Im blassen Gelb

Gelb ist nicht mehr gleich Gelb. Die mythische Farbe der Tour de France wird beschmutzt (Floyd Landis), befleckt (Alberto Contador) oder sie verblasst – wie jetzt bei Stefan Schumacher.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Zum ersten Mal fährt in Stefan Schumacher ein Profi vom deutschen Radstall Gerolsteiner bei der Tour im Gelben Trikot.
AP Zum ersten Mal fährt in Stefan Schumacher ein Profi vom deutschen Radstall Gerolsteiner bei der Tour im Gelben Trikot.

CHATEAUROUX - Gelb ist nicht mehr gleich Gelb. Die mythische Farbe der Tour de France wird beschmutzt (Floyd Landis), befleckt (Alberto Contador) oder sie verblasst – wie jetzt bei Stefan Schumacher.

„En jaune pale“, betitelte das Tour-Organ „L'Equipe" seinen Schumacher-Report, also: „Im blassen Gelb.“ Der Sieger des Zeitfahren stecke „in einem Klima der Kontroverse". Es geht vor allem um die merkwürdigen Affären in der jüngsten Vergangenheit des Schwaben vom Team Gerolsteiner.

Schon die Pressekonferenz nach dem Triumph des Deutschen war gespenstisch ausgefallen. Unter den Anwesenden herrschte Einigkeit: Selten sei ein neuer Fahrer im Gelben Trikot derart nur mit Dopingfragen und -vorwürfen befeuert worden, vor allem aus gegebenem Anlass von belgischen Journalisten. Schumacher habe herumgeeiert und eine schlechte Figur abgegeben.

Die Kontroverse war programmiert, weil Belgiens Sprintstar Tom Boonen wegen Kokain- Konsums von der Tour ausgesperrt wurde, Schumacher hingegen trotz Amphetaminen in seinem Blut starten durfte.

Die Affären Schumachers im Telegrammstil

2005 positiv wegen des Stimulanzmittels Cathin. Freispruch. Begründung: Genehmigtes Heuschnupfen- Medikament.

Veränderte Blutwerte vor der WM 2007. Keine Schutzsperre. Begründung: Durchfall- Erkrankung.

Amphetamine bei polizeilicher Blutkontrolle nach der WM. Wieder keine Maßnahmen.

Zweifel selbst im eigenen Team

Dreimal derart auffällig - kann so einer sauber sein? Selbst dem eigenen Team war der Kapitän nicht mehr ganz geheuer. Bei der letzten Team-Präsentation im Januar im Eifelstädtchen Gerolstein stand sogar eine Trennung im Raum. Den Autounfall unter Alkoholeinfluss samt Folgen nur als Privatsache zu betrachten, lehnte der verzweifelt nach einem Nachfolge- Sponsor für Gerolsteiner suchende Teamchef Hans-Michael Holczer ab. Bei seiner Laudatio erwähnte Holczer damals den Namen Schumacher, immerhin Sieger des Amstel-Gold-Races und Dritter der WM, bewusst nicht. „Es ist nicht so, dass wir zur Tagesordnung übergehen und so tun, als wäre nichts vorgefallen", sagte der missionarische Anti-Doping-Kämpfer. Es gab eine teaminterne Geldstrafe für den Star-Fahrer.

Ohnehin ist es so, dass die „harten Verhandlungen und konfrontativen Gespräche“ zwischen Holczer und Schumacher nach den letzten Vorfällen Spuren hinterlassen haben. Drei Stunden nach Schumachers Coup im Zeitfahren sprach Holczer im Team-Bus von einigen „Ungereimtheiten“ in der Vita des Fahrers, die keineswegs „fehlerlos“ sei. Als in der ARD, die sich eine kritische Haltung zu Schumacher, Valverde und Co. verordnet hat, von einem früheren Doping- Verdacht gegen Schumacher berichtet wurde, konstatierte Holczer schnöde: „Damit muss er leben.“ Dass Stefan Schumacher kritisch beurteilt wird, findet Holczer, sei „journalistische Pflicht“.

H.S.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.