"Ich stand halt unglücklich, als es ausschlug"

Markus Münch, einst Fußballprofi beim FC Bayern, besitzt und trainiert Pferde. Nach einem Huftritt lag er vergangene Woche auf der Intensivstation. Am Samstag startet er schon wieder in Riem
von  Interview: Joscha Thieringer
Erfolgreich im neuen Hobby: Ex-Bayern-Profi Markus Münch mit seinem Schimmel-Wallach Dosimo.
Erfolgreich im neuen Hobby: Ex-Bayern-Profi Markus Münch mit seinem Schimmel-Wallach Dosimo. © imago

Markus Münch, einst Fußballprofi beim FC Bayern, besitzt und trainiert Pferde. Nach einem Huftritt lag er vergangene Woche auf der Intensivstation. Am Samstag startet er schon wieder in Riem.

AZ: Herr Münch, Sie wurden im Stall von einem Pferd umgetreten. Wie geht es Ihnen?
MARKUS MÜNCH: Danke, mir geht’s schon besser.

Gebrochene Rippen, ein bedrohliches Leberhämatom: Sie lagen acht Tage im Krankenhaus, auch auf der Intensivstation!
Ja, drei Tage. Am Mittwoch bin ich rausgekommen. Aber eigentlich möchte ich gar nicht viel über den Unfall reden. Ich war halt einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Als Pferdetrainer weiß ich ja von dem Risiko, das ich beim Umgang mit den Tieren eingehe.

Haben Sie schon mal daran gedacht, was bei einem Kopftreffer passiert wäre?
Dann wäre wohl nicht mehr viel losgewesen mit mir. Aber es gibt genügend Beispiele von anderen Trainern, die es schlimmer erwischt hat.

„Ich glaub’, mich tritt ein Pferd!” – für Sie ist das jetzt mehr als ein Sprichwort.

(lacht) Das stimmt, das war nicht gerade angenehm. Als mich die Hufe in der Bauchgegend trafen, hatte ich natürlich erstmal heftige Atemprobleme. Danach bestand die Gefahr, dass meine Leber unter dem Druck des Blutergusses reißt, deshalb stand ich unter intensiver Beobachtung der Ärzte. Jetzt geht es mir wieder recht gut, die Schmerzen sind, auch dank der Medikamente, erträglich. Ich darf natürlich kein Risiko eingehen: nicht schwer tragen, ausruhen und so. Noch vier bis sechs Wochen, sagen die Ärzte.

Haben Sie dem Übeltäter schon verziehen?
Klar, es ist ja noch ein sehr junges Pferd. Das sind eben keine Maschinen, jedes reagiert anders, so etwas kommt vor. Ich stand halt einfach unglücklich, als es ausschlug.

Haben Sie sich mal die Frage gestellt, ob Sie sich nach Ihrer Fußballkarriere das richtige Hobby ausgesucht haben?
Nein, überhaupt nicht! Ich liebe diesen Sport, ich habe ein super Team, und auch meine Frau und die Kinder unterstützen mich dabei sehr.

Wie kam es überhaupt zu Ihrer neuen Leidenschaft?

Als ich für Mönchengladbach gespielt habe (2001 bis 2003, d.Red.), habe ich in der Nähe der Düsseldorfer Rennbahn gewohnt und war häufiger dort. Ein Freund, der Rennpferde gezüchtet hat, hat mir damals einen Anteil an einem Pferd geschenkt. Aber ich hatte nicht besonders viel Zeit, mich zu kümmern. 2005, nach meiner Fußballkarriere, bin ich mit meiner Familie nach Heidelberg gezogen. Und weil ich nicht gerade der Typ fürs Daheim-Rumsitzen bin, habe ich mir ein neues Hobby gesucht. 2006 habe ich mit der Pferde-Zucht begonnen und anschließend auch noch die Besitzertrainer-Lizenz erworben.

Offensichtlich mit Erfolg: 2010 haben Sie mit Ihrem Rennstall „mm-racing” einige Siege feiern können.
Ja, vor allem den Sieg im Hannover Listenrennen hat uns wohl niemand zugetraut. Wir sind ja mit unseren neun Rennpferden ein sehr kleiner Stall, da hat man es gegen die großen Gestüte nicht leicht. Ich kann mir nicht einfach für eine Viertelmillion ein Pferd kaufen. Ich muss darauf achten, dass die Bilanz stimmt.

Hat Ihnen Ihr Status als Ex-Fußballprofi geholfen, in der Galoppszene Fuß zu fassen?
Im Gegenteil, als Nobody wäre es wohl einfacher gewesen, hineinzufinden. Aber die Leute haben schnell gemerkt, dass ich es ernst meine. Top-Jockeys wie Filip Minarik oder Eduardo Pedroza reiten gerne für mich, weil sie wissen, dass meine Pferde immer top vorbereitet sind. Besonders stolz macht mich, dass ich sagen kann: Wir haben jedes unserer Pferde verbessert.

Stall-Gummistiefel liegen Ihnen nun also mehr als Fußballschuhe?

Na ja, Gummistiefel trage ich ja nur bei schlechtem Wetter. (lacht). Und für die Bayern-Allstars schnüre ich immer noch gerne die Fußballschuhe, das Kicken mit den alten Kollegen macht mir Riesenspaß. Leider musste ich wegen des Unfalls unser Spiel am Freitag in Metzingen absagen. Auf den Saisonstart mit meinen Pferden in München Freude ich mich allerdings schon riesig.

Sie werden also am Samstag – nur drei Tage nach der Entlassung aus der Klinik – in Riem an der Bahn stehen?
Natürlich! Ich werde mich etwas zurücknehmen, aber wir mussten den Saisonstart wegen meines Unfalls eh schon um eine Woche verschieben. Mein Team ist schon super heiß, die Pferde sind top vorbereitet.

Was bedeuten Ihnen, als ehemaligem Bayern-Spieler, Rennen in München-Riem?
München ist meine zweite Heimat, ich bin ja bereits als 15-Jähriger zum FC Bayern gegangen. Aber ich bin nicht nur gern in der Stadt unterwegs, sondern auch die Rennbahn finde ich toll: Sie ist sehr fair, weil sie so lang und breit ist, dort gewinnen eigentlich immer die schnellsten Pferde.

Und das werden am Samstag die von Ihnen sein?
Mal sehen, drei Siege müssen’s nicht unbedingt werden, aber ich erwarte schon ordentliche Rennen.

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