu deutschen Spielen unter ihrem Namen immer Kochrezepte ins Netz – erst soll sie Streuselkuchen und nun Baguette empfohlen haben. „Das ist nicht von mir”, stellte sie gestern auf eine Nachfrage explizit klar. „Wir haben hier einen guten Koch, das brauche ich nicht.” Nicht auch noch.
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