"Ich muss meine Klappe halten"
Keke Rosberg, einst selbst Weltmeister, will seinem Sohn Nico nicht mehr reinreden und zieht sich zurück: "Nicos Welt ist anders".
MELBOURNE Keke Rosberg hat gelernt, loszulassen. Während sein Sohn Nico (22) sich in Australien auf das erste Saison-Rennen vorbereitet, hat der Senior, 1982 im Williams selbst Weltmeister, Urlaub gemacht. Mit ein paar Freunden reiste der Finne an den Polarkreis, zum Angeln im Eismeer.
Nico braucht den Vater auch nicht mehr. Und Keke Rosberg, der nach seiner aktiven Rennfahrerzeit unter anderem Manager des zweifachen Weltmeisters Mika Häkkinen war, fügt sich seinem Schicksal. Nach dem Ende der letzten Saison beendeten Vater und Sohn ihre geschäftliche Beziehung. Keke handelte noch den neuen Williams-Vertrag für den Filius aus, danach zog er sich zurück. „Ich bin nur noch Vater“, sagt er, „und ich musste die für einen Vater schmerzhafte Erfahrung machen, dass man den Jungen nicht ewig beschützen und ihm Ratschläge geben kann.“
Nico Rosberg hat sich vor seinem dritten Jahr in der Formel 1 endgültig abgenabelt vom Vater. Vom Vater, der ihn einst in ein Kart setzte, damit sie mehr Zeit miteinander verbringen könnten. Vom Vater, der aus Marketinggründen einst darauf bestand, dass sein in Wiesbaden geborener Sohn die Staatsbürgerschaft seiner Mutter bekommen sollte.
Heute spricht Nico Rosberg, der mit seinen Eltern in Monte Carlo aufgewachsen ist und noch immer dort lebt, fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Finnisch versteht er dagegen noch nicht einmal richtig. Und von seinem Vater hat er zwar das Talent, nicht aber seinen ramboartigen Fahrstil geerbt. „Nico ist viel reifer und professioneller, als ich es damals war“, sagt Rosberg senior, „ich habe meinen Eltern viel Kummer bereitet als ich jung war. Er hat noch nie Mist gebaut.“ Ein Sohn, wie ihn sich Eltern nur wünschen könnten. „Ich muss doch besser sein als mein Vater“, sagte Nico einmal, „der hat ja schließlich auch geraucht.“ Und schon zu Rennfahrerzeiten stolz eine kleine Wampe vor sich her getragen.
Nico Rosberg dagegen, dieser Einser-Abiturient, der sein Aerodynamik-Studium für die Rennfahrerei hingeschmissen hat, geht mindestens ein Mal am Tag ins Fitness-Studio. Er gehört jener neuen Rennfahrer-Generation an, die dem Erfolg auf der Strecke alles unterzuordnen scheint. „Nicos Welt ist anders als meine damals“, sagt Keke, „vielleicht lässt er sich deswegen auch nichts mehr sagen von mir.“
Es hat deswegen einige Konflikte gegeben zwischen Vater und Sohn, „ich habe einmal mitgekriegt, wie er sich laut bei seinem Ingenieur beschwert hat, dass ich ihm nichts zutrauen würde“, sagt Keke. Heute aber gibt er zu: „Nico hatte Recht. Ich muss meine Klappe halten, ich muss mich zwingen, meine Klappe zu halten, wenn es ums Rennfahren geht. Er muss seine eigenen Erfahrungen machen.“
F. Cataldo, P. Hesseler
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