„Ich werde München die Treue halten“

Christian Blum ist einer der besten deutschen Sprinter in der Leichtathletik. Der 22-jährige gebürtige Brandenburger lebt in München, hier sagt er, wie es nach Auflösung der Startgemeinschaft Quelle Fürth/TSV 1860 für ihn weitergeht.
von  Abendzeitung
Sucht sich einen neuen Verein, will aber weiter in München leben: Christian Blum.
Sucht sich einen neuen Verein, will aber weiter in München leben: Christian Blum. © Baumann/Augenklick

Christian Blum ist einer der besten deutschen Sprinter in der Leichtathletik. Der 22-jährige gebürtige Brandenburger lebt in München, hier sagt er, wie es nach Auflösung der Startgemeinschaft Quelle Fürth/TSV 1860 für ihn weitergeht.

AZ: Herr Blum, die Startgemeinschaft der LAC Quelle Fürth und des TSV 1860 wird sich zum Ende des Jahres offiziell auflösen. Was bedeutet das für Sie?

CHRISTIAN BLUM: Seit September befinde ich mich auf Vereinssuche. Natürlich ist es schade, dass es durch die Quelle-Insolvenz mit einer Verlängerung beim LAC nicht geklappt hat, aber mir hat die Vereinsführung schon während der Saison gesagt, dass sie mich finanziell nicht mehr halten können. Von den Löwen, die ab 2010 wieder ein eigenständiger Verein sein werden, habe ich kein konkretes Angebot vorgelegt bekommen. Es hat sich offensichtlich kein Sponsor bereit erklärt, einzusteigen. 1860 hätte mich auch gereizt, da es mir in München einfach sehr gut gefällt.

Gibt es denn Interesse von anderen Klubs?

Ja, ich bin mit mehreren Vereinen im Gespräch. Es wird tendenziell eher ein Klub außerhalb Bayerns werden. Aber ich werde München und meinem Trainer Ingo Seibert definitiv treu bleiben. Nur ist es halt ein erheblicher Mehraufwand, wenn ich für einen Verein aus einem anderen Bundesland starte und dann regelmäßig dorthin pendeln muss.

Welche Folgen hat die Auflösung der Startgemeinschaft für Münchens Leichtathletik?

Die Münchner Athleten werden vom TSV 1860 übernommen. So gesehen sollte es da keine negativen Folgen geben. Bitter ist, dass die Quelle-Gelder als größte finanzielle Unterstützung wegfallen.

Letzte Woche wurden Sie aus der Werner-von-Linde-Halle, Ihrer Trainingsstätte neben dem Olympiastadion, rausgeschmissen. Warum?

Es ging da offenbar um ein Konzept für die Hallennutzung, das anscheinend nicht vorgelegt wurde. Auf jeden Fall waren nur drei Leute zum Training in der Halle, aber meiner Trainingsgruppe wurde der Zutritt dennoch verweigert. Das hatte wohl mit fehlender Kommunikation zu tun. Dennoch: Die Funktionäre können sich meinetwegen die Köpfe einschlagen, aber die Athleten dürfen darunter nicht leiden.

Gibt es in München etwa einen Mangel an Hallen?

Nein – und die Linde-Halle ist perfekt, nur muss man sie halt auch nutzen dürfen.

Abgesehn von der Vereinssuche: Welche Ziele haben Sie?

Erstmal möchte ich eine gute Hallensaison laufen, meine Leistungen aus dem Vorjahr bestätigen. Wer weiß, vielleicht ist auch der deutsche Rekord über 60 Meter möglich (6,53 Sekunden, d.Red.). Die Freiluft-Europameisterschaft 2010 in Barcelona ist natürlich das große Ziel. Ich möchte im Einzel über 100 Meter und mit der Staffel dabei sein. Irgendwann muss ich ja auch im Freien erfolgreicher werden!

Dabei hatten Sie 2009 mit 10,26 Sekunden eine schnellere Jahresbestzeit als drei Ihrer Sprintkollegen. Im Gegensatz zu denen wurden Sie aber nicht für die Heim-WM in Berlin nominiert.

Wie schon so oft musste ich verletzungsbedingt acht Wochen pausieren und kam dadurch erst spät in Tritt. Außerdem verpasste ich auch eine Teilnahme am Trainingslager mit der 4x100-Meter-Staffel, da wurde es dann schwierig. Verstehen konnte ich die Entscheidung nicht, aber ich konnte sie akzeptieren.

Sie haben die WM 2007 in Osaka, Olympia 2008 in Peking und zuletzt die Heim-WM verpasst. Das waren herbe Rückschläge für einen jungen Sprinter. Wer hilft Ihnen eigentlich, sich immer wieder zu motivieren?

Meine Familie unterstützt mich natürlich sehr. Mein Trainer und ich haben vielleicht auch Fehler im Training und in der Vorbereitung gemacht. Aber ich habe aus dieser Zeit viel gelernt. Hoffentlich bleibe ich die nächsten fünf Jahre von Verletzungen und Pech verschont, dann wäre ich im besten Sprinter-Alter.

Noch nie ist ein deutscher Sprinter die 100 Meter unter zehn Sekunden gelaufen. Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass es höchste Zeit sei, daran zu arbeiten. Glauben Sie wirklich dran?

Ja, ich glaube, das kann man schaffen. Ich setze mir gerne hohe Ziele. Das hat auch viel mit der Psyche zu tun. Wenn ich nur 10,20 laufen will, werde ich auch bestimmt nicht schneller laufen können.

Interview: Matthias Berger

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