„Ich wollte nie nach Hoffenheim!“
Warum sich der frischgekürte U19-Europameister Timo Gebhart nach dem Final-Triumph gegen Italien gleich wieder auf den TSV 1860 freut.
AZ: Herr Gebhart, nachts nach dem Triumph haben Sie den EM-Titel, den Sie mit der deutschen U19 errungen haben, an einer Tankstelle kurz vor Prag gefeiert, ganz ausgelassen und mit nacktem Oberkörper. Ist dieser Sieg der bisherige Höhepunkt Ihrer Laufbahn?
TIMO GEBHART (19, deutscher EM-Held): Ja, das ist ein total geiler Tag für mich. Den werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Das ist mein erster großer Titel.
DFB-Präsident Theo Zwanziger hat Sie auf der Tribüne, als er die Medaillen verteilte, lange innig geherzt.
Das ist alles so ein Wahnsinn. Ich Freude mich so. Wichtig ist, dass ich jetzt nicht nachlassen darf – und bei 1860 auch so auftreten will wie jetzt bei der Europameisterschaft. Ich weiß natürlich, dass uns dieser EM-Titel bei 1860 überhaupt nichts bringt. Es geht bei Null los.
Am Montag werden Sie bei 1860 zurückerwartet.
Ich Freude mich richtig auf das Training bei 1860, auf die Jungs. Und auf die Christl vom Löwenstüberl.
Trainer Marco Kurz will Ihnen sogar noch ein paar Tage Urlaub gönnen.
Ehrlich? Ich habe keine Ahnung, muss mal den Trainer anrufen. Schließlich bin ich ja jetzt Europameister (lacht). Ich war ja schon vor der EM ein paar Tage mit der Familie in Italien.
Bei 1860 dachten sie womöglich in der Sommerpause über einen Verkauf von Ihnen nach. Ein Transfer hätte dem Verein Millionen-Einnahmen beschert. Ralf Rangnick wollte Sie nach Hoffenheim in die Bundesliga lotsen.
Mit mir hat Rangnick nie gesprochen. Und ich habe auch nie mit Hoffenheim verhandelt. Ehrlich! Ich wollte nie nach Hoffenheim. Ich bin mit dem ganzen Herzen bei 1860. Der Berki (Berkant Göktan, d. Red.) ist ja auch geblieben, warum soll ich dann weggehen? Ich will mich in diesem Verein durchsetzen – und sonst nirgendwo. Ich will Stammspieler bei den Löwen werden, ohne aber jetzt Ansprüche zu stellen.
Bei 1860 waren Sie letzte Saison meist nur Joker.
Ich bin ja noch jung, und Bundesliga ist Männerbereich, das ist ganz was anderes als bei den Junioren. Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Ich bin bei 1860 sehr gut aufgehoben. Ich Freude mich jeden Tag, wenn ich zum Trainingsgelände fahre. Für mich gibt’s nichts Besseres als 1860 – und jetzt ganz besonders: Benny Lauth ist zurück. Von dem habe ich als kleiner Bub immer geschwärmt. Interview: Reinhard Franke