„Ich war zu faul für Langlauf“

Ex-Ski-Springer Dieter Thoma über seine Leidenschaft Alpin Ski, Hüttenzauber, warum es in Hinterzarten so schön ist – und er seinen Onkel Georg enttäuscht hat.
AZ: Herr Thoma, Sie sind Skisprung-Experte der ARD und immer dann, wenn Schnee fällt, müssen Sie arbeiten. Haben Sie überhaupt Zeit für ausgiebige Ski- und Schnee-Ferien?
DIETER THOMA: Tja, genau das ist mein Problem – leider nicht. Aber für einige Tage im Winter reicht es dann doch. Ich bin im Winter an fast keinem Wochenende zuhause. Dementsprechend fällt es mir schwer, ausgiebig den Schnee zu genießen. Falls ich dann Zeit hätte, verbringe ich die gerne mit meiner Frau und meinen drei Kindern.
Wann und wo waren Sie das letzte Mal mit der ganzen Familie im Skiurlaub?
Skiurlaub im klassischen Sinne, den hatte ich zuletzt mit meinem Bruder. Wir waren im Ski-Camp am Kitzsteinhorn in Kaprun, bei Zell am See. Dort war ich dann auch mal privat mit dem Kollegen Michael Uhrmann zum Skifahren. Da mein Papa in Hinterzarten drei Skilifte mit der größten Flutlichtanlage in Baden-Württemberg hat, war die Not nicht sehr groß, weit weg fahren zu müssen. Meine Kinder haben dann auch den Skikurs innerhalb der Familie gemacht, da Onkel und Tante die Skischule in Hinterzarten leiten.
Sie waren einer der besten Skispringer der Welt. Aber wie gut fahren Sie Alpin Ski?
Das ist immer etwas blöd, wenn man sich selbst einschätzen soll. Wie gesagt, meinem Papa gehören drei Skilifte und dort habe ich mit drei Jahren Ski Alpin gelernt. Ich glaube, ich komme fast überall unbeschadet runter: Nicht eingerechnet mein Skiunfall, als ich mit elf Jahren gegen einen Baum gesprungen bin und mir dabei kompliziert den Oberschenkel gebrochen habe.
Sind Sie etwa, pardon, eine „Pistensau"?
Als Kind hat man das schon mal von mir behauptet, aber heute kann ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Der Baum hat wohl auch ein bisschen meinen Kopf gestreift... Aber nach all meinen Verletzungen bin ich viel ruhiger geworden, ganz ehrlich!
Können Sie denn dem sogenannten „Hüttenzauber" etwas abgewinnen? Oder sind Sie für Après-Ski einfach zu bekannt?
Gut, im Winter erkennen mich die Leute in der Regel häufiger als im Sommer, aber das gehört ja auch dazu. Ich bin gerne in einer schönen Hütte bei guter Brotzeit und Glühwein – oder einem schönen Weißbier, mehr allerdings nicht unbedingt. Bei steigendem Alkoholpegel kann der eine oder anderer Gast schon mal beim Après-Ski etwas unangenehm werden. Das kommt aber eher selten vor.
Bitte verraten Sie uns einen Geheimtipp aus Ihrem persönlichen Erfahrungsschatz: Wohin würden Sie unsere Leser gerne in die Skiferien schicken und warum?
Natürlich denken Sie jetzt, dass ich Schleichwerbung betreibe, wenn ich unser „Thoma Skizentrum" in Hinterzarten nenne, aber ich kann mit sehr gutem Gewissen diesen Tipp geben. Ich bin dort aufgewachsen, habe dort die Liebe zum Wintersport kennengelernt. Bei uns im Schwarzwald wird die Sprache des Sports gesprochen und die kommt von Herzen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist mehr als gut, das Anstehen an den Liften deutlich kürzer als bei den großen Skigebieten und die Skihütte sowie Bar sind urgemütlich. Das ist mehr als ein Geheimtipp!
In den letzten Jahren sind auch Skitouren und Skilanglauf immer populärer geworden. Haben Sie das auch schon mal versucht?
Lustig, dass Sie das fragen, da haben Sie einen wunden Punkt getroffen. Zumindest bei meinem Vater Franz. Er wollte immer, dass ich Nordische Kombination mache und meinem Onkel Georg Thoma in die Fußstapfen trete. Ja, ich bekenne, ich war wirklich zu faul für Langlauf im Hochleistungsbereich. Ich bin ein Schnellkrafttyp. Alles, was schnell ist, gehört zu mir. Meine zwei Trainingseinheiten am Tag haben mir gereicht. Herz und Lunge haben aber auch diese Ausdauerleistungen nicht zugelassen. Ich wollte immer nur springen, egal wo.
Haben Sie noch ein Expertenrezept für uns, wie man sich vor Sonne und Kälte perfekt schützt?
Bewegung, eincremen, Bewegung, eincremen und wieder Bewegung.
Letzte Frage: Wenn es in den Weihnachtsferien so richtig schön verschneit ist, was machen Sie dann gerne: Lange ausschlafen, Wellness, Schneeballschlacht?
Skispringen vielleicht? Naja, zumindest gab es als junger Kerl kein schlechtes Wetter. Mit den Jahren wird man bequemer. Wenn es so richtig schön geschneit hat, haben wir als Kinder immer „Kulischanzen“ mit der Schaufel gebaut. Die waren ziemlich groß und die Kugelschreiber haben es immerhin bis zu ca. vier Meter geschafft. Ich war dann Matti Nykänen, weil der immer gewonnen hat. Jetzt baue ich für meine Kinder eher mal eine Schneehöhle oder wir fahren Schlitten. Das geht bei jedem Wetter, vorausgesetzt, es gibt wieder Schnee nach Weihnachten.
Interview: Thilo Komma-Pöllath