„Ich habe leider keine zwei Herzen“

Wenn Hachings Volleyballer Patrick Steuerwald am Donnerstag im vierten Finale gegen Bruder Markus spielt, fiebert die Mutter der beiden mit.
AZ: Frau Steuerwald, am Donnerstagabend tritt Generali Haching in Friedrichshafen zum vierten Volleyball-Finalspiel an. Ihre beiden Söhne spielen gegeneinander. Wie nervös ist die Mama?
LYDIA STEUERWALD: Markus steht bei Friedrichshafen gerade in der Ecke, er ist Ersatzspieler. Ich habe leider keine zwei Herzen. Ich bin als Mutter zufrieden, wenn die Jungs auf dem Feld stehen und eine ordentliche Leistung bringen. Am Schluss soll der Bessere gewinnen. Der andere wird von der Mama getröstet.
Markus spielt beim größeren Verein, beim VfB Friedrichshafen, dem FC Bayern des Volleyballs. Aber Patrick ist als Stammspieler in Haching derzeit im Vorteil...
Markus hatte allein durch seine Champions League-Spiele mit dem VfB schon mehr Erfolge als der Patrick, aber ich finde es schön, dass er jetzt auch mal am Zug ist.
Sie sind offensichtlich eine richtige Volleyballfamilie.
Ja. Selbst unser Kleiner, der Lukas
Sehen Sie alle Spiele Ihrer Söhne?
Nein, bei Patrick ist die Entfernung nach Haching zu groß. Wir wohnen in Hausach, das ist 15 Kilometer weg von Friedrichshafen. Dort sind wir oft. Auch, weil Markus noch zur Schule geht und ein Stück Unterstützung braucht.
Am Donnerstag fiebern Sie in der Halle mit.
Natürlich! Gerade wenn beide Jungs gegeneinander spielen, versuchen wir dort zu sein.
Sind Sie arg nervös?
Nein, wir kennen das schon so lange. Ich will jeden Spielzug meiner Jungs auf der Tribüne mitverfolgen und genießen. Das ist nicht so, dass ich wegschaue oder rausgehe, weil ich zu nervös bin. Es ist aufregend. Und wenn es spannend ist, will ich es sehen.
Was unterscheidet eigentlich Ihre Söhne?
Markus ist lockerer als Patrick. Aber wenn sie auf dem Feld stehen, möchten beide gewinnen. Das Schlimme ist, dass die Jungs so früh von zu Hause weg sind, dass ich gar nichts mehr zu den charakterlichen Unterschieden sagen kann. Jedenfalls leben beide für den Volleyball.
Aber das Leben besteht bei den Söhnen nicht nur aus Volleyball, oder?
Nein. Patrick studiert in Ansbach internationales Sportmanagement. Und Markus, der erst 20 ist, macht sein Abitur.
Es wäre doch schön, wenn Ihre Söhne in einer Mannschaft spielen würden. Sie würden Reisekosten sparen.
Stimmt, aber eigentlich ist das egal. Wichtig ist, dass sie sich wohlfühlen.
Wie oft trifft sich die Familie?
Es ist ganz schwierig, alle unter einen Hut zu kriegen. Markus ist auch nicht mehr zu Hause. Er wohnt in Eriskirch. Wir haben schon Geburtstagsfeiern verlegt, damit sie auch dabei sein können. Beide spielen ja auch in der Nationalmannschaft und da kann man schlecht planen. Ich würde sie gerne öfter sehen.
Und wie oft wird telefoniert?
Je nachdem, manchmal mehrmals täglich, manchmal nur zweimal die Woche.
Eltern sehen es immer gerne, wenn die Kinder etwas „Anständiges“ lernen...
Das sehe ich genauso. Meine Jungs müssen schauen, dass sie ihre Ausbildung machen. Es ist wichtig, dass der Markus sein Abitur macht und Patrick sein Studium. Nur Volleyball geht nicht.
Und Ihr Tipp für Donnerstag?
Muss ich mich festlegen? Dann lege ich mich ja mit meinen Söhnen an (lacht) . Ich denke, es gibt am Sonntag ein fünftes Finalspiel.
Interview: Reinhard Franke