"Ich gönn's ihm von Herzen"

SCHLADMING Tipps für den Slalom am Sonntag gab's von Alberto Tomba für Felix Neureuther nicht mehr, dafür eine Einladung: „Der Alberto hat gemeint”, erzählte Neureuther", „er wär' heut' Abend im Deutschen Haus und ob ich nicht auf ein Glasl vorbei kommen wolle...” Tomba wird mit jemand anderem anstoßen müssen. Zu feiern gibt's beim DSV noch nichts: Neureuther wurde im Riesenslalom mit 2,78 Sekunden Rückstand Zehnter, Fritz Dopfer landete auf Platz sieben, eine halbe Sekunde hinter Bronze, das sich Manfred Mölgg sicherte, hinter Marcel Hirscher und Triumphator Ted Ligety, der schon seinen dritten WM-Titel in Schladming einfuhr.

Als der US-Boy in den Zielhang einbog, sagte Hans Knauss, ORF-Kommentator und Riesenslalom-Vizeweltmeister 2003: „Schaut's her, liebe Kinder: So geht Riesenslalom.” Seit vier Jahren ist Ligety in seiner Lieblingsdisziplin nicht mehr ausgeschieden, und etwas anderes hätte ihn nicht mehr am Sieg hindern können. 1,3 Sekunden betrug sein Vorsprung auf Aksel Lund Svindal, 1,31 Sekunden auf Hirscher, den Rückenprobleme ärgerten. Als er sich aus dem Starthäuschen warf, fragte Knauss seinen TV-Kollegen: „Bist auch ein bissl nervös?” Nach Ligetys Lauf gab es keinen Grund mehr, nervös zu sein – zu gewaltig war seine Dominanz. „Das war heute eine Demonstration”, lobte Kumpel Neureuther, „wie das ganze Jahr über schon. Ich gönn's ihm von Herzen. Ein absolut verdienter Sieger. Genau so musste es ausgehen: Ligety vor Hirscher.”

Am Tag zuvor hatte das Trio noch zusammen trainiert, auf dem selben Lauf, mit Zeitnahme. Wer gewann, bleibt ihr Geheimnis. Aber dass sich die Drei ordentlich hochgeschaukelt haben, davon kann man ausgehen. Neureuthers Fazit: „Eine Medaille wäre für mich eine Riesen-Sensation gewesen. Im ersten Durchgang war es eine von oben bis unten extrem verkorkste Fahrt. Das war mir echt eine Lehre. Auf so einem Hang geht's halt nicht mit der Brechstange. Auf den Slalom am Sonntag freut er sich jedenfalls: „Da sind die Chancen noch wesentlich größer.”